Abnehmen schwer gemacht

Diet and Friends – Tokyo Style

Diet and FriendsWer abnehmen will, hat meist nur die Wahl, Diät zu halten. Damit das leichter geht, wird oftmals empfohlen, dies in einer Gruppe zu tun – mit Freunden soll der Anreiz größer sein, auch tatsächlich abzunehmen. Wenn es aber einfach nicht klappen will, selber Gewicht zu verlieren, könnte allerdings auch die Idee aufkommen, die 'Freunde' zu verleiten, noch ungesünder zu leben, um dann zu sagen "Ja, ich habe wenigstens nicht zugenommen, anders als ihr…“

Das ist die Situation im Spiel Diet and Friends – Tokyo Style von Bouken Planning Service (oder Adventure Planning Service) aus Nerima in Tokyo. Bouken, wie ich sie hier verkürzt nennen möchte, gehört nicht zur Japon-Brand-Gruppe, sondern hat schon seit Jahren einen eigene Stand auf der SPIEL. Dieses Jahr wurde mir auf diesem Stand dieses Spiel in die Hände gedrückt, das, wenn ich es richtig verstanden habe, noch in Produktion ist, und erst im Laufe des Jahres erscheinen soll. Auf Boardgamegeek ist es jedenfalls noch nicht zu finden, und auch unter dem Titel ist noch nichts auf dem internet zu finden. Die Illustration rechts oben zeigt daher auch nicht die (nicht vorhandene) Verpackung, sondern vier Beispielkarten.

Das Spiel steckte dementsprechend auch in einer kleinen Plastiktüte, in der Fertigversion wird es in einer kleinen Schachtel stecken. Auch wird wohl ein sechsseitiger (oder achtseitiger?) Würfel dabei sein, zusätzlich zu den 72 Karten und der Spielregel – mir wurden kopierte Versionen der Regeln sowohl auf Englisch als auch auf (für fernöstliche Verhältnisse überraschend gutem) Deutsch mitgegeben. Allerdings wurde eine Regel in der englischen Version handschriftlich 'umgedreht' (Im Fall em bei der Einzeleinladung: wer gibt wem eine Karte), während die deutsche Version diese Änderung nicht beinhaltet. Beim Testspiel ergab sich, dass die Korrigierte Version deutlich sinnvoller ist.

Der Kartensatz besteht aus 56 Essenskarten, 8 Sonderkarten und 8 Feiertagskarten. Die Essenskarten wiederum bestehen aus 7 Arten – Ramen, gebratenes Hühnchen, Steak, Desserbuffet, Bier, Schnitzel und Shabu-Shabu (eine Art Brühfondue mit Fleisch und Gemüse). Jede Kartenart gibt es wiederum in Werten von +1 bis +8 (Kilo), jede Karte einmal. Die Sonderkarten ermöglichen es, mehrfach 'abzunehmen‘, anderen Spielern zusätzliche Karten auf die Hand zu bringen etc., mit den Feiertagskarten kann evtl. eine große (Fr)Essparty gestartet werden.

Die Illustrationen auf den Essenskarten machen richtig Hunger, das Bier in Glasseideln (Mass) und Weizenbiergläsern, das Steak schön englisch gebraten… Nur das 'Schnitzel' oder im Englischen 'Cutlets' würde hierzulande eher als 'gebratene Fleischstreifen' verkauft: es sind Streifen, wie man sie im China-Restaurant als gebratene Ente, Schrein oder Huhn auf Reis erhalten würde.

Zu Spielbeginn erhält jeder der Mitspieler eine Feiertagskarte (und ja, der englische Begriff 'Anniversary' bezeichnet nicht jeden möglichen Feiertag, aber andererseits auch deutlich mehr als nur Geburtstage – hierüber gab es in der Testrunde ein längeres Gespräch), die offen vor dem Spieler ausgelegt wird. Alle anderen Karten – also auch die übrigen Feiertagskarten – werden gemischt, jeder Spieler erhält fünf Handkarten.

Beginnend beim Startspieler (Startspieler-Witz: wer am hungrigsten ist) hat jeder Spieler reihum die Wahl aus fünf Aktionen: schlafen, ehrlich Diät halten, Sonderkarten verwenden, einen anderen Spieler zum Essen einladen, mit allen essen gehen.

Beim Schlafen wirft man eine Karte ab und zieht eine neue vom Stapel, hoffentlich eine mit weniger Gewichtszuwachs.

Wer ehrlich Diät hält, wirft den Würfel einmal und darf dann alle Karten abwerfen, die genau diesen Wert als Gewichtszuwachs zeigen.

Mit einigen Sonderkarten darf man zum Beispiel zweimal Diät halten oder auch einen Mitspieler fragen, welche Essensart er nicht auf der Hand hat (der Spieler muss nur eine nennen).

Wenn man einen Freund zum Essen einlädt, lädt man ihn zu einem der Gerichte im Spiel ein. Es ist einem überlassen, ob man ein Gericht nennt, das man selbst auf der Hand hat (hiernach als E bezeichnet) oder nicht (e). Der Mitspieler antwortet dann entweder 'Ja, lass uns gehen' (wenn er Karten des Gerichts auf der Hand hat – 'M‘) oder 'Ich bin nicht in der Stimmung' (wenn er keine Karte mit dem Gericht besitzt – m). Jetzt gibt es vier Möglichkeiten:

EM – Man gibt dem eingeladenen alle Karten der genannten Art.
Em – es geschieht nichts. Pech gehabt.
eM – man muss gestehen, gerade Bauchschmerzen bekommen zu haben, und der Mitspieler gibt einem beliebig viele Karten der genannten Sorte (eine bis alle).

em – Wenn der einladende Spieler dies zugibt, darf der einladende Spieler dem eingeladenen eine beliebige Karte von der Hand geben. Da man aber hiermit zugibtr, die Kartenart nicht zu besitzen (was es für Mitspieler einfacher macht, Festeinladungen auszusprechen – s.u..) muss man es aber nicht zugeben, sondern darf auch so tun, als sei der Fall Em eingetreten.

Schließlich darf man unter bestimmten Umständen ein Fest ausrufen und alle einladen, auch dies wieder zu einem bestimmten Gericht. Wenn auch nur ein Mitspieler mitgehen will (eine Karte der genannten Art hat), erhält der einladende Spieler von jedem Mitspieler eine Handkarte. Wenn kein Mitspieler mitgehen will, darf man beliebig viele Karten der genannten Art abwerfen. Dies läuft also in etwa umgekehrt wie bei der Einzeleinladung.

Man darf aber nicht einfach so ein Fest ausrufen. Zu einen hat man die Feiertagskarte, die zu Spielbeginn verteilt wurde – diese kann man einmal hierfür nutzen (wonach sie auf den Abwurfstapel wandert). Außerdem werden aber ja auch ggf. Feiertagskarten aus dem Nachzugstapel gezogen. Die werden, wenn man sie zieht, nicht auf die Hand genommen, sondern offen neben den Stapel gelegt und können von Spielern verwendet werden, die ihre eigene Karte bereits genutzt hatten. Wenn aber die nächste Feiertagskarte gezogen wird, während die erste noch ausliegt, wandern wieder beide auf den Ablagestapel und können nicht mehr genutzt werden.

Aus der Spielregel geht nicht genau hervor, ob man am Ende des Zugstapels abrechnet oder den Abwurfstapel neu mischt, wenn der Nachzugstapel verbraucht ist und berechnet, wenn ein Spieler alle Handkarten losgeworden ist – beide Versionen funktionieren, aber letztere ist ein wenig 'fairer' und weniger glückslastig.

Auch wenn durch die 'Einladungen' und höflichen Ablehnungen ein wenig eine Atmosphäre wie bei Fluffy Bunny Tea Party aufkommen könnte – und auch wenn das Spiel genauso in erster Linie ein Ärgerspiel wie Uno ist -, gefällt es meiner Testrunde interessanterweise recht gut, zumindest als Absacker am Ende eines Spieleabends. Es ist sowohl für Viel- wie für Gelegenheitsspieler gut geeignet, auch wenn Vielspieler schneller dahinter kommen, dass man sich merken sollte, wer welche Kartenart (nicht) auf der Hand hat. So kann man die Spieler entsprechend einladen, um ihnen so die eigenen Karten aufs Auge zu drücken. Ab dem Augenblick sind dann Leute, die sich gut erinnern können (oder gar professionelle Quartett-Spieler) natürlich im Vorteil.

Die Webseite von Bouken scheint nur selten geupdatet zu werden – die letzten Einträge auf Deutsch und Englisch sind von 2012 -, so dass ich nicht weiss, ob das Spiel inzwischen erhältlich ist. Wenn man es aber finden kann, sollte man zuschlagen.

Hersteller Adventure Planning Service
Autor Kondou Koushi
Künstler Nagomi Ochiai, Masumi Kamuri
Spieler 3-8
Denken 7
Glück 6
Geschicklichkeit 0
Preis ca. unbek.

Ein Kommentar

  1. […] die unabhängigen Mannen von Bouken Planning Service haben das von uns in einer Vorabversion getestete Diet & Friends – Tokyo Style herausgebracht, und dabei die Regeln noch einmal leicht […]

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