Klassiker in mystisch und kooperativ

Samurai Spirit

Samurai SpiritKooperative Spiele sind in den letzten Jahren immer mehr im Trend. Samurai Spirit aus dem Hause Fun Forge stellt einen recht anspruchsvollen Vertreter dieser Kategorie dar, der – wenn man einmal weiß wie es geht – recht schnell spielbar ist, aber schon in den einfachen Schwierigkeitsgraden hohe Ansprüche an die Spieler stellt. Das Szenario ist ein altbekanntes aus Literatur und Film – die Sieben Samurai, nur dass diese hier nicht nur menschlich sind…

Aber schauen wir uns zunächst erst mal das Spielmaterial an. In der kleinen quadratischen Schachtel befinden sich:

  • 1 Spielplan, der das Dorf zeigt
  • 7 Samurai-Tableaus (beidseitig, stabiler Karton)
  • – 7 Samurai-Figuren (Holz, rot)
  • 7 Unterstützungsplättchen (Karton)
  • 6 Bauernhofplättchen (dito)
  • 10 Barrikadeplättchen (dito – schmal, trotzdem stabil)
  • 3 Familienplättchen (dito)
  • 7 Wundmarker (dito)
  • 1 Marker „aktiver Spieler“ (dito)
  • 66 Räuberkarten (gute Spielkartenqualität)
  • Die Spielanleitung auf Englisch – eine Deutsche (gut übersetzt) ist auf der HP als PDF erhältlich).

Die Samurai-Tableaus zeigen jeweils auf einer Seite den Samurai als Mensch, und auf der Rückseite – nun, da wird es etwas animalisch. Wenn die Samurai im Kampf verwundet werden (und das wird passieren), können sie sich in eine Tierform verwandeln – je nach Samurai steht dann plötzlich ein Waschbär, Affe, Tiger, Fuchs, Wildschwein, Bär oder Wolf im Dorf und räumt auf. Außerdem zeigt die Tafel rechts eine Kampfleiste und den Kiai-Wert des jeweiligen Samurai (hier unterscheiden sich Vorder- und Rückseite), und links drei Symbole, die die Verteidigungsaktionen anzeigen – es ist essentiell, dass diese Symbole an jedem Tag "verteidigt“ werden, ein Symbol das offen bleibt hat grundsätzlich negative Konsequenzen. Außerdem wird angezeigt, welche Fähigkeit der Samurai hat, und was sein Kiai bewirkt.

Die Räuberkarten zeigen je einen Plünderer – und was er so kann und anstellt. Räuber mit Werten von 1-4 stellen gewöhnliche Banditen dar, Wert 5 haben die Gefolgsleute der Anführer, die am zweiten Tag auftauchen, und diese Anführer erscheinen erst am dritten und letzten Tag (und haben einen Wert von 6). Außerdem kann eine Räuberkarte in jeder Ecke eine weitere Eigenschaft haben: Ein Symbol, was gegen diesen Banditen verteidigt werden kann, eine "Strafe“, die man erleidet, wenn man gegen diesen Banditen kämpft und er am Anfang der nächsten Aktion als letzter offen liegt (bspw. Eine Wunde oder ein durchbrechender Bandit), und ggf. Flammen, die dann relevant sind, wenn dieser Bandit durchbrechen sollte.

Zu Beginn wählt jeder Spieler einen Samurai, dreht das Tableau auf die menschliche Gestalt und platziert eine Samurai-Figur auf der 0 der Kampfleiste. Dann werden von den gemischten gewöhnlichen Banditen so viele wie der Schwierigkeitsgrad vorsieht auf den Ziehstapel platziert (normal: Spieleranzahl x 7), und der erste Spieler beginnt. Er zieht die erste Karte vom Stapel, und entscheidet, wie er mit diesem Räuber verfahren will. Hat dieser ein passendes Symbol, kann man ihn links neben das Tableau legen, solange das entsprechende Symbol noch frei ist; ansonsten kommt er nach rechts und wird bekämpft – die Figur wird auf den Wert gezogen, dem die Gesamtsumme der rechts liegenden Banditen entspricht. Unter Umständen kann man auch noch die Fähigkeit seines Samurai anwenden – manche können Gegner an andere weiterreichen, andere einen weiteren Gegner bekämpfen etc., jeder kann etwas anderes. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Alternativ kann man, anstatt zu kämpfen, seine Fähigkeit an einen anderen Spieler verleihen (macht aber eher selten Sinn, es sei denn es geht über Kyuzos Kiai), wodurch aber ein Bandit durchbricht; die dritte Möglichkeit ist es, zu passen, was man in der Regel nur tut, wenn man nicht anders kann (das heißt, wenn die gesammelten Banditen den Kiai-Wert übersteigen).

Sinnvoll ist es, den Kiai-Wert möglichst oft zu erreichen, denn so bekommt man die Kampfleiste wieder frei – denn ein Kiai legt den obersten Banditen auf den Ablagestapel, und hat auch noch eine weitere Funktion (welche ist wieder je nach Samurai unterschiedlich) – durch Kiai-Aktionen kann auch oft anderen Samurai, die in Schwierigkeiten sind, geholfen werden – es ist z. B. sinnvoll, einem anderen Samurai einen Räuber zu eliminieren, wenn dessen Strafe zu negativ ist, oder sogar einen Räuber zu einem anderen zu schieben, um eine entsprechende Strafe zu überdecken und/oder dort für einen Kiai zu sorgen.

Ist der Räuberstapel aufgebraucht, ist der Tag zu Ende, und alle durchgebrochenen Räuber werden darauf kontrolliert, ob auf ihrer Karte Flammen sind. Wenn ja, brennt jeweils eine Barrikade, oder, wenn keine mehr da sind, ein Bauernhof.

Am zweiten Tag kommen die Gefolgsleute (Anzahl = Spieleranzahl) mit in den Stapel, am dritten Tag dann entsprechend viele Anführer (die einfach noch stärker sind und noch weit gravierendere Strafen mitbringen), aber das Spielprinzip bleibt das gleiche. Ist ein Samurai einmal zum Tier geworden, bleibt er so für den Rest des Spiels, aber das ist alles andere als schlecht.

Wenn am Ende des dritten Tages noch mindestens ein Bauernhof steht, noch mindestens eine Familie lebt und kein Samurai gestorben ist – dann hat man gewonnen, im gegenteiligen Fall gewinnt das Spiel.

Klingt simpel? Weit gefehlt, denn der Ansturm der Banditen ist schon enorm, und man muss recht genau überlegen, wie man mit diesen Subjekten umgeht, um Erfolg zu haben. Konzentration, ein kühler Kopf und manchmal auch etwas um-die-Ecke-Denken sind erforderlich, vor allem dahingehend, wie man ggf. Räuber weitergibt oder entfernt, damit man nicht nur selbst, sondern auch die Mitstreiter auf die richtigen Werte kommen. Die Kiais möglichst passend zu nutzen (und auch zu wissen, wann es eher keinen Sinn macht) ist essentiell, um das Spiel zu gewinnen.

Ein anspruchsvolles, wenn auch eher kurzes Koop-Spiel, das den taktikorientierten Vielspieler anspricht. Der Gelegenheitsspieler, der lieber in der Cocktailbar mal so nebenher spielt, wird hier nicht glücklich, dafür aber die Taktiker, die gerne an komplizierten Situationen herumknobeln.

Der Glücksfaktor ist zwar da (Reihenfolge der Räuberkarten), aber überschaubar.

Das Material ist qualitativ sehr gut, die Zeichnungen passen sehr gut ins Ambiente, und sogar die Namen der Samurai sind dem Originalwerk entnommen – kleine Ausnahme (und etwas Trivia): Der Affe ist nach dem Schauspieler benannt, nicht nach dem Samurai (also hätte „Daisuke“ eigentlich Shichiroji heißen müssen). Insgesamt ein gutes Paket für einen fairen Preis – mir gefällts.

Hersteller FunForge
Autor Antoine Bauza
Künstler Victor Pérez Corbella
Spieler 1 – 7
Denken 9
Glück 3
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 19,90 €

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