City Council
Was braucht man, um in einer Stadt oder vielmehr im Stadtrat etwas zu bewegen? Richtig, Einfluss. Und den erhält man am einfachsten, indem man den richtigen Leuten einen Gefallen tut – den Eindruck hat man zumindest, wenn man City Council spielt. Und "Gefallen“ haben in diesem Fall etwas damit zu tun, welche Gebäude (und gegebenenfalls auch wo) diese in der Stadt errichtet werden.
Stadtplanung? Und das sogar (halbwegs) kooperativ? Erinnerungen werden wach – an Metropolis, aber das ist lange her… Golden Egg präsentiert hier eine etwas andere Herangehensweise, die stellenweise schon fast realistische Ansprüche hat, denn ohne Unterstützung der Mitspieler erreicht man absolut nichts. Dementsprechend muss man ähnlich wie in der realen Politik manch unangenehmen Kompromiss machen, sich irgendwie einigen. Absprachen mit den Mitspielern sind eher die Regel als die Ausnahme, wenn man die verschiedenen Stadtviertel denn langsam aber sicher bebauen will. Und wie wird das umgesetzt?
Zunächst einmal mit sehr viel Material:
- 1 großer farbiger Spielplan
- 52 Gefallen-Karten (gute Kartenqualität)
- 44 Gebäudemarker (stabiler Karton, verschiedene Größen)
- 15 "Blue Collar“ Arbeitskräfte (blaue Holzfiguren)
- 7 "White Collar“ höher qualifizierte Arbeitskräfte (weiße Holzfiguren)
- 6 Delegierte (schwarze Holzfiguren)
- 7 Verschmutzungsmarker (schwarze Holzwürfel)
- 7 Kriminalitätsmarker (rote Holzwürfel)
- 8 Gütermarker (grüne Holzwürfel)
- 11 Gemeinschaftsmarker (pinke Holzwürfel)
- 15 Spielertoken (je 3 pro Farbe, Holzscheiben)
- 5 Spielermarker (Karton)
- 1 Schlüssel zur Stadt
- 7 Geldmarker (Karton)
- 6 Energiemarker (Karton)
- 2 Umsiedlungsmarker (Karton)
- 2 Verkaufsmarker (Karton)
- 1 Regelheft (auf Englisch)
…und daraus baut man vorzugsweise keine Randale, sondern eine hoffentlich funktionierende Stadt, deren Bürgermeister man dann werden will, und um in diese Position gelangen zu können, ist wie schon erwähnt Einfluss erforderlich. Diesen erlangt man durch Gefallen, die man unterschiedlichen Gruppen tun kann, die natürlich allesamt unterschiedliche Interessen haben. Als "Gefallen“ wird gewertet, dass man z.B. bestimmte für diese Gruppierung interessante Gebäude errichtet, oder sie aktiviert; und je nachdem wie hochwertig diese Gefallen sind, umso mehr Einfluss kann man dadurch gewinnen. Wenn ein Spieler 11 Einflusspunkte erreicht, endet das Spiel am Ende der Runde, aber andere können ihn bis dann natürlich noch überholen.
Aber wie schon erwähnt will man hier bauen, und damit das klappt, braucht man auch die Unterstützung der Mitspieler. Zunächst einmal ist jeder Spieler Vorsitzender eines Ausschusses – und welches, das wechselt immer wieder (dank des Wahlausschusses, dessen erster (zufällig ermittelter) Leiter dann bestimmt, wer den Transport-, Haushalts-, Unions- und Exekutivausschuss leiten darf (und damit auch die Spielreihenfolge der ersten Runde).
Jeder Ausschuss erlaubt eine andere Sonderfähigkeit, und hat einen vorgegebenen Platz in der Spielreihenfolge. In derselbigen schlagen die Spieler dann vor, welches Gebäude sie gerne bauen, umsiedeln oder an den Privatsektor verkaufen würden. Hat jeder einen Vorschlag gemacht, wird abgestimmt – indem jeder seinen Delegierten auf den Plan eines anderen Spielers spielt – man braucht also die Unterstützung der anderen, um diese durchzubekommen (der Exekutivausschussvorsitzende hat noch einen zweiten, den er frei verteilen darf).
Je nach Spielerzahl werden die 2 oder drei beliebtesten Pläne umgesetzt, bei Unentschieden kann man mit privaten Ressourcen nachhelfen. Der Vorsitzende des Wahlausschusses hat dann die Aufgabe, diese Pläne auch zu realisieren (wobei das Budget da auch anderes sagen kann…). Wichtig ist unter anderem, wo in der Stadt Bauprojekte unterkommen, denn die Zonen haben bestimmte Prioritäten, ob dort z.B. Wohnraum oder eher Gewerbe angesiedelt werden soll.
Nach der Bauphase sollte man kontrollieren, ob man vielleicht einige Wünsche von einflussreichen Leuten erfüllt hat – sprich man vergleicht sie aktuelle Situation mit den Karten auf der Hand, und kassiert dann den entsprechenden Einfluss (danach wird die entsprechende Karte abgelegt – unter Umständen lohnt es aber zu warten, um mehr Einfluss herauszuholen, indem man mehr Wünsche auf einmal erfüllt).
Nun folgt die sogenannte Aktivierungsphase, in der man möglicherweise erst mal ein Stadtviertel mit Strom versorgen muss (das Zentrum hat von Beginn an Strom, aber um andere zu versorgen braucht man ein oder mehrere Kraftwerke, die dementsprechend bald gebaut werden sollten – vermutlich sind das die Gebäude, für die man am leichtesten Stimmen der Mitspieler bekommt).
Dann kann man der Reihe nach Gebäude aktivieren, was in der Regel bedeutet, dass man Leuten Arbeit verschafft, möglicherweise Ressourcen verbraucht und dafür andere Ressourcen erzeugt – alle Spieler sind hier an einem ausgewogenen Verhältnis interessiert, denn wenn man nicht aufpasst, gibt es zu viele Arbeitslose, was zu Abwanderung und/oder Kriminalität führt.
Umweltverschmutzung ist auch nicht gerade wünschenswert, also sollte man da auch entgegenwirken, insgesamt wird man immer wieder Absprachen treffen und Kompromisse finden müssen, um weiterzukommen. Also hat man immer mit einem Auge die Einflusspunkte zu beobachten, während man überlegt, wie man zwar profitiert, die anderen aber auch, weil sie sonst ja nicht mithelfen würden…
Eigentlich simuliert City Council schon recht gut die Geschehnisse in der Städteplanung, inklusive diverser Mauscheleien, mit doch noch recht einfachen Mitteln. Die Spielanleitung ist zwar korrekt, aber stellenweise umständlich angeordnet geschrieben, was dazu führt, dass man einige Passagen wieder und wieder lesen muss, um es dann auch richtig zu machen. Wenn man aber erst die Vorgehensweise und den Ablauf verstanden hat, geht es schon weit fixer.
City Council ist ein anspruchsvolleres Spiel mit wenig Glücks- und viel mehr Denk- und Verhandlungspotential (einzige Glücksfaktoren sind Reihenfolgen der Gebäude im Pool und der Gefallen-Karten), das für den Gelegenheitsspieler möglicherweise etwas zu viel ist; für den Viel- oder Kennerspieler ist es okay, vielleicht etwas einfach. Wichtig ist, dass man Spaß an dieser Sorte Spiel hat, denn ca. 90 Minuten sollte man für eine Partie schon einrechnen.
Das Material ist ordentlich, und wenn man sich einmal durch die Anleitung durchgearbeitet hat, kann man bei weiteren Partien direkt losspielen. Variation und Wiederspielwert ist auf jeden Fall gegeben, da man ja immer andere Rollen und andere Reihenfolgen hat – und je nach den Gefallen, die man über die Karten erfüllen kann, auch andere Prioritäten setzen wird. Die Regeln kann man von
Hersteller | Golden Egg Games | |
Autor | Elad Goldsteen | |
Künstler | Giota Vorgia | |
Spieler | 3-5 | |
Denken | 7 | |
Glück | 2 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 39,95 € |
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