360 Stories
Ein wirklich ungewöhnliches Spiel ist 360Stories, bzw. 360Verhalen, wie es in der Originalsprache heißt. Es ist das erste Produkt der niederländischen Firma Taleswapper, ein Name, der von einer Figur aus der Alvin Maker-Serie von Orson Scott Card entlehnt wurde.
Taleswapper sieht sich als multimedialer Herausgeber, dessen Ziel ist, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und so den Respekt füreinander zu fördern. Dementsprechend ist auch 360Stories ein Spiel, bei dem viel erzählt wird – aber niemand (oder eben alle) gewinnen soll.
Als ich die Schachtel auf den Tisch stellte, meinte einer der Testspieler, ob das ein Schallplattenalbum mit 20 oder so Schallplatten sei – die Schachtel ist relativ flach für eine Spieleschachtel, so dass der Gedanke vielleicht nicht ganz fern lag. In der Schachtel findet man dann allerdings
- ein Spielbrett
- ein Drehpfeil zum Zusammenstecken
- ein Farbwürfel
- ein Punktwürfel
- eine Lebensaltertabelle
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Wer jetzt etwas vermisst: die Spielregel ist in den Schachteldeckel gedruckt. Man kann sie aber auch hier nachlesen oder downloaden. Mir lag die niederländische Ausgabe vor, über die Qualität der deutschen Übersetzung kann ich nicht allzu viel sagen – aber was man auf der Webseite des Spiels sieht und was man in Essen sehen konnte, sah sehr gut aus. Es gab auf dem Spielbrett ein, zwei kleine Rechtschreibfehler, die aber in der Verkaufsversion noch ausgemerzt sein sollen.
Der Drehpfeil muss wieder abgebaut werden, bevor man das Spiel wegpackt, da er ansonsten zu hoch ist. Die beiden Würfel sind aus Holz, auch ansonsten hat das Material hervorragende Qualität.
Auf dem Spielbrett findet man in vier Ringen angeordnet Begriffe, insgesamt 60 Stück.
Wer 'an der Reihe ist' – wobei es der Spielrunde überlassen sit, wie man das definieren kann – dreht den Drehpfeil und würfelt mit beiden Würfeln. Die Farbe des Farbwürfels und die Position des Drehpfeils kennzeichnet in der Regel genau ein Feld auf dem Spielbrett – beispielsweise Urlaub, Geld, Vergangenheit oder Zweifel, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Zwei der sechs Seiten des Farbwürfels eröffnen dem Spieler die freie Auswahl – eine dieser beiden erlaubt es auch, das 'Erzählrecht' abzugeben.
Mit dem Punktwürfel wird eine Periode aus dem Leben gewählt, abhängig vom Alter des Drehenden – jeder Zeitraum umfasst grob gerechnet ein Sechstel der Lebenszeit.
Und jetzt ist die Aufgabe des Spielers, eine Erzählung über ein Ereignis zum besten zu geben, wobei es um das auf dem Brett genannte Thema gehen sollte und aus der Lebensperiode, die mit dem Würfel bestimmt wurde.
Nach Abschluss der Erzählung ist dann der nächste Spieler an der Reihe.
Nein, es gibt keine Punkte und auch keinen Gewinner oder Verlierer des Spiels. Aufgabe des Spiels ist es einfach, die Menschen dazu zu bringen, Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen – etwas, was manchem eher schwer fällt, anderen leichter.
Das Spiel kann hierdurch die gesamte Spannbreite von relativ peinlich bis hin zu angeregten Gesprächen abdecken, je nach Gruppenzusammenstellung und gewählten Geschichten. Themen, die einem Spieler unabwendbar peinlich sein sollten, sind aufg dem Spielbrett nicht zu finden. Auch ist das Spiel nicht auf ungewollten Seelenstriptease angelegt.
Am meisten Spaß macht 360Stories – wenn man überhaupt etwas für ein derartiges Spiel übrig hat – mit einer möglichst gemischten Runde. Wenn eine Gruppe Klassenkameraden in der Schule es spielt, sind die Erlebnisse wahrscheinlich nicht nur zu ähnlich, sondern sogar identisch, weil man vieles gemeinsam erlebt hat. Ansonsten kennt man bei sehr guten Freunden wahrscheinlich sowieso schon die Geschichten, die ihnen so einfallen. Aber wenn Leute im Rentenalter, 30-jährige und Schüler gemeinsam um den Tisch sitzen und 360Sories spielen, erfahren alle vielleicht etwas aus dem Leben der anderen, was sie nie für möglich gehalten hätten – und nicht nur die Jugend vom Alter, sondern auch andersherum.
Insofern könnte 360Stories für Familienfeiern und ähnliche Gelegenheiten interessant sein, denn das Ziel, die Leute ins Gespräch zu bringen, erfüllt es sicherlich. Als Brettspiel für einen Spieleclub ist es dahingegen weniger geeignet…
Wer das Spiel kaufen will, kann dies über den Webshop des Herausgebers tun. Bei einigen niederländischen Quellen, zu zum Beispiel das Muzeum Orientalis in Heilig Landstichting oder im Inspiratiehuis in Arnheim ist es erhältlich – und der Herausgeber sitzt selbst auch in Arnheim.
Hersteller | Taleswapper | |
Autor | WIlma Mulder | |
Künstler | k.A. | |
Spieler | beliebig | |
Denken | 9 | |
Glück | 4 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 34,95 € |
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