Waggle Dance
Auf der Spiel wurden nicht nur eine ganze Reihe von Crowdfunding-Projekten angekündigt, die in den nächsten Wochen und Monaten das Licht der Welt erblicken sollen – es waren auch viele Spiele zu finden, die auf diesem Weg finanziert worden waren.
Eines der Spiele, die über Kickstarter finanziert wurden, ist Waggle Dance, das wir seinerzeit bei Projektstart auch in unserer Kolumne Finanzexperten erwähnten. Der Verlag, Grublin, sitzt in Großbritannien, genauer in Penzance – ja, der Ort, nach dem die Piraten in der komischen Oper ihren Namen haben.
Das Spiel wurde – für Kickstarter beinahe schon ungewöhnlich – komplett im Rahmen des Produktionsplanes produziert und die ersten Exemplare auf der SPIEL an die Backer ausgeliefert. Wir haben ein Exemplar als Rezensionsexemplar erhalten und schon getestet.
In der Schachtel findet man:
- 1 Karte Tag/Nacht
- 1 Freiwilligenwürfel
- 12 weiße Eiermarker
- 12 Aktionskarten A-G, von ihnen D sechsmal
- 41 Bienenkönigin-Karten
- 48 Wabenplättchen
- 72 Arbeiterbienen in 4 Spielerfarben
- 90 Nektarwürfel (in 6 Farben)
- die Spielregel auf postergroßen Bögen auf Englisch, Deutsch, Französisch und Polnisch
Das Material sieht hervorragend aus. Die Arbeiterbienen sind sechsseitige Würfel mit Bienen an Stelle der Einsen, die Farben sind so gewählt, dass auch farbenblinde Spieler mit ihnen wenig Probleme haben sollten. Leider sind die Nektarwürfel (einfache Holzkuben, keine Würfel mit Zahlen) nicht so leicht zu unterscheiden – auch nicht farbenblinde Spieler hatten mit ihnen ein wenig Probleme.
Die Karten haben gute Qualität, die Wabenplättchen stecken in Stanzbögen, aus denen sie gut herausgelöst werden können.
Neben den Farben der Nektarwürfel ist auch die deutsche Übersetzung der Spielregel ein wenig enttäuschend: die Übersetzung sieht zwar auf den ersten Blick professionell aus, aber dann stolpert man über einen Satz wie "Für eine Partie zu Dritt gelt en (sic!) ähnliche Regeln wie bei einer Partie zu Dritt“ (!). Wenn man in der englischen Version nachsieht, stellt man fest, dass das erste "zu Dritt“ hier eigentlich "zu Zweit“ heißen müsste. Auch heißt es "Schnellstart“ bzw. "Quick Start“, aber das Poster beinhaltet bereits die kompletten Regeln.
Wer sich selbst überzeugen will, kann die Regeln auch von der Webseite von Grublin Games herunterladen. Auf der verlinkten Webseite gibt es auch (englische) Regeln für eine Solospiel-Variante.
Das Spiel beginnt damit, dass jeder Spieler sechs (Würfel-)Bienen seiner Farbe und drei Wabenplättchen erhält, die Aktionskarten in Reihenfolge ausgelegt werden, und zehn der 14 verfügbaren Bienenköniginnen-Typen (jede Karte gibt es dreimal) gewählt werden, gemischt und der 30-Karten-Stapel ausgelegt wird. Die Wabenplättchen werden mit der graueren (Nektar-)Seite nach oben ausgelegt.
Eine Spielrunde besteht immer aus zwei Phasen, einer Tagphase und einer Nachtphase.
In der Tagphase würfeln alle Spieler ihre Arbeiterbienen und dürfen diese dann auf die Karten legen, um die Aktionen anzuzeigen, die nachts durchgeführt werden sollen. Einmal gewürfelt, darf eine Biene nur auf eine andere Zahl gedreht werden, wenn man eine Königinnen-Karte hat, die das ermöglicht. Leider haben die anderen Spieler auch Bienen, die etwas tun sollen, und so kommt man sich ins Gehege.
Die meisten Aktionskarten haben sechs Auslageplätze, nummeriert von 1 bis sechs – es darf immer nur eine Biene auf einen Platz gelegt werden, die dieselbe Würfelzahl zeigt. Nur Option D (Nektar sammeln) darf beliebig häufig ausgeführt werden. Neben den Aktionskarten kann man seine Bienen allerdings auch auf Waben setzen, damit sie dort arbeiten.
Es beginnt immer der Spieler, der gerade die Tag-/Nachtkarte hat – in jeder Runde wird die Karte einen Spieler weiter gegeben. Bei Spielbeginn hat die Karte laut Startspieler-Witz der Spieler, der zuletzt Honig gegessen hat. Nachdem dieser Spieler eine Biene gesetzt hat, ist der nächste Spieler an der Reihe, und so geht es reihum weiter. Bereits besetzte Felder auf den Aktionskarten dürfen hierbei nicht noch einmal besetzt werden – überzählige Bienen kann man auf Nektarkarten einsetzen (je nach Würfelzahl erhält man Nektar verschiedener Farben) sowie auf den eigenen Bienenwaben.
Nachts werden die Aktionen dann in einer bestimmten Reihenfolge abgearbeitet. Zunächst einmal erhalten die Spieler, die hierfür eine Biene eingesetzt hatten, eine zusätzliche Wabe – allerdings nur, so lange noch Waben vorhanden sind. Anschließend schlüpfen ggf. neue Bienen aus Eiern, wenn sich zwei Bienen mit gleicher Augenzahl um das Ei kümmern – dann hat man ab der nächsten Runde eine zusätzliche Biene zur Verfügung (man muss hierfür die beiden Bienen auf das Ei gesetzt haben, nicht auf die Karte). Nach dem Schlüpfen erhalten die Spieler über die "Ei erhalten“-Karte neue Eier.
Danach bringen die Bienen von den Nektarkarten Nektar nach Hause, der dann auf den Wabenfeldern abzulegen ist. Aber dies tun nur die Bienen, die auf einer Nektarkarte die Mehrheit haben – und zwar die meisten und die zweitmeisten Bienen (Anzahl) geben Nektar.
Nach dem Sammeln des Nektars, können Bienen auf der Handelskarte entweder zwei gleichfarbige Nektareinheiten in eine andersfarbige umwandeln oder einen Eiermarker in einen Nektarmarker umwandeln.
Nun kommen wieder Bienen auf den Waben dran und dürfen Nektar verschieben und Waben, auf denen sich vier gleichfarbige Nektarmarker befinden, mit Honig füllen (auf die andere Seite drehen, hier kann kein weiterer Nektar noch Eier mehr platziert werden). Für das Verschieben und die Honigproduktion sind jeweils zwei Bienen mit der gleichen Augenzahl notwendig.
Zuletzt erhält jeder Spieler für Bienen, die auf der Bienenkönigin-Karte liegen, je eine Bienenkönigin-Karte, mit denen einzelne Spielregeln umgangen werden können (Honig aus weniger Nektar bzw. Nektar mehrerer Sorten schaffen, Würfelzahl einer Biene abändern, Gegnern einzelne Bienen für eine Runde 'krank' ausschalten etc.).
Das Spiel endet, wenn ein Spieler am Ende der Nacht ein zu Spielbeginn gewähltes Spielziel – eine bestimmte Anzahl Honigwaben – erreicht hat. In diesem Augenblick gewinnt der Spieler mit den meisten Honigwaben.
Wie man an der Beschreibung unschwer erkennen kann, ist es ein Worker (Bee) Placement Game. Durch den Würfelmechanismus wird dafür gesorgt, dass man nicht immer alles tun kann, was man tun will, weil andere Spieler einem einzelne Aktionen weggenommen haben.
Ungewöhnlich für ein Worker-Placement-Spiel ist, dass man manchmal den Mitspieler auch bei Initiativevorteil gar nicht aus einer Aktion wegdrängen kann, weil man ganz einfach keine Biene mit der notwendigen Zahl hat. Überhaupt muss man ständig auch die Optionen der Mitspieler im Auge behalten, was erst nach ein, zwei Durchgängen übersichtlich wird, wenn schon einige Bienen eingesetzt und so einige Zahlen auf Aktionskarten besetzt sind.
Diese vielen Optionen bedeuten leider auch, dass Spieler mit Analyseparalyse das Spiel so verlangsamen können, dass es "wie Honig fließt“, wie ein Testspieler aufmerkte. Sogar Spieler, die eher wenig unter diesem Phänomen leiden, werden hier hin und wieder befallen.
Man sollte aber nicht denken, dass es ein Spiel für Vielspieler oder gar Worker-Placement-Experten wäre. Das Thema ist hervorragend umgesetzt und die Regeln folgen dem Thema logisch, so dass sie auch leicht verständlich sind. Die Spieldauer lässt sich anpassen – man kann beispielsweise Spieler 'anfixen‘, indem man nur auf drei Honigwaben spielt, und dann auf die üblicheren 5-9 Waben erweitern.
Das Thema dürfte auch Gelegenheitsspieler ansprechen, und das Spiel ist abwechslungsreich und bietet so wenig Wartezeiten, dass auch ein Familien- oder Gelegenheitsspieler sich ohne Bedenken an das Spiel wagen darf. Immerhin bietet das Spiel so viele verschiedene Möglichkeiten, eine individuelle Strategie zu entwickeln, dass man gerne eine weitere Partie startet, um eine neue Strategie zu erproben. Und wenn man viele Königinnen-Karten kauft, muss man auch in der Lage sein, seine Strategie schnell anzupassen, wenn die Karten einem eine Strategieänderung ans Herz legen.
Meiner Testrunde hat das Spiel hervorragend gefallen, es ist auf jeden Fall ein Anrater.
Zum Namen: Der "Waggle Dance“ (deutsch: Schwänzeltanz) ist die 'Sprache‘, mit der Bienen ihre Stockgenossen über Nektarquellen informieren. Der Name klingt zwar wie ein misslungener Partytanz (Ententanz?), das sollte einen aber nicht abschrecken. Das Spiel hat weder mit Partyspielen noch mit Tanzen irgend etwas zu tun.
Hersteller | Grublin Games | |
Autor | Mike Nudd | |
Künstler | Rachel Dobbs, Mateusz Szulik | |
Spieler | 2-4 | |
Denken | 7 | |
Glück | 3 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | € 32,88 (25,95 £ im eigenen Webshop) |
Waggle Dance bei Milan Spiele (Bei Redaktionsschluss noch im Zulauf und noch nicht bestellbar, aber angekündigt)
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