Handeln, Schachern, Städtchen bauen

Cité

Cité

Ein Spiel ohne Plan – so könne man im ersten Moment denken, denn ein Spielplan gehört nicht zu Cité. Allerdings bauen die Spieler das Spielfeld quasi während des Spiels, und erschaffen dadurch immer größere Stadtviertel, und darum geht es schließlich.

Das Material ist dennoch üppig und von sehr guter Qualität – sämtliche Gebäude, die die Spieler errichten können, liegen in Form von stabilen Pappkarten der entsprechenden Größe vor, aus denen sich dann langsam aber sicher die Stadt zusammensetzt (21 Bauwerke pro Spieler). Dazu gibt es Goldmünzen aus stabilem Karton, ebenso sind auch die Marker für veredelt Produkte aus Karton. Die „Grundressourcen“ sind allerdings möglichst authentisch: Steine sind Steine, Holz wird auch mit Holzwürfeln dargestellt, Metall schaut zumindest wie Erz aus (es sind silbrig gefärbte Steine), und Stoff ist wirklich das – kleine rote Textilstücke. Alles in allem mehr, als dass Zahlen vorgegeben werden.

Es wird empfohlen, das eine oder andere Schälchen zu nutzen, damit die Spieler einfach an diese herankommen, was eine gute Idee ist. Die Spielanleitung liegt in Französisch und Englisch bei (Eine deutsche Anleitung, gut verständlich, ist als .doc auf der Seite von le joueur zum kostenlosen Download verfügbar).

Nun zum eigentlichen Spiel: In Cité übernehmen die Spieler die Rolle entweder der Sägewerker, der Steinmetze, der Schmiede oder der Weber, und bauen dementsprechend das dazugehörige Viertel derselben Stadt. Im Prinzip haben sie da sehr ähnliche Möglichkeiten, der Hauptunterschied ist, welche Ressource sie Produzieren – Holz, Stein, Metall oder Stoff. Auf die Herstellung dieser Ressourcen haben die jeweiligen Spieler das Monopol, und das ist auch wichtig, denn mit Rohstoffen wird die ganze Zeit im Spiel gehandelt, und davon lebt das ganze Spiel.

Ziel ist es, nachher am meisten bebaut zu haben – und dafür braucht es Ressourcen. Generell ist es dabei unerheblich, welche Ressourcen, allerdings wird das Bauen umso günstiger, je mehr verschiedene Ressourcen man zur Verfügung hat. Wenn man nur auf eine Ressource zurückgreifen muss, muss man bspw. 10 Ressourcen für nur ein Baufeld ausgeben, hat man 4 verschiedene, muss man für dieselbe Baugröße nur je eine davon verwenden. Hat man eine fünfte, gibt es dafür dann schon 2 Baufelder – im Extremfall kann man für 11 verschiedene Ressourcen 8 Baufelder bekommen.

Wie werden es mehr Ressourcen, wo es doch nur 4 Grundstoffe und Gold gibt? Hier kommen die weiterverarbeitenden Werkstätten ins Spiel, die aus je 2 Grundressourcen eine veredelte Ressource herstellen können, wobei es jede Kombination gibt – aus Stein + Metall fertigt z.B. der Juwelier Schmuck, aus Holz und Stoff der Schreiner Möbel, usw.

Außerdem profitieren die Gebäude, die errichtet werden, auch von ihrer Nachbarschaft – sowohl der eigenen als auch von fremden Gebäuden, immerhin berühren ja an den Viertelgrenzen auch die gegnerischen Gebäude die eigenen. Insofern ist auch das ein Faktor, der bei Verhandlungen eine Rolle spielen kann – z.B. „Wenn du die Mühle so baust, dass meine große Schmiede daran angrenzt, bekommst du von mir generell einen Tauschkurs von 5:4 von Metall gegen Holz“ oder so etwas. Verhandelt und getauscht werden darf alles, allerdings sind Zusagen hierbei bindend.

Jede der insgesamt 7 Runden (danach wird abgerechnet) verläuft im Prinzip gleich – Ressourcen werden produziert, dann wird verhandelt, und schließlich gebaut.

Man muss sich schon genau überlegen, was man wo platziert, um den größtmöglichen Nutzen zur rechten Zeit daraus zu ziehen, denn die Wechselwirkungen der verschiedenen Gebäude richtig zu nutzen ist das, was zum Sieg führt. Die jeweils richtige Taktik zur richtigen Zeit zu finden ist essentiell – es mag unwirtschaftlich klingen, Massen an einer Ressource herauszugeben um dafür wenig Bauplatz zu bekommen, aber es gibt Situationen, wo es eben nicht anders geht. Und wenn man den Mitspielern klarmachen kann, dass es ihnen ja nicht anders geht, sind sie vielleicht doch sehr bald verhandlungsbereit… Man darf nur nicht den Überblick verlieren, wer hier wie viel zur Verfügung hat und was er damit anfangen könnte.

Der Glücksfaktor ist quasi nicht existent (höchstens dahingehend, womit welcher Mitspieler startet, denn da hat jeder die Wahl, welche Gebäude die ersten sind – mag man sich da vielleicht schon absprechen?, und in der Reihenfolge der Investitionskarten (s.u.) – die sind dann mal zufällig, aber das ist kein Beinbruch), dafür umso mehr Planung, gute Überlegung und kluges Verhandeln.

In der fortgeschrittenen Spielvariante gibt es dann noch Investitionskarten, die einige Bauten vergünstigen, Ressourcen geben können usw., wie auch Häfen und Kanäle, die man im Grundspiel noch nicht verwendet. Dadurch ergeben sich noch weitere Möglichkeiten, das grundsätzliche Spielprinzip bleibt allerdings gleich.

Insgesamt ein sehr schönes Spiel vor allem für Leute, die sich nicht auf ihr Glück verlassen wollen und Spaß am verhandeln und Planen haben. Wenn man das Spiel kennt, ist eine Partie in ca. 90 Minuten gespielt. Man kann, wie in der Spielregel als Alternative vorgeschlagen, auch auf Zeit spielen (was bei manchen Spielern möglicherweise ratsam ist, weil die sich sonst in ihren Verhandlungen zu sehr verzetteln). Die schöne Ausstattung kommt noch hinzu, was Cité sicherlich zu einem gerne mal wieder auf den Tisch gebrachten Spiel macht.

Hersteller Le Joueur
Autor Guillaume Besançon
Künstler Maeva da Silva, Christine Deschamps, Gwenran
Spieler 3-4
Denken 8
Glück 1
Geschicklichkeit 0
Preis ca. € 49,95 im eigenen Webshop, ab ca. 20 € (u.a. bei Amazon)

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