Prügelei im Gaslicht

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Auf der RPC waren dieses Jahr eine ganze Reihe interessanter Stände zu finden – wie eigentlich jedes Jahr -, aber es gab auch eine überraschend große Anzahl Stände, die eigentlich etwas anderes anbieten, aber dennoch auch kleine Brett- oder Kartenspiele hatten. Leider waren diese dadurch schwierig zu finden, weil diese Angebote meist durch das Hauptangebot untergingen.

Einer dieser Anbieter war das Amt für Ætherangelegenheiten, eine Webseite, auf der eine steampunkge Webserie über eben dieses Amt erscheinen soll. Neben der Präsentation der Webserie (oder besser: der Arbeiten an selbiger, denn bislang sind nur zwei Trailer und ein Poster zu bewundern) wurde auch ein kleines Würfelspiel angeboten, das von den GentleZen Studios entwickelt worden war, und das einen Boxkampf in viktorianischen Zeiten simuliert. Kämpfer sind natürlich nicht die viktorianischen Gentlemen, die schauen nur zu wie sich 'der Pöbel' – bezahlte Kämpfer (wenn sie gewinnen) prügelt.


Auf der RPC wurde das Spiel in einem Luftpolster-Umschlag vertrieben, anscheinend ist das auch die Standard-Verpackung. Mehr braucht das Spiel aber auch nicht, das Material passt hervorragend hinein. Man findet in dem Umschlag:

  • je sieben Würfel in Grau und Schwarz
  • 2 Lebenspunktemarker
  • 2 Marker für Anerkennungspunkte
  • ein Regel-„Heft“
  • ein Hintergrund-„Heft“

Die Bezeichnung als "Heft“ ist recht großzügig gewählt, denn im Endeffekt handelt es sich bei beiden um jeweils ein doppelseitig Bedrucktes Blatt in DIN A4, als als Triptychon gefaltet wird. Hierbei dient das Hintergrund-Heft gleichzeitig auch als Spielbrett.

Bein ersten Durchlesen wunderte ich mich über die scheinbar zufällige Anordnung der sechs Seiten auf dem Blatt, inzwischen ist mir aber aufgegangen, dass die Reihenfolge ihren Sinn hat: Die Seite eins ist oben, wenn man diese auffaltet, sieht man Seiten 2 und 3, und wenn man noch einmal aufklappt, sieht man die Seiten 4-6. Ich hatte nur das Blatt sofort aufgefaltet und mich dann über die Reihenfolge 2-6-1 auf der einen Seite gewundert…

Die Würfel sind kleine Holzwürfel (10 mm) mit goldenen Punkten, auch die anderen Spielfiguren sind aus Holz. In meiner Version (es gibt noch eine andere mit etwas anderen Figuren) sind die Anerkennungspunkte-Marke violette Fässchen, die beiden Lebenspunktemarker sind ein naturfarbener und ein weiter Pöppel mit Zylinder. Die Materialien sind bereits nach Spieler sortiert in zwei Ziplock-Tütchen vorhanden – jeder Spieler erhält nur sechs der Würfel der einen Farbe und einen der anderen.

Das Spielfeld zeigt (zweimal) einen Lebenspunktebalken von 1 bis 20, und einen Anerkennungspunktebalken von 1 bis 5. Zu Spielbeginn wird nur der Lebenspunktemarker auf 15 Punkte gestellt.

Nachdem der Startspieler zufällig bestimmt wurde, beginnt das Spiel.

Wer an der Reihe ist, wirft hierfür alle sieben Würfel, die sechs gleichfarbigen als Angriff, der andersfarbige als Aktion. Man darf auch bis zu zweimal beliebig viele Würfel nachwürfeln – auch der Aktionswürfel darf noch einmal gewürfelt werden.

Zeigt letzterer eine 6, erhält man einen Lebenspunkt hinzu (bewegt seinen Marker entsprechend). Bei einer 1 gibt es hier stattdessen einen Anerkennungspunkt, der mit dem Fässchen markiert wird. Aber auch eine 2-5 kann nützlich sein, siehe unten.

Mit den Kampfwürfeln kann man dem Gegner Schaden zufügen, wobei man mit einer 1 einen Punkt Schaden macht, zwei 2er verursachen zwei Punkte, drei 3er drei Punkte etc. Damit man aber nicht einfach alles auf 1 würfelt, wird nur eine Gruppe – die stärkste – gewertet, es sei denn, man hat eine 6 bei den Angriffswürfeln: mit dieser kann man zwei Gruppen kombinieren. Mit zwei Sechsern kann man so auch drei Gruppen kombinieren (1, 1, 2-2 oder 1, 1, 1, für mehr fehlen einem einfach die Würfel). Wenn der Aktionswürfel am Ende eine Zahl zeigt, die der eines Angriffs gleicht, kann man – so man hat – einen Anerkennungspunkt ausgeben und den Angriff dieser Würfelgruppe einen Punkt stärker machen.

Man kann auch einen Anerkennungspunkt verwenden, um den Aktionswürfel als Angriffswürfel zu verwenden (und so z.B. die dritte 3 einer Gruppe 3-3-3 zu erhalten, sowohl als Angriff als auch zum Blockieren).

Der Angegriffene kann sich natürlich auch verteidigen, was mit dem ersten Wurf der Runde des Gegners geschieht. Mit diesem Wurf kann er gleiche Gruppen von Angriffswürfeln blockieren – also nicht beispielsweise mit vier 4en einen Angriff von 333-6-1. Zum Blockieren eines Kombinationsangriffs benötigt man allerdings keine 6.

Zum Blocken verwendete Würfel müssen, alle anderen Würfel dürfen im zweiten Wurf für den Angriff nachgewürfelt werden, ein drittes Nachwürfeln ist natürlich wieder möglich.

Durch diesen Blockier-Mechanismus ist es sinnvoll, den Schaden erst abzuziehen, wenn der Blockier-Wurf ausgeführt wurde – allerdings kann man dann nicht sage 'OK, Du blockierst die 3-3-3, dann nehme ich eben die 2-2'.

Wenn die Lebenspunkte eines Kontrahenten auf 5 oder weniger fallen, wird der nächste Treffer nur gewertet, wenn er den Kämpfer auf genau 0 Punkte bringt und damit K.O. schlägt. Diese sog. K.O.-Zone ist auf dem Spielbrett auch markiert. Dumm, wenn man nur einen Punkt vor dem Sieg steht, und eine 1-333-4-2 gewürfelt hat: in der K.O.-Zone muss man immer den maximal möglichen Wert nehmen, hätte also in o.g. Fall auch bei 1-1-2-4-5-6 Pech, da 1-6-1 zwei Punkte Schaden bedeuten würden. Natürlich kann man auch versuchen, diesen K.O.-Schlag zu blocken (bei einer Kombination reicht es dann sogar, einen Teil zu blocken).

Wer als erster auf 0 Punkte fällt, ist K.O. und hat verloren.

Das ganze ist ein schnelles Beer-n-Pretzels-Spiel, das aber den Flair so eines Kampfes ganz gut 'rüberbringt. Ob man hiermit tatsächliche Kämpfe dieser Art nachspielt, oder man das Spiel in einem Rollenspiel als In-World-Spiel verwendet, ist dabei sogar ziemlich egal. Es ist sicher kein Abendfüller – schon alleine, weil eine Partie meist schon innerhalb von 10 Minuten beendet ist (die Spielregel gibt eine Spieldauer von 10-20 Minuten an), aber als Absacker oder schnelles Zwischendurch-Spiel ist es ganz nett, und macht unheimlich Laune, obwohl man nicht allzu viel planen kann. Aber in seinem Segment schlägt es meiner Meinung nach beispielsweise Yahtzee um Längen.

Hersteller GentleZen Studios
Autoren Jörg-Sven & Sandra Pispisa
Künstler Geroge P. Schnyder (Design, Bilder sind lt. Angabe alle Public Domain)
Spieler 2
Denken 4
Glück 8
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 10 € (+ 2€ Versand)

Ein Kommentar

  1. Würfelheld sagt:

    Tja da bin ich wohl dran vorbeigestolpert.
    Danke für den Tipp …

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