Pi mal Pflaumen
"Ich mag keine Stichspiele" – dieses Statement gab es von einigen meiner Tester, bevor sie dieses nette kleine Spiel aus dem Hause Pegasus kennenlernten. Dann brachte sie erst mal der Name zum Schmunzeln… "Was, Pi mal Pflaumen? Wasn das… gib mal her…" und schon wurde es ausprobiert.
Nun, strenggenommen ist Pi mal Pflaumen ein Stichspiel – aber eines, das auch Leute mögen, die sonst keine Stichspiele mögen, denn es funktioniert völlig anders. Man muss nichts bedienen, der Stich wird nicht von einem einzelnen Spieler "mitgenommen", sondern wieder verteilt, und wer die schwächste Karte legt bekommt sogar noch eine Pflaume als Bonus, und zwischendurch wird auch noch mit Pi jongliert – was kein Obst ist, aber trotzdem in Kartenform vorliegt.
Pflaumen? Ja, im Kartenformat. Insgesamt findet man in der violetten Schachtel:
- 75 Obstkarten (je 25 für 3 Durchgänge)
- 18 Pflaumenkarten
- 18 Pi-Karten
- 1 Karte "Wachhund"
- 7 Reihenfolgekarten
- Die Anleitung in Deutsch und Englisch
Die Karten haben allesamt gute Spielkartenqualität und sind schön im Stil Maria Sybille Merians illustriert – Pflaumen- und Pi-Karten sind beidseitig, der Wachhund im Prinzip auch (dreht ihn auf die Seite, die ihr hübscher findet – bei mir wacht der Berner Sennenhund), die Obstkarten ziert auf der Rückseite jeweils ein Stadium des Tagpfauenauges – Raupe, Puppe oder Schmetterling, was nicht nur hübsch aussieht, sondern diese auch gut unterscheiden lässt.
Ansonsten zeigen die Karten auf ihrer Frontseite je eine Obstsorte (Äpfel, Birnen, Brombeeren, Erdbeeren, Feigen, Johannisbeeren, Kirschen, Orangen und – auf der 25 – sogar Pflaumen) sowie den Wert (es gibt jeden Wert von 1 bis 25 je einmal pro Durchgang). Auf einigen Karten findet man noch zusätzliche Symbole, die Spieleffekte bedeuten: Es gibt Karten, die es erlauben, in gegnerischen Auslagen zu räubern, es gibt Karten die dem Spieler, der sie bekommt, den Wachhund zuweisen, der genau so etwas verhindert, es gibt Karten, die dem Besitzer drei Pi geben, und schließlich auch noch Wertungskarten, ohne die man das Spiel gar nicht gewinnen kann.
Moment – Auslage? Ist doch ein Stichspiel? Ja, aber… ich hab doch gesagt, nur dem Namen nach. Jeder Spieler erhält gleich viele Karten (bei fünf Spielern fünf, sonst 6 je Durchgang (bei 3 oder 4 Spielern spielen nicht alle Karten mit, es werden jeweils die höchsten entfernt), und der Startspieler (Startspieler-Witz: wer zuletzt Obst gegessen hat) spielt eine Karte aus. Nun spielt der Reihe nach jeder Spieler eine beliebige Karte seiner Hand dazu. Und danach kommen die Reihenfolgekarten ins Spiel – die werden nämlich den Werten nach den Spielern zugeteilt, höchster Wert bekommt die 1, usw. bis ggf zur 5.
In der Reihenfolge dieser Karten dürfen nun die Spieler je eine Karte aus dem Stich nehmen und in ihre Auslage legen – das darf die eigene Karte sein, muss es aber nicht (und wenn ein anderer Spieler die vorher eingesackt hat geht das sowieso nicht.) Wenn die Karte eine Sonderfunktion hat, wird diese jetzt ausgeführt – also der Wachhund genommen, ggf. eine Karte geklaut oder die Pi-Karten aufgenommen – nur die Wertungskarten kommen später an die Reihe. Wer die letzte Karte nehmen "muss", bekommt noch eine Pflaume extra, und danach darf – wenn möglich – gewertet werden. Gewertet wird, indem man die Bedingungen einer Wertungskarte erfüllt – diese geben nämlich neben der Punktzahl, die sie bringen, eine Kombination an "Obstsalat" an, die nötig ist, um sie zu werten. Außer bei den 25er Pflaumen, die grundsätzlich nach Pflaumen verlangen, werden jeweils bestimmte Anzahlen an gleichen oder verschiedenen Früchten gefordert – so dürfte "drei Gleiche" mit drei Kirschen, drei Feigen, drei Orangen etc. erfüllt werden, "Fünf verschiedene" eben genau so, fünf beliebige (es dürfen auch Pflaumen sein). Um zu werten muss man schlicht die passende Gruppe Obstsalat aus der Auslage entfernen und die Wertungskarte (die ein Teil des Salats sein darf, aber nicht muss) gewertet vor sich hinlegen. Und dann kommt der nächste Stich, beginnend mit dem Spieler, der die 1er Wertungskarte hatte.
Wozu ist nun das Pi gut? Nun, Pi ist bekanntlich 3,14-irgendwas, und wenn man Pi-Karten hat, darf man diese (in beliebiger Anzahl) zusammen mit einer Obstkarte spielen – dadurch wird deren Wert um die Summe der Pi erhöht, also um x mal 3.14irgendwas – und dadurch kann man auch mit einer "kleinen" Karte vorne in der Reihenfolge landen. So kann man taktieren, vielleicht Gegner dazu zwingen, bestimmte Karten zu spielen (wer die Karten nachhalten kann, ist im Vorteil – das ist tatsächlich noch typisch Stichspiel), bzw. zu nehmen – tendenziell mag man schon gerne früh zugreifen, es sei denn, man kann gerade gut eine Pflaume gebrauchen (diese Entschädigung ist nicht zu unterschätzen).
Ist der erste Durchgang beendet (also nach 5 bzw. 6 Runden), wird der zweite genauso gespielt, und schließlich auch der dritte – jeweils mit neuen Karten. Die alten Karten in den Auslagen bleiben allerdings weiterhin liegen, können gewertet werden, und die Wertungskarten der späteren Durchgänge sind wertvoller, aber auch schwieriger zu erfüllen. Insofern bleibt das Spiel durchaus bis zum Schluss spannend, und man muss sich schon ein wenig konzentrieren, um den Überblick zu behalten. Zum Schluss werden schlicht die gewerteten Karten zusammengezählt, und wer die meisten Punkte hat, hatte den leckersten Obstsalat (und somit gewonnen).
Insgesamt hat Pi mal Pflaumen auch den zuerst skeptischen Testspielern sehr gut gefallen; allerdings ist zu bemerken, dass das Spiel mit 3 Spielern weit weniger attraktiv ist als mit 4 oder 5. Der Grund dafür ist der Wachhund – ist er einmal im Spiel, schränkt er bei nur drei Spielern die Wirksamkeit der Klaukarten doch arg ein, und vor allem fehlen die Funktionen der höheren Werte. Von daher würde ich es definitiv bevorzugen, zu viert oder fünft zu spielen. Dass Pi mal Pflaumen öfter auf den Tisch kommt ist aber sicher – es spielt sich schnell, eine Partie unter einer halben Stunde, und ist schnell erklärt, was es zu einem sehr guten Filler oder Absacker macht. Karten nachhalten und dementsprechend zu taktieren sind die Wege zum Erfolg, wenn auch ein wenig Glück mit dazugehört – aber nicht so dominant, dass es nerven würde (Kartenverteilung eben). Der Preis ist zudem attraktiv, vor allem wenn man das hochwertige Material sieht, also auch ein schönes Mitbringsel, das Gelegenheits- wie auch Vielspieler anspricht.
Hersteller | Pegasus | |
Autor | Matthias Cramer | |
Künstler | Dennis Lohausen, Hans-Georg Schneider | |
Spieler | 3-5 | |
Denken | 6 | |
Glück | 3 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 9,95 € |
Pi mal Pflaumen bei www.Spiele-Offensive.de
Pi mal Pflaumen bei Milan Spiele
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