Doodle City
Ein Land, aus dem eher wenige Spiele kommen, ist Norwegen – auch, wenn man die Zahl der Spiele in Relation zur Einwohnerzahl setzt, bietet Norwegen zumindest gefühlt deutlich weniger als beispielsweise die Niederlande. Schön ist es daher, wenn man wenigstens hin und wieder ein Spiel aus diesem Land findet.
Aporta Games aus Mjøndalen in Norwegen ist eine solche Seltenheit: ein Spieleverlag. Mit Doodle City zeigte der Verlag auf der SPIEL dieses Jahr ein kleines Stadtplaungsspiel, bei dem Würfelglück und Planung miteinander konkurrieren bei dem Versuch, eine Stadt möglichst gut zu planen.
In der relativ kleinen Spielschachtel, die uns als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde, findet man
- einen Block mit ca. 100 Spielplänen
- 7 weiße Würfel
- 1 blauer Würfel
- die Spielregel auf einem großen Blatt auf Deutsch, Englisch und Norwegisch (ich glaube, Bokmål)
Der Block besteht aus lauter gleichen Spielplänen, die Würfel sind ganz normale Sechsseiter mit abgerundeten Kanten. Zusätzlich benötigt man noch für jeden Spieler einen Stift. Die Spielregel kann von der Webseite von Aporta Games heruntergeladen werden: ein Link führt zur Deutsch/Englisch/Norwegischen Version, ein weiterer bietet eine französische Version an.
Das Haupt-Spielfeld ist unterteilt in 5 × 5 Felder, die mit Würfeln von 1-5 markiert sind (Zeilen in weiß, Spalten in blau). Außerdem findet man eine Reihe von Bäumen, sowie Wertungsmarkierungen. Die Felder zeigen je eines von vier verschiedenen Symbolen: ein Taxi, ein Hotel, ein Laden und ein Wohngebiet.
Zu Spielbeginn wird für die fünf Wohngebiete ausgewürfelt, welche von den vorgegebenen Straßen einzuzeichnen sind, wobei die Gebiete für alle Spieler gleich einzuzeichnen sind. Danach beginnt das Spiel (Startspieler-Witz: Wer als letztes einkaufen war).
Der Spieler, für die laufende Runde Startspieler ist, würfelt mit dem blauen Würfel und mit einem weißen Würfel mehr als Mitspieler dabei sind. Der blaue Würfel zeigt für alle Spieler an, in welcher Spalte sie die Stadt ausbauen müssen. Beginnend mit dem Startspieler wählt jetzt jeder Spieler einen Würfel und zeichnet in das durch diesen Würfel angegebene Feld eine Straße ein, die genau zwei der vier Seiten verbindet. Ausnahme sind die Würfel, die ein Wohngebiet anzeigen: hier sind jeweils zwei Häuser eingezeichnet, von denen eines markiert werden muss. Ein Feld, in dem bereits eine Straße steht / Wohngebiet, in dem alle Häuser markiert sind, ist tabu und man darf auch den entsprechenden Würfel nicht nehmen. Andererseits muss man einen Würfel nehmen, wenn man einen verwenden kann.
Weiße Sechsen können hierbei verwendet werden, um in ein beliebiges Feld zu zeichnen, allerdings kostet dies Umweltverschmutzung, und man muss einen der Bäume ankreuzen. Blaue Sechsen können von allen Spielern verwendet werden, um in eine beliebige Spalte zu zeichnen (die Zeile wird immer noch durch den weißen Würfel vorgegeben). Wenn man tatsächlich in der angegebenen Spalte mit den weißen Würfeln nichts zeichnen kann, muss man einen Baum ankreuzen und alle Würfel für den nächsten Spieler liegen lassen.
Hotels und Läden werden sofort gewertet. Hotels geben hierbei höchstens so viele Punkte, wie die Straße, die durch ihr Feld führt, im Augenblick des Einzeichnens in das Hotelfeld lang ist. Hierfür gibt es eine Reihe von Markierungen neben dem Plan, mit 2 bis 15 Punkten, die man einkreisen kann – wenn ein zu wertender Wert bereits eingekreist ist, muss man den nächstniedrigeren nehmen, der noch frei ist. Läden werden ähnlich gewertet, nur zählen hier die Häuser, die beim Einzeichnen mit dem Laden verbunden sind. Außerdem gibt es (weil mit den Läden weniger Punkte erzielt werden können) ein paar Bonusfelder: wer als erster mit einem Laden mindestens 3, 5, 7 oder 10 Punkte macht, darf das entsprechende Bonusfeld (oder, gfalls nicht mehr verfügbar, das nächstniedrigere) einkreisen – hier müssen die anderen das entsprechende Feld dann aber auskreuzen, und können diesen Bonus nicht mehr erhalten.
Das Spiel endet, wenn entweder ein Spieler die Maximal-Hotelwertung erreicht, die maximale Ladenwertung, oder alle Bäume angekreuzt hat. Nachdem alle Spieler die laufende Runde beendet haben, gibt es noch Punkte für die Taxen (jedes Taxi, das mit mindestens einem anderen verbunden ist, gibt vier Punkte) und einen Bonus/Malus von je vier Punkten für besonders umweltbewusste / umweltverschmutzendes Bauen (die wenigsten / meisten angekreuzten Bäume). Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Was auf den ersten Bliuck aussieht wie ein einfaches Würfelspiel, entpuppt sich spätestens beim wiederholten Spielen als durchaus tiefgängiges Knobelspiel, wenn man viele Punkte erreichen will.
Manchmal muss man sich überlegen, ob man den für einen idealen weißen Würfel wählt, und damit dem Spieler nach einem einen guten Würfel hinterlässt, oder lieber diesen Würfel, der ein wenig suboptimal ist, nimmt, und damit dem nächsten Spieler entsprechend größere Probleme machen will (weil dieser mit den dann noch übrigen Würfeln noch weniger anfangen kann). Gute Planung der eigenen Stadt ist aber wichtiger. Vor allem die Frage, ob man lieber schnell Hotels wertet, oder etwas mehr Zeit darauf gibt, erst Häuser und dann Läden zu werten, um die Boni abzugreifen, kann wichtig werden. Bei den Hotels macht man immerhin auf jeden Fall Punkte, bei den Läden muss man schnell sein. Wenn dann das Spiel endet, bevor man viele Hotels werten konnte…
Leider ist die Interaktion zwischen den Spielern eher gering, wenn man von der Behinderung der hinter einem sitzenden Spieler absieht. Dennoch sitzt man immer zu knobeln, wie man ein möglichst hohes Ergebnis erreicht.
In unserer Testrunde kamen Vergleiche auf mit dem Im Wandel Der Zeiten Würfelspiel, und diese sind nicht von der Hand zu weisen. Wer diese Art von Spielen mag, wird auch Doodle City mögen – es spricht auf jeden Fall Gelegenheits- und Vielspieler gleichermaßen an. Der Glücksfaktor ist überraschend klein – man kann sich aber notfalls immer aufs Würfelpech berufen, wenn man verliert.
Interessant auch, dass es auch als Solospiel gespielt werden kann, und dass es eine App gibt, mit der man das Spiel spielen kann. Für iOS ist diese bereits erhältlich, für Android ist sie angekündigt.
Hersteller | Aporta Games | |
Autor | Eilif Svensson & Kristian A. Østby | |
Künstler | Gjermund Bohne | |
Spieler | 1-6 | |
Denken | 6 | |
Glück | 3 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 15 € |
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