Hast Du mal eben?

Wok Star

Wok StarDer Gamer an sich ist ja eher verfressen. Auf Spieletreffen – wenn nicht gerade der Gastgeber kocht – wird ja dann gerne mal ein Bringdienst angerufen, und das ist auch immer wieder mal "der Asiate“, der dann mal eben so einiges in den Wok hauen muss. Genau so ein "Asiate“ wird in diesem recht rasanten Spiel thematisiert. Die Spieler versuchen, gemeinsam (also gegen das Spiel, und vor allem gegen die Zeit), ihren Asia-Imbiss am Leben zu erhalten, indem sie möglichst viele Kunden schnell zufriedenstellen.

Erschienen ist Wok Star bei Gabob, die neue Auflage wurde unterstützt durch GameSalute, die ja in der Vergangenheit schon das eine oder andere selbst und auch für andere Verlage gekickstartert haben, so auch dieses Spiel. Und was dabei herausgekommen ist, macht einen sehr guten Eindruck (und ist, insbesondere für amerikanische Standards, hochwertig).

In der quadratischen Schachtel findet man

  • 1 Spielbrett (schön stabil)
  • 15 Rezeptkarten
  • 32 Würfel (W6, je 8 in 4 Farben, gute Qualität)
  • 11 Zutatenmarker (Holz)
  • 1 elektronischer Timer, einstellbar auf 15, 20 und 30 Sekunden, braucht 2 AAA-Batterien (Microzellen, nicht enthalten)
  • 6 Charakterkarten
  • 11 Zubereitungskarten
  • 20 Ereigniskarten
  • 2 Zählmarker
  • 4 Tischnummerkarten
  • 60 Kundenkarten (4 pro Rezept)
  • Die Anleitung (auf Englisch)

Außerdem waren – zumindest in unserer Testversion – noch 4 Faltschachteln (2 blau, 2 rot) enthalten, die man gut zum Aufbewahren der Spielmaterialien verwenden kann (spart die Ziplocks).

Die Karten haben Standardqualität und sind recht übersichtlich gestaltet, die Grafik ist einfach – comichaft, aber recht hübsch. Auf den Zutatenmarkern ist jeweils eine Zutat (z.B. Schweinefleisch, Hühnchen, Shrimp, Ei) abgebildet, das Spielbrett zeigt halbkreisförmige Vorratsstufen, auf denen die Zutaten hoch- und runtergeschoben werden, je nachdem, ob welche produziert oder verbraucht werden, und eine Kramer-Zählleiste für das Kapital.

Der Timer ist aus Kunststoff und hat oben eine große Drucktaste (mit Wok Star Logo); er zählt mit sekündlichen Klicklauten, und wenn er abgelaufen ist, klingelt er dreimal – recht gut hörbar, wenn man nicht gerade in einer Disco spielt.

Jeder Spieler erhält nun eine Rolle (da es ein Familienbetrieb ist, ist von Oma bis Enkeltochter jeder dabei), und somit eine Sonderfertigkeit (abgesehen von der kann aber jeder Spieler dann wieder das gleiche), und 3 der 8 Würfel seiner Farbe (die restlichen 5 können später dazukommen).

Dann werden die 3 Gerichte aus dem "Startmenü“ (+ die ersten Ereignisse) gemischt, die entsprechenden Anleitungen (sprich Zubereitungskarten) unter den Spielern verteilt, ebenso bekommt jeder eine Tischnummer, und es kann auch schon losgehen.

Witzige Mechanik: Die Tischzahl 1-4 ist oben in der Ecke eingekringelt. Einerseits bezeichnet das die Tischnummer, an der es danach weitergeht, andererseits aber auch, welche Karten jeweils aussortiert werden, wenn man nicht zu viert spielt.
Zunächst würfelt am Anfang des Tages (der Runde) jeder Spieler die ihm zur Verfügung stehenden Würfel – und diese bleiben dann in der Regel auch auf dieser gewürfelten Seite liegen. Mit Würfeln darf man gewisse Zutaten zubereiten – eine einzelne benötigt einen beliebigen Würfel, aber damit kommt man natürlich nicht weit, denn das einfachste Gericht verlangt schon zwei Zutaten, und man will ja nicht nur ein Gericht verkaufen. Also sollte man die Mehrfachoptionen nutzen – entweder eine bestimmte Zahl, oder aber eine Kombination für noch mehr Zutaten (Pasch oder bestimmte Summe oder zwei gerade bzw. ungerade Zahlen). Was es wofür gibt, findet man auf den Zubereitungskarten. Und natürlich darf nur der Spieler zubereiten, der die Karte vor sich liegen hat.

Allerdings darf er, wenn die passenden Würfel fehlen, schon mal um Hilfe bitten – eben "hast du mal eben…?“. Und natürlich arbeitet nur der, dessen Tisch gerade bestellt hat, und das ganze bitte in 20 Sekunden pro Bestellung (fürs erste Spiel werden 30 empfohlen). Klingt hektisch? Ist es auch. Denn jeder Kunde, der nicht in den 20 Sekunden bedient wird, ist am Ende des Tages ein Verlust, und den kann man sich nicht wirklich leisten (muss man aber manchmal).

Also muss man in dieser ganzen Hektik auch noch planen – wie kann man das, was man kann (also welche Würfel) möglichst effizient nutzen? Es nützt nichts, massig Eier produzieren zu können, wenn für die aktuelle Bestellung eben Schweinefleisch gebraucht wird.

Zum Glück kann die Würfelzahl auch noch steigen – nämlich durch die Ereignisse. Diese können gut oder schlecht sein, sicher bringen sie aber jeweils einen weiteren Würfel mit für den, der sie aufdeckt (sprich: der da gerade an der Reihe war). Und manches Mal ist so ein Ereignis, das eigentlich eher ungünstig wäre, sogar praktisch.

Aus dem, was man am Ende des Tages an Gewinn erwirtschaftet hat, kann und sollte man dann den Betrieb verbessern – neue Rezepte (die auch neue Zutaten mitbringen) und effizientere Zubereitungsmethoden (die mehr Zutaten pro Würfel bringen) stehen zur Auswahl, und hier sollte man schon planen – in welche Richtung soll es gehen? Klar, wer mehr Kunden bedienen kann (und pro neuem Rezept werden es so viele mehr, wie Spieler mitspielen), kann auch mehr einnehmen, aber dann müssen auch die Zutaten in ausreichender Menge vorrätig sein, und das wird dann immer schwieriger. Es hat sich gezeigt, dass man sich vor Tag 2 entscheiden sollte, ob man lieber Shrimps oder Hühnchen dazunehmen möchte, und dann entsprechend weitere Rezepte ins Menü aufnimmt. Alles ist kaum zu schaffen, aber das ist ja auch gar nicht der Sinn der Sache, sondern am Ende des vierten Tages genug Geld in der Kasse zu haben, um den Laden am Leben zu erhalten (im übertragenen Sinne – den Kredit zurückzuzahlen, den man aufnehmen musste, um den Imbiss zu eröffnen). Wie viel das ist, hängt von der Spielerzahl ab. Es ist durchaus machbar… aber eine Herausforderung.

Insgesamt ein schickes und schnelles Spiel – sehr schönes Spielmaterial, vor allem auffällig, wenn man bedenkt, dass es aus Amerika kommt, wo man ja oft ganz anderes gewohnt ist, aber hier punktet GameSalute ja nicht zum ersten Mal.

Aufgrund des Zeitlimits geht eine Partie natürlich sehr schnell, und dementsprechend sollte man schon mit Leuten spielen, die zumindest keine motorischen bzw. Koordinationsprobleme haben (wer hat gerade das Huhn? Ah, da drüben…). Diese Hektik – und nicht zuletzt der stellenweise klischeehafte Humor (Ereigniskarten…) sorgen durchaus für Lacher. Sicher nichts für jemanden, der jedes Spiel bierernst nimmt, aber ein wenig Konzentration (und vor allem Schnelldenken und auf Umstände reagieren) ist schon erforderlich, um gegen das Spiel zu gewinnen.

Das Spiel ist also durchaus für Gelegenheitsspieler geeignet, und auch für die Familie. Den Testspielern hat’s jedenfalls genug Spaß gemacht, dass schon Fragen kamen, ob man das Spiel mal ausleihen könne. Der deutsche Vertrieb bei Brave New World sagte jedenfalls, es sei zur Zeit vergriffen, man warte aber auf einen Nachdruck. Dann sei es zu unten genanntem Preis erhältlich.

Hersteller Gabob mit GameSalute
Autor Tim Fowers, Tom Mason
Künstler Ryan Goldsbury
Spieler 1 – 4
Denken 6
Glück 5
Geschicklichkeit 4
Preis ca. 47,90 €

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