Würfelkarten

Rolling Japan

Rolling JapanSpiele der Herausgeberkooperative Japon Brand sind auf der SPIEL immer extrem schnell ausverkauft – schon donnerstagnachmittags kann es sein, dass ein Gutteil der Spiele nicht mehr erhältlich ist, und am Donnerstag steht vormittags immer eine riesige Schlange vor dem Stand, die sich dieses Jahr mehrfach in der Breite von zwei Ständen hin und zurück schlängelte – und danach noch in einen der Quergänge hinein ragte. Die umstehenden Stände sahen dem Schauspiel kopfschüttelnd zu – einen derartigen Andrang sieht man bei keinem anderen Herausgeber.

Dass die Spiele so schnell ausverkauft sind, liegt zugegebenermaßen nicht nur daran, dass die Spiele sehr beliebt sind. Fracht aus Japan ist extrem teuer, und so können die Firmen, die in Japon Brand zusammenarbeiten, notgedrungen immer nur einen kleinen Vorrat mitbringen. Aber das Interesse ist auch sehr groß, und wächst noch Jahr für Jahr, mit gutem Grund. Siele, die aus Japan kommen, haben nicht zu unrecht den Ruf, etwas besonderes zu sein: ungewöhnliche Mechanismen, schönes Material, interessante Ideen… Fast jedes Spiel, das man hier sieht, ist ein Gewinner. Sogar so unscheinbare Spiele wie Rolling Japan. Herausgeber ist Okazu Brand, von denen unter anderem auch String Savanna kommt.

In einer kleinen Schachtel (ca. 16 cm × 11,5 cm × 3,3 cm) in dunkel-grünblau findet man folgendes Material:

  • die Spielregel auf Japanisch, Englisch, Französisch und Deutsch
  • ein Würfelbeutel
  • 7 Würfel, je einer in rot, blau, grün, gelb, schwarz, weiß und lila
  • ein Block mit Japan-Karten
  • 8 Stifte

Der Beutel ist aus samtartigem Stoff und nicht zu klein, aber aicher auch nciht zu groß – es müssen nur die sieben Würfel hinein. Die Würfel sind einfache hölzerne Sechsseiter, wie man sie hierzulande auch in Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielen findet (oder zumindest früher fand) – anders als auf der Schachtel, wo traditionelle japanische Würfel (weiß mit dem vergrößerten roten Punkt für die Eins) abgebildet sind. Die Spielregel kann man auch bei Boardgamegeek downloaden. Der Link führt zur deutschen Version, man kann hier auch neben den gedruckten Sprachversionen Regelversionen in Russisch und Spanisch finden – und zusätzliche Karten.

Wirklich etwas Besonderes sind die Stifte – es sind zwar Bleistifte, aber jeder, der sie sah, hielt sie auf den ersten Blick für besondere Kugelschreiber, denn eine (kurze) sehr spitze Mine steckt in einem schwarzen Plastikstift mit einem Büroklammer-Clip am Ende. Richtig schön wäre es, wenn man sie noch öffnen könnte und z.B. richtige Kugelschreiberminen einsetzen könnte, denn die Clip-Idee ist sehr nett.

Die Karten zeigen eine stilisierte Karte von Japan mit den 47 Todofuken (Präfekturen) die farblich in sechs Gebiete gruppiert sind. Hierfür sind die Regionen Hokkaido und Tohoku in einer Farbe zusammengefasst, sowie die Regionen Shikoku und Chugoku. Außerdem sind ein paar Zusatzfelder, in denen man die Runden abstreichen kann, seinen Namen eintragen, Farbwechsel und Zahl der Xe (wozu diese dienen, wird gleich erklärt). Wer einmal mit einer anderen als der Japankarte spielen will, kann auf der Donloadseite bei Boardgamegeek auch andere Karten herunterladen: Russland, eine Weltkarte, Österreich, Tokyo, oder selbst Karten entwerfen.

Das einzige, was an der Karte unangenehm auffällt ist, dass der Bereich im Nordosten, der blau sein soll, eher violett wirkt, was im Spiel zu Verwirrung führen kann. Man kann das aber vermeiden, indem man die Rollen der blauen und violetten Würfel austauscht.

Jeder Spieler erhält ein eigenes Exemplar der Karte und einen Stift. Die Würfel kommen in den Beutel. Der Startspieler (Startspieler-Witz: Wer zuletzt in Japan war) zieht blind zwei Würfel aus dem Beutel, würfelt hiermit und sagt das Ergebnis laut an. Jeder Spieler trägt die genannten Zahlen in Felder der genannten Farben ein, wenn möglich, dann geht der Beutel an den nächsten Spieler. Nach dreimaligem Ziehen (wenn nur noch ein Würfel im Beutel ist) wird eine 'Runde' abgestrichen, und alle Würfel kommen zurück in den Beutel. Nach acht Runden endet das Spiel.

Die Spieler dürfen selbst entscheiden, in welches Feld des farbigen Bereiches sie die Zahl eintragen – aber in aneinandergrenzenden Präfekturen dürfen sich die Zahlen nicht um mehr als eins unterscheiden. Wenn also in einem Feld eine Fünf steht, dürfen in die angrenzenden Felder nur Vieren, Fünfen und Sechsen eingetragen werden. Das führt schnell dazu, dass man nicht mehr alle Zahlen eintragen kann. Der violette Würfel ist eine Art Joker: man darf diesen Würfel, wenn er geworfen wurde, für die eigene Japankarte in jeder beliebigen Farbe verwenden.

Spätestens wenn man einen Würfel nicht mehr eintragen kann, gibt es zwei Möglichkeiten: Farbwechsel oder X (Man darf beide Optionen auch vorher nutzen, aber das lohnt in der Regel nicht). Farbwechsel heißt, dass man die Würfelzahl in ein Feld einer anderen Farbe einträgt, dies ist insgesamt dreimal pro Partie zulässig. Entsprechend zeigt die Karte auch drei Felder. Ein X eintragen muss man, wenn man eine Zahl gar nicht einsetzen kann – dann wird dieses in ein beliebiges freies Feld der Farbe gesetzt. Wenn (in den letzten Runden möglich, vor allem, wenn man den Joker und die Farbwechsel entsprechend genutzt hat) tatsächlich kein freies Feld der Farbe mehr existiert, in das man ein X eintragen könnte, darf man den entsprechenden Würfel auch ignorieren und muss kein X nutzen.

Nach acht Runden endet das Spiel, und es wird abgerechnet: man zählt ganz einfach, wie viele X jeder Spieler genutzt hat. Wer die wenigsten nötig hatte, gewinnt das Spiel. Unentschieden sind möglich.

Man kann das Spiel auch Solo spielen, das Ziel ist dann, ein möglichst niedriges Ergebnis zu erzielen. Weniger als 10 ist bereits ein gutes Ergebnis, weniger als 5 dürfte bereits extrem gut (und sehr glücklich obendrein) sein.

Natürlich gibt es ein paar Techniken, mit denen man bessere Ergebnisse erzielen kann. In Felder neben einer Eins passen nur Einsen und Zweien, neben eine Sechs nur Fünfen und Sechsen. Es lohnt also, diese bevorzugt in Felder zu setzen, die nur wenige Nachbarn haben. Man sollte auch im Auge behalten, welche Zahlen bereits gesetzt sind – eine Zwei und eine Fünf als Nachbarn eines einzigen Feldes machen dieses effektiv unbenutzbar.

Trotz des eigentlich recht simplen Ansatzes ist Rolling Japan ein attraktives, kurzes Spiel für jedermann – Vielspieler und Gelegenheitsspieler gleichermaßen. Schön auch, dass sie Zahl der Mitspieler prinzipiell unbegrenzt ist, auch wenn die Wahrscheinlichkeit mehrerer Gewinner bei steigender Mitspielerzahl natürlich steigt.

Ein Tipp noch: wer nicht dauernd neue Landkarten ausdrucken will, kann sie auch laminieren und mit abwaschbaren Folienstiften beschreiben.

Hersteller Okazu Brand
Autor Hisashi Hayashi
Künstler ryo_nyamo
Spieler 1-8 (99)
Denken 7
Glück 5
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 14,49 € (2000 ¥)

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