Russian Railroads
Vor wenigen Tagen wurde der Publikumspreis Deutscher Spielepreis verliehen. Im Gegensatz zum Kritikerpreis Spiel des Jahres werden die Preisträger bei diesem Preis über eine allgemeine Umfrage im Internet ermittelt – zumindest seit dem Multiplikations-Skandal des Jahres 2000 (der Spielepreis war also sozusagen eine Art Vorläufer des Gelben Engels ;-) ). Die Stimmen werden in der Regel von Vielspielern abgegeben, was sich auch in der Liste der Preisträger widerspiegelt.
Preisträger war das Hans-im-Glück-Spiel Russian Railroads, das auch bei uns noch auf der 'To Do‘-Liste stand. Während der SPIEL hat dann meine Testrunde – die tagsüber keine Zeit für einen Messebesuch hatte – dann das Spiel tatsächlich getestet. Hier die Ergebnisse der Runden – man hat mehrere Tage gespielt (siehe unten, wieso).
In der Schachtel findet man folgende Teile:
- ein Spielplan
- je 8 Arbeiter in den 4 Spielerfarben
- zwei türkisfarbene und ein schwarzer Arbeiter
- je 2 Anzeigefiguren in den 4 Spielerfarben
- 48 Gleise in verschiedenen Farben
- 8 Industriemarker
- 4 Spielertableaus
- 37 Lokomotiven (Stufen 1 bis 8 je 4, Stufe 9 5 Stück)
- 15 Ingenieurels20 Verdopplerplättchen
- 18 Münzen
- 28 "?-Plättchen“
- 4 Aufwerter
- 4 Kiev-Medaillen
- 1 Plättchen 'letzte Runde‘
- je 40 Punkteplättchen 100/200 und 300/400
- 10 Spielendekarten
- 5 ?-Karten
- 4 Reihenfolgekarten
- 4 Startbonuskarten
- 4 Übersichtskärtchen
- das Regelheft
.
Die Arbeiter und Gleise sind aus Holz, die Karten haben gute Qualität. Die anderen Kleinteile stecken in dicken Stanzbögen, aus denen sie sich leicht herauslösen lassen. Der Spielplan ist beidseitig bedruckt – die Rückseite beinhaltet die Anpassungen für das Spiel zu dritt.
Wie das Spiel aufgebaut wird, wird in auf drei Seiten der Spielregel beschrieben – diese wird man allerdings auch bei häufigerem Spielen regelmäßig zu Rate ziehen wollen.
Ziel des Spiels ist es, Eisenbahnlinien im zaristischen Russland zu bauen, neben der Transsibirischen Eisenbahn die Linien Moskau – St. Petersburg und Moskau – Kiev. Hierfür muss man nicht nur Schienen legen, sondern auch Arbeiter anheuern, die Industrialisierung vorantreiben und die nötigen Lokomotiven kaufen. Hierzu hat man sieben 'Runden' Zeit, die jeweils mit einer Punktwertung abgeschlossen werden. Innerhalb einer Runde darf jeder Spieler reihum einen Zug ausführen oder passen – wenn alle Spieler passen, endet die Runde und es wird gewertet.
Für jede Aktion muss man Arbeiter und/oder Ressourcen aufwenden, Arbeiter werden hierbei auf die verwendeten Felder des Spielfeldes gestellt; das entsprechende Feld ist anschließend für den Rest der Runde nicht mehr verfügbar. (Es ist also typisches Worker Placement).
Der Streckenausbau erfolgt in mehreren Stufen. Zunächst einmal hat man nur 'schwarze Gleise' zur Verfügung, wenn die Strecke eine bestimmte Länge erreicht hat, darf man auch Gleise anderer Farben verwenden. Dies ist interessant, weil die Gleisfarbe, mit der man einzelne Streckenabschnitte erreichen kann, direkt die Anzahl der Siegpunkte beeinflusst. Allerdings darf ein höherwertiges Gleis nie so lang oder gar länger sein als das nächstniedrigere Gleis derselben Route.
Aber um die Punkte einsammeln zu können, muss die Strecke nicht nur liegen, sondern auch befahren werden können. Hierfür benötigt man die Lokomotiven, die unterschiedliche Reichweiten haben – zu kaufen gibt es aber immer nur die noch verfügbaren Loks mit der kürzesten Reichweite. Für die längste Strecke kann man zwei Lokomotiven verwenden, deren Reichweiten addiert werden können, jede andere Strecke kann nur eine Lokomotive aufnehmen. Eine Lokomotive kann allerdings durch eine mit größerer Reichweite ersetzt werden und dann ggf. auf einer anderen Strecke eingesetzt werden.
Ersatzweise kann man auch Lokomotiven kaufen und sofort in Fabriken umwandeln, mit denen man Sonderaktionen durchführen kann. Außerdem werden diese Fabriken benötigt, um die Industrialisierung (auch mit dieser kann man Siegpunkte gewinnen) fortsetzen zu können: Auf dem Balken, auf dem der Industrialisierungsmarker gesetzt wird, sind Lücken, die durch die Fabriken gefüllt werden und ohne diese nicht übersprungen werden können. Auch die Sonderaktionen werden getriggert, wenn der Industriemarker die Fabrik erreicht – man sollte also planen, dass man diese Aktion nicht ersatzlos verfallen lassen muss.
Außerdem kann man Verdopplermarken (verdoppelt den Wert einen bestimmten Gleises), Münzen und Leiharbeiter erwerben. Münzen kann man als Arbeiter verwenden, sie werden aber auch für bestimmte Aktionen benötigt. Leiharbeiter müssen allerdings in der Runde genutzt werden, in der sie erworben werden.
Ein Verwendungszweck von Münzen ist das Anheuern von Ingenieuren, die wiederum während des Spiels ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen und evtl. auch Bonuspunkte bei Spielende bringen.
Schließlich kann man noch einen Arbeiter verwenden, um eine frühere Position in der Zugreihenfolge zu erwerben – wenn dies noch niemand getan hat.
So wählen die Spieler reihum ihre Aktionen und führen sie aus, bis alle 'zufrieden' sind. Dann wird zum ersten Mal gewertet und die Arbeiter zurückgenommen / die Münzen weggelegt, dann kommt die zweite Runde, die wieder mit einer Wertung abschließt… Nach je nach Spieleranzahl 6 oder 7 Runden ist das Spiel zu Ende. Jetzt werden die Spielende-Karten ausgewertet, die noch einmal Punkte bringen – normalerweise hat jeder Spieler eine dieser Karten, es gibt aber auch fabriken, die einem eine zweite Karte verschaffen können. Schließlich erhält noch der Spieler mit den meisten und der mit den zweitmeisten Ingenieuren Punkte. Es gewinnt, wer die meisten Punkte hat, geteilte Siege sind möglich.
Russian Railroads ist ein komplexes Spiel, das sich erst beim wiederholten Spielen wirklich erschließt. Welche Aktion welche Vorteile später liefert, muss man erst einmal erfahren. Hinzu kommt, dass sowohl der konsequente Ausbau der Gleise wie auch der Ausbau der Industrie erfolgversprechend sind, und je nach den Taktiken der Mitspieler mehr oder weniger Punkte liefern können.
Russian Railroads ist also kein Spiel für Gelegenheitsspieler, sondern eindeutig ein Spiel für Vielspieler und Experten. Es hat genug Spieltiefe, um auch über längere Zeit zu fesseln, und ist daher für diese Spieler sicher empfehlenswert.
Hersteller | Hans im Glück |
Autoren | Helmut Ohley, Leonhard Orgler |
Künstler | Claus Stephan, Martin Hoffmann |
Spieler | 2-4 |
Denken | 8 |
Glück | 2 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 37 € |
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