Pikes Creek
Vor längerer Zeit habe ich ein Rollenspiel-Abenteuer mit dem Titel Twin Pikes Motel besprochen. Als es mir vorlag, war es noch eine späte Beta-Version, inzwischen ist es über RPGNow unter dem Verlagsnamen PE30 erhältlich.
Inzwischen gibt es aus dem Hause ein zweites Abenteuer, unter dem Titel Pikes Creek. Beide Abenteuer haben aber nichts mit Hechten zu tun, sondern spielen in zwei Orten, die nach Hechten bezeichnet wurden, das 'Motel' in Texas, in der imaginären Stadt Twin Pikes, während das neue Abenteuer im ebenfalls imaginären Pikes Creek in Ohio platziert wurde. (Wer – wie ich – übergenau ist und sucht, wird in den USA ein Pikes Creek wahrscheinlich nur in Pennsylvania finden – und in Texas auch nur Twin Peaks oder Twin Pines…)
Das Abenteuer spielt in der heutigen Zeit, wobei sowohl der Hintergrund als auch die weiteren Umstände es ohne weiteres ermöglichen, es in die jüngere Vergangenheit oder Zukunft zu verpflanzen.
Ein wesentlicher Punkt des Abenteuers dreht sich um eine Gruppe, die Snufff-Filme herstellt und vertreibt – auch diese Filme dürften wohl in den Bereicht der Fantasie gehören, wie Snopes deutlich klar macht. Ein solches Netzwerk würde wohl auch aus Sicherheitsgründen die Finger vom Internet lassen, so dass die Situation in den 90ern oder auch den 80ern oder gar den 70ern genauso aussähe. Allerdings müsste man ein paar Details anpassen – so wären in den früheren Jahren Handys – und vor allem auch anonyme Prepaid-Tarife – eher selten. Und der Mythos Snuff ist 1969 entstanden.
In dem Abenteuer werden die Charaktere losgeschickt, den Verbleib eines jungen Mädchens zu klären. Die Suche führt zunächst nach Dayton, OH, und von dort nach Pikes Creek. Während schnell deutlich wird, dass man sich hier in dem Milieu befindet, das in den USA von den sog. Vice Squads bekämpft wird.
Man sollte sich aber darüber klar sein, dass die Gegenseite nicht so harmlos agiert, wie das in manchen Fernsehproduktionen dargestellt wird. Es kann ohne weiteres geschehen, dass die Gegenseite zu einem Zeitpunkt zum massiven Gegenschlag ausholt, da die Ermittler noch der Meinung sind, es sei alles locker-flockig.
Für diese Entwicklung gibt das Abenteuer dem Spielleiter einen netten Mechanismus an die Hand: verschiedene Aktionen, die der Gegenseite deutlich machen können, dass die Ermittler ihnen auf der Spur sind, geben jeweils einen bestimmten Punktwert, und wenn dieser zu hoch wird…
…locken sie die Ermittler in eine Falle, die ohne weiteres tödlich enden kann. Je nachdem, wie die Ermittler vorgehen, ist es möglich, dass der Angriff komplett überraschend kommt, weil man der Meinung ist, noch gar keine schlafenden Hunde geweckt zu haben.
Aber die Falle selber ist auch ziemlich übel. Sowohl die Hauptfalle als auch der Plan B sind gut angelegt und durchgeführt, so dass die Ermittler schon sehr aufpassen müssen.
Als System benutzt das Abenteuer das OpenD6-System, das aus dem D6-System entstanden ist, in dem seinerzeit beispielsweise das erste Star-Wars-Rollenspiel gespielt wurde oder das auch für Rollenspielwerke verwendet wurde wie für Ghostbusters oder Metabarons. Ein wenig verwirrt das schon, da das d6-System ja eher cinematisch-pulpig ist, das Abenteuer aber eher düster ist und die Ermittler ohne weiteres das Zeitliche segnen können – ein System wie GURPS, d20 Modern / Spycraft oder Top Secret (ohne Fortune/Luck Points) würde meiner Meinung nach eher passen, weil man als Spieler beim D6-System immer pulpiger spielen will als bei den genannten anderen Systemen.
Das Abenteuer an sich ist recht gut gemacht, nach einer allgemeinen Übersicht über das Abenteuer werden die Personen die Orte besprochen, wobei die Personen immer bei den Orten beschrieben werden, an denen sie typischerweise zu erwarten sind. Abgeschlossen wird das ganze erst durch den Höhepunkt und zuletzt ein Tabellenteil mit einer Übersicht darüber, wo welche Hinweise zu finden sind und wer welche Beziehung mit wem hat. Wenn man sich das Abenteuer ausdruckt, wird man in der allerletzten Tabelle – eine Liste der Orte und der dort anzutreffenden Personen – noch einmal kurz den Bleistift zücken, um die Seitenzahlen einzutragen. Alles andere ist sehr übersichtlich und stimmig geschrieben.
Allerdings muss ich auch noch einmal warnen: das Abenteuer ist, mehr noch als das erste, nicht gerade jugendfrei. Durch die angesprochenen Themen ist es auf jeden Fall mit Vorsicht zu genießen – auf einer Jugendfreizeit oder in einer kirchlichen Jugendgruppe hat es sicher nichts zu suchen, und auch Erwachsene könnten mit den angesprochenen Themen Probleme haben. Wie heißt es bei solchen Programmen im amerikanischen Fernsehen? Viewer discretion is advised.
Unter dieser Einschränkung kann ich das Abenteuer geneigten Spielern nur ans Herz legen.
Hersteller | PE30 |
Autor | Jurij Menz |
Künstler | Jurij Menz, Bilder von Fotolia |
Spieler | RPG |
Denken | RPG |
Glück | RPG |
Geschicklichkeit | RPG |
Preis ca. | 3,50 € |
Pikes Creek bei RPGNow
Eine d20 OGL Version des Szenarios ist ebenfalls bei RPGNow.com erhältlich.
[…] von Jurij Menz, von dem ich ja schon zwei Abenteuermodule besprechen habe (Twin Pikes Motel und Pikes Creek), bietet ab dem heutigen Tage ein drittes Modul an, wie die ersten beiden zunächst für Open D6, […]