Nicht zum 1. Mal

Primiera

PrimieraKaleidos Games hat ja, wie ich voriges Jahr erfuhr, einen Teil der Produkte von Kidult überommen. Dieses Jahr hat Kaleidos dann ein eigenes Spiel herausgebracht, unter dem Namen 'Primiera'.

Das Spiel hat wenig gemein mit dem historischen Karten-Glüscksspiel des gleichen Namens, das eher als eine Art Vorläufer des heutigen Pokerspiels gesehen werden muss. Stattdessen ist Kaleidos' Primiera eine Umsetzung eines anderen, in Italien ziemlich bekannten Spiels…

In der Schachtel findet man:

  • vierzig Karten
  • 24 Zählpunktechips (12× 1/2, 12× 5/10)
  • Die Spielregel in Italienisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Englisch

Die Zählchips sitzen in Stanzbögen, aus denen sie sich aber leicht und gut herauslösen lassen. Die Regeln kann man zwar auch hier downloaden, aber man kann die Basisversion auch an vielen anderen Stellen im Web finden.

Die Karten haben gute Qualität, und sind sehr schön gezeichnet. Sie zeigen Zahlenwerte von eins bis zehn in den 'klassischen' Kartenfarben Stäbe, Kelche, Münzen und Schwerter.

Das Spiel verläuft so, dass jeder Spieler vom gemischten Deck neun Karten erhält – und eine Eins, die in der Primiera-version eine besondere Bedeutung hat. Aus diesen Handkarten wählt jeder Spieler eine verdeckt aus – wenn alle gewählt haben, werden die Karten aufgedeckt, und das Spiel geht los.

In der Standardversion spielen vier Spieler, wobei (meistens) zwei Spieler zusammen gegen die beiden anderen spielen. Wer mit wem spielt, das stellt sich allerdings erst während der ersten Stiche heraus: die erste gespielte Eins bestimmt die Partnerschaft, und zwar spielt der, der diese Eins spielte, je nach der Eins mit dem linken, rechten oder gegenüberliegenden Spieler oder jeder spielt für sich.

Wer dran ist, spielt jeweils genau eine Karte aus. Wenn diese Karte gen gleichen Wert hat wie eine auf dem Tisch liegende Karte, 'sticht' er diese Karte und beide Karten werden eingesammelt. Wenn das nicht klappt, aber die Summe von zwei oder mehr Karten auf dem Tisch gleich der Zahl der gespielten Karte ist, dann werden diese Summenkarten gestochen. Wenn auch keine entsprechende Summe gebildet werden kann, bleibt die gespielte Karte einfach auf dem Tisch liegen.

So geht es reihum, bis alle Karten abgelegt sind – die allerletzte Karte sammelt alle noch ausliegenden Karten ein, unabhängig von der Summe. Dann wird gewertet, wobei beim Teamspiel immer die Karten eines eams zusammengenommen werden.

Es gibt einen Punkt für das Team, das die meisten Karten gesammelt hat. Einen Punkt gibt es für das Team, das die meisten Münzenkarten hat. Den nächsten Punkt gibt es für die Münzen-Sieben. Und dann gibt es noch die 'Primiera‘-Punkte. Hierzu wählt jedes Team / jeder Spieler im Einzelspiel aus jeder Farbe eine Karte, und es werden die Primiera-Punkte der Karten (die um es einfacher zu machen auch auf der Karte angegeben sind) zusammengezählt. Wer die höhere Summe hat, gewinnt den Punkt.

Die Punkte gehen immer an beide Spieler eines Teams. Im Einzelspiel gibt es immer 2 statt einen Punkt.

Zusätzlich gibt es noch Punkte, die ein Team erhält, wenn es alle Karten, die auf dem Tisch liegen, mit einer Karte einsammeln kann (Ausnahme: die letzten Karten, die ja automatisch eingesammelt werden). Im Einzelspiel erhält der Spieler allerdings auch nur einen Punkt.

Das Spiel endet bei 21 Punkten.

Wer ein wenig klassische Kartenspiele kennt, wird sich an Scopa erinnert fühlen, das in der Variante 'Scopone’ganz ähnlich funktioniert. Und ja, man kann mit den Karten und Punktechips sogar das 'echte' Scopone spielen, wobei nur die Sonderrolle der Einsen wegfällt, immer die gegenübersitzenden Spieler zusammen spielen und die ersten vier Tischkarten zufällig bestimmt werden… Und auch die anderen Varianten von Scopa sind ebenfalls möglich.

Zur Taktik gilt beinahe das gleiche, was auch zum klassischen Scopa zu sagen ist, hier gibt es eine gute Übersicht zur Taktik bei Wikipedia. In der Primiera-Variante ist die Entscheidung noch interessant, ob man seinen Partner selber wählen will, oder das den anderen Spielern überlässt – eine Entscheidung, die sich im Laufe eines Spiels auch noch ändern kann. Wenn erst einmal ein Spieler beispielsweise die Münzen-7 gewonnen hat, kommt man vielleicht doch wieder in Versuchung, wenn man die passende Eins hat, die Partnerschaft festzunageln, wenn sie noch nicht fest liegt. Auch sind manche Überlegungen, welche Karte man spielen will, anders, wenn der nächste Spieler der eigene Partner ist. Zusätzlich ist die Wahl der Startkarte auch nicht immer trivial.

Scopa hat nicht zu Unrecht in Italien einen Rang ähnlich den deutschen Doppelkopf, Schafkopf und Skat. Mit Primiera kommt noch ein wenig zusätzliche taktische Tiefe hinzu, was dem Spiel auch nicht schadet.

Mir hat diese Variante von Scopa sehr gut gefallen. Einfache Regeln, aber eine komplexe Strategie machen das Spiel für Gelegenheits- wie Vielspieler gleichermaßen interessant – wie bei Skat oder Doppelkopf gilt auch hier, dass Übung und Erfahrung wesentlich wichtiger sind als das Kartenglück. Erfahrene Scopa- und Porimiera-Spieler haben also einen Vorteil gegenüber Neulingen, wenn sie am selben Tisch spielen. Man lernt aber schnell – das Spiel ist ein guter Lückenfüller, Stammtischklopfer – oder auch abendfüllend.

Leider ist das Spiel nicht leicht zu finden – ein einfaches Scopa-Spiel sit schneller aufgetan…

Hersteller Kaleidos Games
Autor Spartaco Albertarelli
Künstler Chiara Vercesi
Spieler 2 bis 4
Denken 8
Glück 6
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 13 €

Verschiedene Scopa-Decks bei Amazon

Ein Kommentar

  1. […] oder ‘Scopa Obscuro’ ist ein Deck speziell für das italienische Scopa, für das wir hier eine Rezension mit einem eigenen Deck geschrieben […]

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