Auf dem Wochenmarkt

Frischfisch

FrischfischIn Fliemen an der Flaupe ist Wochenmarkt. Wie in diesem verträumten, kleinen Städtchen üblich, werden viele der Stände von Privatleuten aufgebaut, die Kleinkram aus ihren Häusern anbieten. Damit das aber nicht ganz zu einem Flohmarkt verkommt, gibt es noch ein paar wenige berufliche Marktkrämer, die ebenfalls ihre Stände auf dem Markt aufbauen. Natürlich versuchen sie, die Lieferwege zu ihren Lieferwagen möglichst kurz zu halten, aber das wird schwierig, weil die lieben Konkurrenten das ebenfalls versuchen, und weil die Privatleute ihre Stände einfach irgendwo hin stellen, wodurch bereits geplante Wege verbaut werden und man womöglich lange Umwege machen muss. Und nicht immer klappt es, dass man gut gelegene Parzellen reserviert – die Marktaufsicht kann diese Reservierungen auch wieder zunichte machen.

So (oder so ähnlich) ist die Situation beim Spiel Frischfisch aus dem Haus 2F-Spiele. Friedemann Friese hat dieses Mal ein altes Spiel neu aufgelegt, und dabei die Regeln gründlich überarbeitet. Da die Originalregeln auch mitgeliefert werden, kann man auch sehen, wo sich etwas geändert hat – zumindest, was die Regelmechanismen angeht. Nicht erwähnt wird, dass im Original eine Stadt gebaut und die Gebäude mit Fisch, Strom, Benzin und Spielen versorgt werden sollten. Das neue Thema – der Aufbau eines chaotischen Wochenmarktes, passt meiner Meinung nach irgendwie besser zum Spiel.

In der Spieleschachtel findet sich folgendes Material:

  • die Spielregel auf Deutsch
  • 7 Spielpläne, jeweils mit einem Teil des Marktes, in verschiedenen Größen
  • 84 Wege-Plättchen
  • 55 Münzen (50 schwarze !er und 5 grüne 5er)
  • 4 Lieferwagen-Parkplatzplättchen
  • 4 Lieferwagen
  • 20 Marktstände (je 4 in 5 Spielerfarben)
  • 18 Flohmarkt-Plättchen
  • 30 Reservierungsscheiben (je 6 in 5 Spielerfarben)
  • 20 Standplättchen
  • 18 Flohmarkttische
  • ein Aufkleberbogen für Marktstände und Lieferwagen

Die Spielregel kann beim Hersteller heruntergeladen (PDF, 4,3 MB) werden.

Die "Plättchen“ stecken alle in Stanzbögen, aus denen sie gut herausgelöst werden können, und haben ein Format von ca. 4×4 cm2. Die Münzen sind einfache Plastikscheiben, wie die Flöhe beim Flohspiel. Marktstände, Reservierungsscheiben, Flohmarkttische und Lieferwagen sind aus Holz, auf die Marktstände und Lieferwagen müssen vor dem ersten Spiel noch die Aufkleber geklebt werden: es gibt je acht Aufkleber für Fisch, Eis, Limo und Käse: fünf große für die Marktstände (je einen pro Spieler), zwei kleine für die Seiten der Lieferwagen und einen für die Oberseite. Natürlich kommt auf jeden der vier Lieferwagen ein Satz mit drei Aufklebern mit dem gleichen Symbol.

Vor jedem Spiel wird zunächst aus – je nach Spielerzahl – drei bis sechs Spielfeldteilen ein Marktplatz gebaut, der 'möglichst kompakt' gebaut sein soll, aber auch Lücken oder ähnliches sind möglich. Wir haben es auch mit länglichen Marktplätzen getestet, aber ein kompaktes Marktmodell sorgt tatsächlich für ein interessanteres Spiel.

Jeder Spielfeldteil besteht wieder aus markierten Gebieten aus drei bis fünf Federn, jedes Gebiet wiederum ist mit einer Zahl markiert, die angibt, wie viele Stände / Flohmarkttische / Parkplätze insgesamt maximal in dem Gebiet stehen dürfen. Vier Gebiete am äußeren Rand, möglichst weit voneinander entfernt, die jeweils mit einer '1' markiert sind, werden als Standorte für die Parkplätze ausgesucht, auf eines der Felder kommt ein Parkplatzplättchen, auf die beiden anderen Felder kommen Wege (da hier schon ein Parkplatz ist, darf nicht mehr in das Gebiet gebaut werden). Auf das Parkplatzplättchen kommt dann noch der entsprechende Lieferwagen, damit man die Parkplätze auch schnell wiederfindet. Die übrigen Wegeplättchen werden getrennt bereit gelegt.

Wie viele Flohmarkttische gebraucht werden, ist abhängig von den verwendeten Spielplan-Teilen und der Spieleranzahl. Von den Marktständen werden je ein Plättchen aller vier Marktstand-Arten als letzte vier Plättchen ausgelegt. Die übrigen Flohmarkttische und Marktstände werden dann gemischt und als Stapel bereit gelegt.

Zuletzt erhält jeder Spieler seine eigenen Marktstände und Reservierungsscheiben, sowie Geld im Werte von 15 – eine grüne und zehn schwarze Münzen. Wie viel Geld man hat, darf man geheim halten.

Startspieler ist laut Startspieler-Witz der Spieler, der zuletzt auf der Wochenmarkt war.

Wer am Zug ist, darf eine von zwei Aktionen durchführen, wobei man nicht immer die Wahl hat.

Zum einen darf man, wenn man noch nicht alle sechs Reservierungsscheiben verwendet hat, eine der Scheiben auf ein leeres Feld des Marktplatzes (keine Wege, keine Stände, keine anderen Reservierungsscheiben) legen. Außerdem muss das reservierte Feld neben einem Weg oder einer anderen Reservierungsscheibe (eines beliebigen Spielers) liegen.

Auch darf man, wenn man mindestens ein Reservierungsplättchen auf dem Spielfeld hat, das oberste Plättchen vom Nachziehstapel nehmen – mehr Reservierungen auf dem Spielfeld sind aber vorteilhaft.

Wenn das gezogene Plättchen ein Flohmarktplättchen ist, muss man das auf ein Feld legen, das man mit einem eigenen Reservierungsplättchen markiert hat. Der Reservierungsmarker kommt zurück in den eigenen Vorrat, auf das Plättchen kommt einer der Flohmarkttische.

Wenn stattdessen ein Marktstand gezogen wurde, wird versteigert, wer einen Marktstand der gezeigten Sorte bauen darf. Das dürfen natürlich nur Spieler, die den entsprechenden Marktstand noch nicht gebaut haben – so lange noch Plättchen im Nachzugstapel liegen, sind das also mindestens zwei Spieler. Diese veranstalten eine stille Auktion – jeder Teilnehmer nimmt eine Anzahl Münzen in die Hand (es dürfen auch null sein), und wer die meisten gewählt hat, zahlt die Münzen in die Spieleschachtel und darf den Stand auf einem eigenen reservierten Feld bauen. Im Falle eines Gleichstandes gewinnt der aktive Spieler bzw. der Spieler, der dem aktiven im Uhrzeigersinn am nächsten ist. Das kann mit Pech auch ein Spieler sein, der gerade kein Reservierungsplättchen mehr auf dem Spielfeld hat – der muss das Plättchen außerhalb des Marktplatzes ablegen und seinen Marktstand darauf abstellen. Pech gehabt!

Wenn der Marktstand von einem anderen als dem aktiven Spieler gebaut wurde, zieht der aktive Spieler noch ein Plättchen, und so weiter bis entweder ein Flohmarkttisch oder ein Stand des aktiven Spielers gebaut wurde.

Nachdem ein Stand gebaut wurde, wird geschaut, ob das Gebiet seine maximale Anzahl Stände erreicht hat. Wenn ja, werden die übrigen Felder mit Straßen belegt. Alle verdrängten Reservierungsscheiben gehen an ihre Spieler zurück.

In extremis kann es vorkommen, dass ein Stand so eingekesselt wird, dass über den Marktplatz keine Verbindung mit dem dazugehörigen Lieferwagen geschaffen werden kann. Dann darf man, wenn möglich, eine Reihe Straßen direkt am Marktplatz entlang legen – die allerdings doppelte Minuspunkte geben.

Wenn das letzte Plättchen vom Nachziehstapel gezogen wurde, werden die vier übrigen Marktstände in der ausliegenden Reihenfolge gebaut, jeweils von dem Spieler, der den Stand noch im Vorrat hat. Auch für diese gelten die Reservierungs- und Platzierungsregeln sowie das Bauen von Wegen, man braucht aber für diese Stände nichts mehr zu bezahlten (da man jeweils der letzte Spieler ist, der den Stand bauen kann). Abschließend werden alle unbebauten Felder mit Wegen gefüllt.

Anschließend werden die Wege zwischen den Ständen und den dazu gehörigen Lieferwagen gezählt, wobei jedes Wegeplättchen einen Punkt zählt. Eine Direktlieferung ohne Wege ist nicht zulässig, der Mindestabstand muss also 1 sein. Straßenplättchen entlang aber außerhalb des Marktplatzes zählen, wie gesagt, doppelt. Je nach Spielerzahl gibt es eine maximale Wertung – wenn ein Marktstand noch weiter steht oder gar keine Verbindung zum Lieferwagen erhalten (oder der Stand gar außerhalb des Marktplatzes stehen) sollte, gilt dieser Maximalwert. Die vier Entfernungen werden addiert, hiervon wird der Wert der verbliebenen Münzen abgezogen. Wer die niedrigste Gesamtsumme hat, hat gewonnen.

Das Spiel ist eindeutig als Spiel für Vielspieler gedacht. Man muss gut planen, damit man wirklich einigermaßen kurze Wege findet, und kann auch mit Flohmarktständen den Mitspielern so manchen Plan durchkreuzen – insofern ist ein Flohmarktstand beim Ziehen eines Marktplättchens immerhin eine gute zweite Wahl und keine Katastrophe – es sei denn, dass man sowieso nur eine Reservierung auf dem Spielfeld hat. Man sollte schon eine Reihe von Markern haben, bevor man anfängt, Marktplättchen zu ziehen. Es kann sogar gefährlich sein, gar keine Reservierungsscheibe mehr auf dem Spielfeld zu haben – wenn dann ein Stand versteigert wird, den man noch nicht hat, und alle nichts bieten, kann man ggf. sogar gezwungen werden, einen Stand außerhalb des Marktes aufzubauen, was immer ungünstig ist.

Glücklicherweise hat man bei Versteigerungen und beim Bauen eine eingeschränkte Auswahl an Bauplätzen, aber Spieler mit Analyseparalyse finden bei Frischfisch sowohl beim Reservieren wie beim Bauen 'zig Gründe, ihrer Paralyse zu frönen.

Die Originalversion bot hierfür noch viel mehr Chancen: hier gab es nicht Gebiete, die mit einer Maximalbebauung versehen waren, sondern musste bei jedem Bauen beachtet werden, dass das Netz aus Wegen und potentiellen Wegen (also leeren Feldern) nicht in zwei Teile geteilt wurde. Zusätzlich durfte man im allerersten Spielzug seine Reservierung überall auf dem Spielfeld auslegen, statt nur an existierende Wege und/oder Reservierungsscheiben. Dies führt zu noch viel mehr Hirnakrobatik, weil sich hierdurch auch die Verbindungswege ziemlich plötzlich verändern.

Gelegenheitsspieler können das Spiel auch spielen, haben aber gegen Vielspieler eher wenig Chancen. Untereinander sieht es wieder anders aus, aber der Kommentar der Gelegenheitsspieler meiner Testrunden war denn doch, dass man "verd… viel nachdenken“ müsse, was den Vielspielern eher weniger ausmachte. Letzteren sei das Spiel hiermit aber besonders ans Herz gelegt.

Hersteller 2F Spiele
Autor Friedemann Friese
Künstler Harald Lieske
Spieler 2-5
Denken 9
Glück 5
Geschicklichkeit 1 (vor dem allerersten Spielstart)
Preis ca. 36 €

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