Downtown
Racky-Spiele ist ein Kleinverlag aus Kelkheim bei Frankfurt, der genauso kleine Spiele vertreibt. In Essen stand der Verlag (wieder) auf einem Stand mit Swan Panasia, der die Spiele in Ostasien und China vertreibt.
Im Spiel des letzten Jahres geht es um Mafiöse Machenschaften in einer Stadt namens Downtown – normalerweise bezeichnet dieser Name ja eher die 'Unterstadt‘, wobei der Begriff weniger geographisch auf die Höhe, sondern sozial zu sehen ist. Allerdings gibt es noch einige Niveaus unterhalb der Unterstadt: der 1964er Hit von Petula Clark mit demselben Namen beschreibt es gut. Dass das Vergnügungsviertel der Stadt eben auch die Heimat der kriminellen Unterwelt ist, ist eher weniger überraschend…
In einer kleinen Schachtel findet man:
- 48 Gangsterkarten
- 27 Informantenkarten
- 12 Hehlerkarten
- 3 Kasinokarten
- 6 Ortskarten (Downtown, West Side, East Side, Ghetto, Bank und Don Massivo’s Villa)
- 4 Anzeigekarten in den Spielerfarben
- 8 Holzmarker, je zwei in den vier Spielerfarben
- 90 Geldscheine (25 × 1000, 20 × 2000, 20 × 5000 15 × 10.000, 10 × 20.000)
- Spielregel in Deutsch und Englisch
Die Karten (auch die Geldscheine sind als Karten angelegt) sind griffig und stabil, aber nicht plastifiziert. Die Holzmarker sind groß und dick.
Obwohl das Material gut ist und die Schachtel auch gut füllt – ein wenig wünschte ich mir mehr. Mehr Hehler, mehr Jobs, Gangsterfiguren an Stelle der Holzscheiben (oder zumindest Pöppel oder besser noch Meeple). Zwar wäre das Spiel hierdurch sicherlich teurer geworden, aber Luft nach oben wäre bei diesem Spiel sicher noch gegeben.
Seltsam auch, dass laut Spielregel der Ort Downtown heißt und einen Bereich hat, der wiederum als Downtown bezeichnet wird. Aber das ist eine eher kosmetisch-beckmesserische Klage.
Wie verläuft das Spiel? Nachdem das Spiel aufgebaut wurde (die Orte auslegen, einen Startbetrag Geld verteilen, die beiden Spielsteine jedes Spielers auf Orte setzen (Startspieler-Witz: wer zuletzt im Gefängnis war) etc. beginnt der Spieler, der beim Aufbau als erster Spieler einen Stein auf die Eastside gesetzt hat.
Wer am Zug ist, darf zunächst einen seiner beiden Steine auf einen Ort setzen, wo kein anderer Spieler einen Stein stehen hat, falls vorhanden. Dies ist eine 'darf‘-Bestimmung, man kann sich also auch dagegen entscheiden.
Anschließend darf man entweder einen Spieler 'abkassieren' oder einen 'auszahlen'. Hierfür hat jeder Spieler von seinem Geld und ggf. von seinen Gangsterkarten einen Teil offen ausliegen. Wenn man einen Spieler abkassiert, nimmt man ihm diese öffentlichen Werte weg, darf aber keine (weitere) Bewegung mit den Spielsteinen machen. Wenn man aber an einen Ort will, an dem sich bereits ein Spielstein mindestens eines Spielers befindet, muss man einen der anwesenden Spieler auszahlen: Man verdoppelt den ausgelegten Wert. Hierfür darf man sich, wenn bereits Steine mehrerer Spieler hier stehen, aussuchen, welchen Spieler man bezahlt.
Nun darf man an einem der beiden Orte, wo man sich befindet, eine Aktion ausführen. Hierbei kann man nur die Orte Eastside, Westside und Downtown verwenden, die anderen drei Orte geben einem automatisch unter bestimmten Umständen etwas, wofür man keine Aktion aufwenden muss.
In Downtown kann man Gangster kaufen. Welche, verändert sich während des Spiels zufällig, der Preis für jeden Gangster ist davon abhängig, wie viele Gangster dieses Typs (Schmieresteher, Safeknacker, Spitzel) gerade nach Arbeit suchen. Pro Aktion darf man eine Sorte Gangster kaufen.
In der Westside gibt es (Informationen zu) lohnenden Objekten. Es gibt drei Informanten, die allerdings unterschiedlich vertrauenswürdig sind – bei einem der drei schwanken die tatsächlichen Beträge deutlich, während bei einem anderen die Vorhersagen recht gut sind. Auch sagen sie alle zutreffend, wie viele Gangster welcher Sorte man für einen Auftrag benötigt. Man darf einen der drei ausliegenden Jobs ausführen, indem man die benötigten Gangsterkarten 'zahlt' (ablegt) und danach dann erfährt man durch einen Blick auf die Rückseite der Karte, wie erfolgreich der Raubzug tatsächlich war.
Die Beute muss natürlich noch in Geld umgesetzt werden – und geraubtes Geld gewaschen. Dies kann man in der Eastside, wo die Hehler hausen. Ein Hehler bietet einem entweder die Hälfte des tatsächlichen Wertes (des Betrages auf der Rückseite der Informantenkarte) oder drei Viertel. Allerdings ist der 'Halber-Wert-Hehler' sicher, hinter dem 3/4-Hehler kann auch ein (korrupter) Polizeispitzel stecken, der einem nur noch ein Viertel der Beute lässt.
Als Aktion darf man in East- und Westside auch einfach die Rückseite einer Karte ansehen und diese entweder zurücklegen oder unter den entsprechenden Stapel stecken. Allerdings kann man dann in der Runde eben nicht den Raubzug ausführen bzw. die Beute versilbern, denn man hat bereits seine Aktion ausgeführt.
In den anderen Orten gibt es wie gesagt automatische Aktionen. Im Ghetto erhält man jedes Mal, wenn ein Raubzug durchgeführt wird, zwei zufällige Gangsterkarten auf die Hand (wenn sich mehr als ein Spieler hier befindet, erhält jeder nur eine). In der Bank erhält man das Geld, das für das Anheuern von Gangstern bezahlt wird, ausbezahlt (bei mehreren Spielern wird gleichmäßig geteilt). Und wer sich in Don Massivos Villa befindet, hat nicht nur ein höheres Handkartenlimit, sondern darf in East- und Westside die Alternativaktion (Ansehen einer Karte) ausführen, bevor man tatsächlich stiehlt bzw. Beute versilbert. Allerdings muss man dann anschließend tatsächlich die Hauptaktion auch ausführen.
Der nächste Spieler ist dann jeweils der Spieler, der bei Zugbeginn beraubt oder bezahlt wurde – es lohnt sich also, gut einzuschätzen, wer womöglich eine Aktion plant, die einem selber dann wieder den folgenden Zug ermöglicht. Alternativ kann ich auch versuchen, durch Auslegen von viel Geld und/oder Gangsterkarten einen Spieler zu veranlassen mich zu berauben, damit ich als nächster an den Zug komme. Nur darf ich dann auch nicht zu viel anbieten, denn mein Ziel ist ja, Geld zu verdienen und nicht, das Geld anderen hinterher zu schmeißen…
Das Spiel endet dann, wenn der erste Spieler sein Startgeld verzehnfacht hat (aus 10.000 Dollar 100.000 gemacht hat). Es gewinnt natürlich, wer das meiste Bargeld hat – das kann, wenn das Spiel durch die Bankgutschrift beendet wurde, in Extremfällen auch zu einem geteilten Sieg führen. Unwahrscheinlich ist es allerdings.
Der Mechanismus, mit dem der nächste Spieler bestimmt wird, ist ungewöhnlich und wirkt in den ersten paar Runden holprig. Aber wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist er sehr stimmig, und man kann mit ihm auch ganz gut versuchen, das Spiel zu steuern. Dass die lieben Mitspieler sich dann oftmals wieder anders verhalten als man es erwartet – das ist ja unter Gangstern schließlich normal.
Auch wenn ich, wie gesagt, mehr haben möchte (und damit dann auch das Spielziel vergrößert werden könnte), ist das Spiel auch in dieser Form gut Spielbar und macht Spaß. Die vom Hersteller angegebenen 45-75 Minuten sind beinahe noch hoch geschätzt, zumindest, wenn die Spieler sich bereits an den Nächster-Spieler-Mechanismus gewöhnt haben. Dann kann das Spiel auch zu viert bereits nach einer guten halben Stunde zu Ende sein. Man muss allerdings damit rechnen, dass die Spieler gleich noch einmal spielen wollen…
Hersteller | Racky Spiele | |
Autor | Florian Racky | |
Künstler | Thomas Hartmann | |
Spieler | 2-4 | |
Denken | 7 | |
Glück | 4 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 16,90 € |
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