Cornish Smugglers
Penzance in Cornwall ist den meisten wahrscheinlich eher bekannt als Piratennest – das Musical Pirates of Penzance von Gilbert und Sullivan dürfte da einen nicht unwesentlichen Anteil beigetragen haben. Wenigstens ist man nicht gezwungen, das Brettspiel Conrnish Smuggler nur einmal alle vier Jahre – am 29. Februar – zu spielen.
Erschienen ist das Spiel bei Grublin Games bereits 2013, nachdem es erfolgreich über Kickstarter finanziert wurde. Wir haben unser Rezensionsexemplar allerdings erst voriges Jahr auf der SPIEL erhalten, und kamen jetzt dazu, es zu testen.
(Anm.: Eigentlich sollte diese Rezension bereits Montag on-line gehen, aber unsere Internet-Verbindung war down, und wir haben erste seit gestern Abend wieder eine zuverlässige Verbindung. Ich werde aber versuchen, trotzdem diese Woche drei Rezensionen on-line zu bekommen.)
In der Schachtel – deren Deckel recht knapp sitzt -, fanden wir folgendes:
- 1 Spielbrett
- 60 Geheimniskarten
- 60 Einflussmarker
- 58 GoldMarker
- 52 Reputationsmarker
- 50 Spielermarker
- 48 Charakterkarten
- 25 Zoll-Bestechungsmarker
- 16 Warenmarker
- 12 Lagerhauskarten
- 10 Zollmarker
- 10 Schiffskarten
- 5 Schiffsmarker
- 2 Spickkzettel (Karten) pro Spieler
- das Re gelheft auf Englisch
- Ein Erweiterungsblatt mit Regelkorrekturen
Die Regeln und Korrekturen kann man auch bei Boardgamegeek herunterladen – auf der verlinkten Seite findet man auch eine (nicht-formatierte) deutsche Übersetzung der Regeln und eine ganze Reihe weiterer Materialien.
Die Marker stecken teilweise in zwei Stanzbögen – aus denen sie sich fast schon zu leicht herauslösen lassen, der Rest ist aus Holz. Einzige Ausnahme sind die Bestechungsmarker, die aus winzigen Gummiringen bestehen – zwar gut anzusehen, aber sehr friemelig in der Benutzung. Ein zweiter Punkt, an dem ich nicht sehr zufrieden bin: die Warenmarker bestehen aus dünnem Holz, das in Pentomino-artige Formen geschnitten wurde. Mein Nörgeln geht allerdings nicht über die Formen – die, wie ich weiter unten erklären werde, ganz brauchbar sind -, sondern darüber, dass die Formen sehr leicht brechen – eine der Formen brach bereits in der Mitte, als wir sie das erste Mal aus der Schachtel holten.
Die Spieler sind Schmuggler in Cornwall im 18. Jahrhundert – die Halbinsel ist bekannt für ihre Rolle im Schmuggelgeschäft dieser Zeit, die nicht zuletzt durch ihre Lage im Südosten der Insel erleichtert wurde. Man kauft Waren, schmuggelt sie ins Land und verkauft sie wieder gewinnbringend – und sammelt hierdurch gleichzeitig Ansehen / Reputation, muss sich aber dabei vorsehen, dass die Zollbeamten einen nicht erwischen. Hierzu hat man, wenn man an der Reihe ist, viele verschiedene Optionen, was man tun will: Man kann seine Schiffe bewegen, Waren kaufen und verkaufen, Waren an Land bringen, sein Netzwerk an Kontakten auf dem Land erweitern oder verändern, Zollbeamten bewegen, sie bestechen, zusätzliche Charaktere anheuern, auf die Suche nach Geheimnissen gehen, das Warenhaus überfallen, in dem der Zoll konfiszierte Waren lagert, seinen Ruf verbessern – oder sogar ehrlicher Arbeit nachgehen, wenn einem das Geld ausgegangen ist.
Besonderes Augenmerk verdienen natürlich die Waren, die wie gesagt aus Holzformen bestehen, die aus mehreren Quadraten bestehen und teilweise sehr unregelmäßig geformt sind. Die Transportschiffe haben unregelmäßig geformte Stauräume, so dass man mehrere Waren nur bei besonders genauer Planung darin unterbringen kann.
Jede der Aktionen kostet den Spieler je nach Aktion eine bestimmte Menge an Gold, Einfluss und/oder Reputation.
Eine "Runde“ besteht aus einer ganzen Reihe von Durchgängen, beginnend beim Startspieler, wobei jeder Spieler jeweils eine Aktion ausführt, und dann der nächste Spieler an der Reihe ist.
Eine Runde endet, wenn alle Spieler nichts mehr tun wollen und passen – da zu Beginn jeder Runde neue Personenkarten aufgedeckt werden, mit denen man sein Netzwerk ausbreiten kann – und man auch nur zu Beginn einer Runde neuen Einfluss erhält -, wird dies früher oder später auf jeden Fall passieren.
Die Menge an Möglichkeiten kann für einen Anfänger überwältigend sein – Analyseparalyse ist bei diesem Spiel eine ernste Gefahr. Allerdings gibt es keine absolut sichere Taktik, mit der man sich den Spielsieg sichern kann, sondern verschiedenste Wege. Auch wenn ein grober Fehler dazu führen kann, dass man bereits frühzeitig hoffnungslos zurück liegt: Einen Runaway Leader haben wir noch nicht erlebt, sondern immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen von zumindest einigen Mitspielern. Und wenn man nicht zu Spielbeginn einen wirklich groben Fehler macht, kann man auch seine Taktik noch anpassen und so seine Chancen verbessern.
Die Spielregel ist auch in der englischen Version leider teilweise unübersichtlich und undeutlich. Das Stichwortverzeichnis, das die Spielregel ergänzt, ist hier sehr hilfreich. Man sollte aber auf jeden Fall auch die entsprechenden Diskussionen bei Boardgamegeek durchschauen, um spezielle Undeutlichkeiten zu vermeiden.
Abgesehen von den Geheimnissen (von denen man im Laufe des Spieles eine Menge erhält, und mit denen man den Mitspielern wirklich böse mitspielen kann) und den Personenkarten ist das Spiel ohne Zufallsfaktor – die Geheimniskarten sorgen allerdings teilweise für ziemliche Zufallseinflüsse. Alles in allem fällt das Spiel aber in den Bereich der Eurogames, mit als Basismechanismus 'Pick-up and Deliver‘, und einem deutlichen Netzwerk-Bau- und Aufbaustrategie-Anteil (der Aufbau des Netzwerkes mit Hilfe der Personenkarten führt durch die Spezialfähigkeiten der Personen auch zu erweiterten Möglichkeiten).
Cornish Smuggler ist eindeutig nicht ein Spiel für den Gelegenheitsspieler. Vielspieler dahingegen werden an dem Reichtum an Optionen und der Spieltiefe ihre Freude haben. Auch wird es mit steigender Spielerzahl interessanter – zu zweit spielt man eher aneinander vorbei, zu fünft sitzt man sich gegenseitig ständig im Weg.
Hersteller | Grublin Games | |
Autor | Henry Jasper, Alan Brookland, Rachel Dobbs, Russell Hughes, Peter Rosewall, Joe Sandles und Nick Thomas | |
Künstler | Sam Brookes, Rachel Dobbs, Donald McLeod und Francesca Stella | |
Spieler | 2-5 | |
Denken | 8 | |
Glück | 5 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 47,50 € |
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