Hot Tin Roof
Mayfair ist ein ziemlich alter Spieleverlag in den USA, dort vor allem bekannt für seine Eisenbahnspiele und als Hersteller der amerikanischen Lizenzausgaben von vielen anderen Spielen, u.a. den Siedlern von Catan. Aber auch mehr oder weniger originale Spiele werden verlegt, manchmal sind aber auch diese 'originalen Spiele' Lizenzausgaben.
Eine besondere Version dieser Lizenzen sind Spiele, die von einer Spiele-Agentur angeboten werden. Diese hat dann schon die notwendigen Vorarbeiten erledigt, wie zum Beispiel die Tests. Auch weiß die Agentur, welcher Verlag welche Art Spiele bevorzugt, und kann entsprechend passende Spiele anbieten. Eine solche Agentur ist das Studio Giochi, das eine Zeitlang mit der 'Venice Connection' selbst Herausgeber war, nachdem Studio Giochi und die Venoce Connection nach dem Tod von Alex Randolph zusammengegangen waren. Inzwischen ist Venice Connection Teil von Stupor Mundi, und Studio Giochi arbeitet nur noch als Agentur. Chef der Kreativabteilug von Studio Giochi ist Leo Colovini, Schüler von Randolph und Autor des Spiels Hot Tin Roof, um das es hier geht.
Im Spiel geht es um das Verhalten von freilaufenden Katzen, die – scheinbar – willkürlich auf den Dächern der Stadt erscheinen, aber in Wirklichkeit (wie jeder Katzenkenner weiß) ein Spiel spielen, in dem es um wichtigeres geht als um sonnige Plätzchen für den Mittagsschlaf: um Sardinen und große Fische. Weder Liz Taylor noch Robert Wagner oder gar Tommy Lee Jones sind hier zu finden.
In der Schachtel findet man:
- 16 Katzenfiguren, in vier (Spieler-)Farben jeweils zwei Figuren in zwei Posen
- 12 Zufluchten, je 3 in jeder Farbe
- 24 Laufplanken (Seemänner sagen auch 'Katzengang‘)m je 6 in jeder Farbe
- 73 Sardinenbüchsen-Marker
- 14 Fisch-Marker
- ein Spielbrett
- 50 'Heimat‘-Karten
- ein Regelheft auf Englisch
Die Regel kann man bei Studiogiochi herunterladen. Sie ist kurz und einfach gehalten.
Die Marker und Karten stecken in dicken Stanzbögen, in denen sie ziemlich fest sitzen, aus denen man sie aber herauslösen kann. Glücklicherweise gilt das weniger für die Karten, diese lassen sich sogar leicht herauslösen. Und diese sind das einzige, was zufällig verwendet werden muss…
Die Katzen (je 2 sitzende und 2 liegende pro Farbe) sind sehr… kawaii… süß. Sehr schön gemacht.
Besonders sollte man das Spielbrett erwähnen, das eine schöne nächtliche Stadt darstellt. Nett auch die Insider-Witze auf der Karte: die Gebäudenamen sind alphabetisch sortiert, und es gibt hier auch Namen wie die Addams-Residenz (die Filmfamilie lässt grüßen), die Fenlons (Pete Fenlon ist Studio Manager bei Mayfair, und vielen vielleicht auch noch bekannt als President von ICE, als diese noch MERS herausgaben), die Dontanvilles (Morgan Dontanville ist Art Director), Colonvinis (siehe Autor) oder die Kims (Kim Marino arbeitet im Customer Service). Sogar die Pollites (Pollitts, die Familie im Theaterstück) und Ives (Burl Ives war einer der Darsteller bei der Welturaufführung und im Film) sind wiederzufinden.
Die Katzenfiguren sind nett gestaltet, in jeder Farbe ein sitzendes und ein liegendes Paar. Die Farben sind auch gut zu unterscheiden: tiefschwarz, grau, weiß und orange, eben typische Katzenfarben. Meine Spielrunde hatte über die Formen ausnahmsweise einmal nichts zu lästern.
Jeder Spieler erhält zunächst einmal alle Figuren, Zufluchten und Laufplanken einer Farbe sowie 10 Sardinendosen. Bei drei Spielern werden 12, bei vier Spielern alle 14 Fische als Fischmarkt ausgelegt. Außerdem werden auf fünf speziellen Feldern auf dem Spielbrett (‚Mülleimer‘) Fische und auf drei der fünf Felder auch je eine Heimatkarte ausgelegt.
Beginnend mit dem Startspieler (Startspieler-Witz: der Spieler mit den längsten Schnurrhaaren, bei Gleichstand der Spieler, dessen Atem am meisten nach Fisch riecht) hat jeder Spieler, wenn er an der Reihe ist, drei Dinge zu tun.
Zunächst einmal muss er einen Einsatz leisten in Höhe von fünf Sardinendosen. Wer nicht genug Sardinendosen hat, kann auch einen Fisch, wenn er einen hat, in zehn Sardinendosen umtauschen (man kann auch zehn Sardinendosen in einen Fisch, der nicht mehr auf dem Fischmarkt liegt, tauschen). Wer auch keinen Fisch mehr hat, für den endet die Runde sofort; man erhält dann nur noch zwei Sardinendosen – in der Hoffnung, damit den Einsatz der nächsten Runde zahlen zu können. Das geschieht aber nur äußerst selten. Der Einsatz wird gleichmäßig auf die fünf Mülleimer verteilt.
Anschließend darf man einen Mülleimer wählen. Man erhält dann von dem Mülleimer zum einen die dort befindlichen Sardinenbüchsen, zum anderen je nach dem Eimer entweder die dort liegende Heimat-Karte, einen Laufsteg oder eine Zuflucht. Letztere bedeuten, dass man einen entsprechenden Marker aus dem Vorrat auf das Spielfeld legt, oder, wenn die Marker bereits alle dort sind, einen umlegt. Zufluchten 'reservieren' sozusagen ein Haus der Stadt für eine Katze, Laufplanken verbinden Häuser.
Eine Heimat-Karte kann nur genommen-Werden, wenn man noch Katzenfiguren 'frei‘, also nicht auf dem Brett hat. Es werden dann nämlich sofort zwei gleiche Figuren auf die beiden angegebenen Häuser gesetzt, die man zusammenbringen soll. Diese Zusammenführung erfolgt im dritten Schritt einer Runde, dem Katzenrennen.
Hierbei darf man seine Katzen beliebig weit über die Dächer bewegen. Allerdings darf man nur die weißen Wege und die Laufplanken verwenden, so dass zu Spielbeginn noch keine Katze ihr 'angestammtes' Dach verlassen kann. Wer auf dem Weg über eine Laufplanke eines anderen Spielers geht, muss diesem als Zoll eine Sardinenbüchse geben. Jede betretene Zuflucht kostet sogar zwei Sardinenbüchsen. (Die Zuflucht, auf der eine Katze durch die Heimat-Karte eingesetzt wird, ist gratis.) Dafür erhält man, wenn die beiden gleichen Figuren zusammenkommen, einen Fisch vom Markt und darf die beiden Figuren zurücknehmen.
Das Spiel endet sofort, sobald der letzte Fisch vom Markt genommen wird. Für jedes Katzenpaar, das noch auf dem Spielbrett steht, darf man dann wählen: entweder man zahlt 15 Sardinenbüchsen oder bringt sie zusammen und bezahlt die Nutzungsgebühren für dazwischen liegende Zufluchten und Laufplanken. Neue Planken oder Zufluchten darf man aber nicht mehr legen.
Es gewinnt dann, wer die meisten Sardinenbüchsen (ein Fisch = 10 Büchsen) hat, bei Gleichstand gewinnt der von diesen Spielern der vom spielbeendenden Spieler aus gesehen als nächster an der Reihe gewesen wäre.
Es ist von den Regeln her kein allzu schwieriges Spiel, aber man sollte sich nicht vertun. Die Entscheidung, welchen Mülleimer man nimmt, ist oftmals nicht allzu leicht, und auch die korrekte Platzierung von Zufluchten und Laufplanken will gut bedacht sein. Ein Spiel, das einem Spieler mit Analyseparalyse jede Menge Chancen gibt, seinem Pferdchen die Sporen zu geben.
Das Spielende kommt meist ziemlich plötzlich. Wenn die meisten Wege erst einmal geschaffen sind, verschwinden die Fische auf einmal ziemlich schnell.
Ansonsten ist das Spiel allerdings eher für Gelegenheitsspieler gedacht, auch weil es in der Regel eher kurz ist: die auf der Schachtel angegebenen 30-60 Minuten sind eher hoch gegriffen. 20-40 dürfte es eher treffen. Vielspieler dürften sich eher unterfordert fühlen.
Als Familienspiel, bei dem auch Leute mitspielen, die ansonsten mit Spielen weniger am Hut haben, ist es aber gut geeignet. Schön, dass Mayfair-Spiele seit dem Zusammenschluss mit Lookout auch in Europa besser erhältlich zu sein scheinen.
Hersteller | Mayfair Games | |
Autor | Leo Colovini | |
Künstler | Cory Godbey, Vicki Pauli | |
Spieler | 3-4 | |
Denken | 7 | |
Glück | 4 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | US-$ 35, also ca. 27,50 (UVP) |
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