Oberlingal – Europa Linga Game
Spiele werden immer wieder verwendet, um den Spielern etwas beizubringen. Schon das 'klassische' Kinderspiel ist nichts anderes als der Weg, wie Kleinkinder ihre Welt begreifen und verstehen lernen. Bei 'erwachseneren' Spielen gibt es dann zwei Methoden, wenn der Macher des Spiels überhaupt einen Lerneffekt einplant: offen oder verdeckt. Verdeckte Lerneffekte können effektiver sein, aber man läuft immer Gefahr, dass die 'Lektion' zu offensichtlich wird und das Spiel dann den Interessenten abstößt. Andererseits verliert man oftmals das Interesse, wenn man gleich offen sagt "dieses Spiel ist gedacht $x zu lernen“.
Eine Ausnahme von letzterer Regel sind Spiele, die einem das Erlernen von Sprachen erleichtern sollen, da diese sowieso eine begrenzte Zielgruppe haben (Leute, die die Sprache erlernen wollen bzw. sich in dieser verbessrn) und andererseits genau die Zielgruppe mit dieser Aussage direkt angesprochen wird. So auch bei Oberlingal, Europa Linga Game, einem Spiel, mit dem man die Grundzüge von … eben Oberlingal erlernen soll, einer "Hilfssprache, die sich als Ziel setzt, auf eine gemeinsame europäische Phonetik zurückzukommen“. Hierbei muss diese Sprache sich mit anderen Hilfssprachen messen, wie beispielsweise Sambahsa oder Unifianto, die sich das gleiche Ziel stellen.
In der Schachtel fanden wir
- einen Spielplan
- ein vierseitiger Würfel
- 5 Spielfiguren
- 5 Holzwürfel in den Farben der Spielfiguren
- 100 Karten VERY FACIL KESTION
- 100 Karten KESTION AKTUEL / HISTORY EUROPA
- 104 Wortkarten (37 WERB, 37 NAM und 30 ADJ)
- 26 Bonuskarten
- Spielregeln und Grundlagen des Oberlingal auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und Spanisch
- zwei Hefte LEXIK mit einem Grundwortschatz
Die Qualität ist OK, das Spiel wirkt auf mich allerdings wie aus den 80er Jahren, wenn man das etwas moderner wirkende Äußere nicht betrachtet: die Spielfiguren sind beispielsweise einfache Halmakegel. Die Spielregel und Grundkenntnisse kann man auch von de Webseite des Spiels
Zum Spiel selber: das Spielbrett (in der Regel "Spielplatte“ genannt) zeigt eine Karte der EU, auf der die Hauptstädte durch einen Rallyekurs verbunden sind – allerdings fehlen mir Nikosia (Zypern wird einfach zu Griechenland gerechnet) und Valetta – statt der Hauptstadt steht einfach nur 'Malta' auf der Karte. Man würfelt und zieht auf dem Weg, und darf, wenn man eine Stadt erreicht, entweder ein Wort aus dem Wortschatz 'erraten' oder eine auf Oberlingal gestellte Frage beantworten. Die Fragen reichen dann von 'extrem leicht' bis 'leicht' (für 'History / Europa‘, eine der letzteren Fragen ist beispielweise 'Kuanto mesur un plat angulo?‘, also 'Wie groß ist ein gestreckter Winkel?‘, wobei die Bezeichnung als 'platter' Winkel die Antwort 180° schon beinahe vorwegnimmt. Für die richtige Antwort erhält man Punkte, die auf einer Kramerleiste mit den Holzwürfeln markiert werden.
Das 'Erraten' des Wortschatzes läuft so ab, dass man eine Reihe von Begriffen erhält – jeweils das gleiche Wort in verschiedenen Sprachen – und dann erraten muss, welches Wort in Oberlingal aufgenommen wurde. Bei der Antwort auf der Rückseite steht dann auch, weshalb – so ist die korrekte Antwort bei 'escribir / scrivere / schreiben / weite / ècrire' skrib, weil es der Mehrheit der Basissprachen ähnelt.
Die korrekt erratenen Wörter sammelt man, und kann am Spielende versuchen, hieraus Sätze zu bilden, für die es je nach Länge noch einmal Bonuspunkte gibt. Außerdem erhält man an bestimmten Stellen auf dem Brett Bonuskarten, die zwar selber wenige Punkte geben, aber längere Sätze ermöglichen.
Das Spiel endet, wenn ein Spieler 30 oder mehr Punkte erreicht, bevor die Spieler die bis zu 8 Bonuspunkte einstreichen können. Es gewinnt, wer danach die meisten Punkte hat. (Wieso man dann, da auf diesem Weg maximal ca. 50 Punkte erreicht werden können, die Kramerleiste gleich bis 60 erweitert hat, ist mir nicht ganz klar – es ermöglicht aber, die Spieldauer zu verlängern.)
Ein kleines Problem ist, dass man mit den Fragenkarten so viele Punkte gewinnen kann, dass man – so die einstimmige Meinung der Testrunde – sich besser gar nicht um den Wortschatz bemüht, da hiermit zu wenige Bonuspunkte eingefahren werden können. Die Fragen sind durch die Bank eigentlich wie gesagt sehr einfach, das einzige Problem ist, dass sie eben auf Oberlingal gestellt werden.
Das Spiel sit sicher geeignet, sich eine Grundfertigkeit in Oberlingal zu erwerben, wird aber Leute, die kein Interesse an der Sprache haben, auch nicht reizen können.
Hersteller | Oberlingal | |
Autor | Jean-Claude Oberling, Armand Saive | |
Künstler | Vincent Maloron | |
Spieler | 2 bis 5 | |
Denken | 9 | |
Glück | 5 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 35 € |
Da ich denke, dass vielleicht der eine oder andere sich auch für die Sprache interessiert, hier ein paar Kritikpunkte meinerseits zur Darstellung.
Während ich grundsätzlich der Idee einer gemeinsamen europäischen Sprache positiv gegenüberstehe, muss eine derartige Sprache meiner Meinung nach einige Basisforderungen erfüllen, vor allem muss sie sich an ihre eigenen Regeln halten. Und genau da hapert es ein wenig:
Alle Selbstlautkombinationen wie "au", "eu", "ei", "äu" verschwinden
Allerdings gibt es immer noch den Monatsnamen august, und Europa widersetzt sich der Regel ebenfalls.
Auch wird dadurch, dass Worte aus verschiedenen Sprachen zusammengesucht werden, die Neigung groß, Worte 'falsch' auszusprechen. Grau – also grey – müsste man, der Anleitung folgend, als grre-i aussprechen, aber die meisten, die ein wenig Englisch sprechen, werden wahrscheinlich das englisch-weiche r und den Diphtong ey aussprechen – letzterer widerspricht wieder der oben zitierten Regel.
Englisch spricht heutzutage nahezu jeder, sogar in Frankreich ist die Sprache mittlerweile 'angekommen'. Für internationale Kontakte haben sich jedenfalls Englisch und in geringerem Maße auch Französisch und Spanisch als Ersatz einer Lingua Franca durchgesetzt, so dass die Frage bleibt, ob man wirklich noch eine Retortensprache benötigt, die das gleiche tut.
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