Playa Pirata!
Piraten gibt es auch heutzutage noch – wenn auch von dem romantisch verklärten Bild in der Realität wenig übrig geblieben ist. Einmal abgesehen von den Feuerwerkskörpern, dem Segelflugzeug und der Segelbootklasse sieht man Piraten heutzutage vor allem vor den Küsten von Somalia, Nigeria, Bangladesh, Indonesien und Südamerika – seit letztem Donnerstag werden sie aber auch vermehrt in Deutschland gesichtet. Allerdings wird erwartet, dass diese Sichtungen zeitlich begrenzt sind und bereits am Mittwoch wieder abflauen werden.
Eher das verklärte Bild vom Piraten, der seinen Schatz auf einer einsamen Insel vergräbt, wird beim Spiel Playa Pirata gezeichnet, das beim Festival in Lucca den Preis für das beste noch nicht herausgegebene Spiel errang – ein Wettbewerb, der jährlich abgehalten wird, und bei dem ein Spiel mit ganz bestimmten Eigenschaften eingereicht werden kann. Neben dem Spielmaterial (maximal 110 Karten, nur minimale andere Materialien) muss auch jeweils ein Thema erfüllt werden, für den 2013er Wettbewerb – der dann 2014 produziert und herausgegeben wurde – war das Thema "X“. Und „X“ markiert die Stelle wird – außer von Prof. Jones – allgemein immer noch geglaubt.
In der Spieleschachtel im Standardformat für diese Preisträgerspiele findet sich folgendes Material:
- die Spielregel auf Italienisch und Englisch
- 88 Karten (15 Schätze, 12 Piraten, 48 Strandlaken, 10 Spezialkarten, 3 Spickzettel)
- ein kleiner Bleistift
- ein kleiner Schreibblock
Bleistift und Schreibblock fallen hier unter 'minimale andere Materialien‘, hätten aber auch weggelassen werden können. Die Spielregeln habe ich leider nicht zum Download finden können.
Die Karten haben, wie bei den Gioci Inediti üblich, gute Qualität. Der Bleistift ist eher klein, wie auch der Block – aber einen Notizzettel und einen Stift sollte man ja auch besitzen. Das ganze sitzt, ebenfalls wie bei den GI üblich, in einem Kunststoffeinsatz, der dafür sorgt, dass die Karten in der – ohne Einsatz relativ schwach gebauten, mit Einsatz aber stabilen – Schachtel nicht durcheinander rutschen.
Die Schatzkarten haben Werte von 3 bis 7 (je zweimal), sowie eine Strandlaken-Karte und vier Totenköpfe. Die Piratenkarten gibt es in den vier Spielerfarben, jede Farbe hat die gleichen drei Piratenkarten. Die Strandlakenkarten gibt es ebenfalls in den Spielerfarben, jeweils 6× ein, 4× zwei und 2× 3 Strandlaken.
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler die Piraten- und Strandlakenkarten einer Farbe. Die Schätze werden gemischt und jeder Spieler erhält, je nach Spielerzahl, verdeckt 5, 4 oder 3 Schätze. Einer der restlichen Schätze kommt verdeckt auf den Tisch; die übrigen Schätze werden unbesehen in die Spielschachtel gesteckt.
In der ersten Runde, beginnend laut Startspieler-Witz mit dem Spieler, der zuletzt am Strand war, legt jeder Spieler nur eine Schatzkarte verdeckt auf den Tisch.
In allen weiteren Runden hat der Spieler zwei Dinge zu tun. Zunächst muss er eine Piraten- oder Schatzkarte spielen. Eine Schatzkarte wird dabei verdeckt auf den Tisch gelegt, eine Piratenkarte wird abgeworfen und eine Spezialaktion ausgeführt. Hierbei darf man mit der Karte mit dem Fernglas eine Schatzkarte ansehen und verdeckt wieder ablegen (wobei man die Reihenfolge ggf. auf ihr liegender Strandlaken nicht verändern darf). Der Pirat mit dem Schatzplan deckt eine Schatzkarte auf; diese Karte bleibt den Rest der Partie offen liegen. Auch hierbei darf die Reihenfolge der auf dieser Karte liegenden Strandlaken nicht verändert werden. Und schließlich gibt es einen Piraten mit einem Sonnenschirm. Mit diesem kann ein Spieler eine Schatzkarte, die zur Zeit durch die Strandlaken ihm selbst gehört, ndgltig 'reservieren' – der Sonnenschirm kommt auf den Stapel, und es darf keine weitere Karte mehr darauf gespielt werden. Wenn man in der letzten Runde nur noch den Sonnenschirm habe, aber keinen Stapel kontrollieren sollte, legt man ihn stattdessen offen vor sich aus.
Anschließend muss man eine oder auch mehrere Strandlaken-Karten spielen, die auf maximal zwei Schatzkarten verteilt werden dürfen. Hiermit übernimmt man die Kontrolle über den vergrabenen Schatz.
Allerdings darf man nur dann Karften auf einen Schatz spielen, wenn man mehr Strandlaken auf den Stapel legt als die bislang oberste Karte zeigte, wobei man die kleinste eigene Karte nach ganz oben legen muss. Wenn also beispielsweise die oberste Karte zwei Strandlaken zeigt, kann man mit einer Dreier-Karte übernehmen, oder auch mit einer Zweier- und darauf zusätzlich eine Einer-Karte. In letzterem Fall muss ein neuer Übernahmeversuch allerdings wieder nur zwei Strandlaken (eins mehr als die oberste Einer-Karte) bieten. Eine Dreier-Karte kann nur mit zwei Karten überboten werden.
Es kann gegen Spielende geschehen, dass man keinen Stapel übernehmen kann (z.B., weil man nur noch zwei Einer-Laken hat und auf allen Stapeln Zweier- und Dreier-Karten liegen – und nur, wenn man eine Piratenkarte gespielt hat, weil man ansonsten einen noch unreservierten Schatz ausgespielt hatte…). Wenn das geschehen sollte – oder wenn man keine Strandlaken mehr hat – kann man den Schritt überspringen, nac hdem man einen Schatz oder eine Piratenkarte gespielt hat.
Da in jeder Runde eine Schatz- oder Piratenkarte gespielt werden muss, endet das Spiel nach 8, 7 oder 6 Runden (bei 2, 3 bzw. 4 Spielern), wenn alle Spieler ihre Schätze und Piraten los geworden sind. Der Startspieler darf dann noch einmal auf einen Schatz Strandlaken spielen.
Jetzt wird ausgewertet: Jede Schatzkarte gehört dem Spieler, der das oberste Strandlaken bzw. den Sonnenschirm gespielt hat. Normale Schatzkarten haben einen Punktewert. Die Schatzkarte mit Strandlaken ist doppelt so viele Punkte wert wie Karten (nicht Strandlaken) auf ihr liegen, maximal acht Punkte. Totenkopfkarten sind etwas spezieller: eine einzelne Karte bringt nichts. Zwei Totenkopf-Schätze sind zehn, drei oder vier gar achtzehn Punkte wert. Außerdem gibt es je einen Punkt pro Strandlaken-Karte (nicht Strandlaken), die man noch auf der Hand hat, sowie einen Punkt für den Sonnenschirm, wenn man ihn nicht spielen konnte.
Die Punkte werden aufgeschrieben, und der nächste Spieler wird Startspieler. Das geht so rund bis alle Spieler einmal Startspieler waren, dann ist Endabrechnung. Wer die meisten Punkte hat, hat gewonnen – bei Gleichstand gewinnt der Spieler der Gleichsteher, der den höchsten Punktbetrag in einer Einzelrunde erzielt hat. Ist auch das gleich, gibt es zwischen den Spielern ein Unentschieden.
Das Spiel kann verlängert (mehrere Runden Startspieler) oder verkürzt werden – bei nur zwei Partien darf der Spieler, der in der ersten Runde die wenigsten Punkte hatte, den neuen Startspieler bestimmen.
Die Spiezialkarten sind für eine Variante gedacht. Die Karten bieten verschiedene Optionen – Extrapunkte bei Spielende, Schutz von Schätzen, Bewegen des Sonnenschirm etc. -, die man je nach Karte zu Spielbeginn, wöhrend des eigenen Zuges oder bei Spielende nutzen kann. Hierbei erhält der Spieler links vom Startspieler verdeckt gemischt so viele Spezialkarten, wie es Spieler gibt, plus eine Karte. Er wählt eine Karte und gibt den Rest nach links weiter – und so weiter, bis der Startspieler von den letzten zwei Karten eine aussucht und die andere verdeckt ablegt. Ansonsten verläuft das Spiel wie das Standardspiel.
Da man nur sehr eingeschränkt weiß, welche Schatzkarte wie viele Punkte wert ist, muss man beobachten, welche Stapel die anderen Spieler haben wollen und gleichzeitig versuchen, seine eigenen Interessen nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Bluff, Menschenkentnnis und Strategie sind die wichtigsten Fähigkeiten, um bei diesem Spiel Erfolg haben zu können. Bei einer guten Viertelstunde pro Partie ist das Spiel ein gutes Zwischendurch-Spiel oder auch ein guter Absacker, Aber man sollte aufpassen, wenn es als Absacker gedacht ist: der Wunsch nach einer Revanche könnte zu stark sein.
In Deutschland ist das Spiel nicht leicht zu finden, es gibt aber einige englische Läden (Chimera, Games Lore, Games Quest etc.), wo man es bestellen kann.
Hersteller | dV Giochi für Lucca Comics and Games | |
Autor | Luca Bellini | |
Künstler | Roberta Barletta, Andrea Guerreri, Mauro Pelosi | |
Spieler | 2-4 | |
Denken | 8 | |
Glück | 5 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 14 € |
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