Hansdampf in allen Zeiten

Steam Time

Steam TineRelativ selten einmal werden Zeitreisen in einem Brettspiel thematisiert – und wenn, dann ist das Ergebnis meist relativ uninteressant. Schon deshalb ist es interessant, sich das Spiel zum TemporalInstitut zur MonumentExploration (T.I.M.E.) einmal näher anzuschauen. Im Jahr 1899 untersucht T.I.M.E. Zeitphänomene, die sich an bestimmten Stellen des Erdballes ereignen, zum Beispiel in Stonehenge oder bei den Pyramiden. Auf Luftschiffen nach Plänen von David Schwarz unternehmen die Spieler Expeditionen, um für das Institut möglichst viele ressourcen zu sammeln und Kontakt mit wichtigen Wissenschaftlern und Entdeckern der Vergangenheit und Gegenwart aufzunehmen.

Das ist das Thema von Steam Time, das voriges Jahr bei Kosmos erschienen ist. In einer Mischung aus Worker Placement und Ressourcenmanagement sammeln die Spieler Kristalle und Steam, um damit die Expeditionen zu finanzieren und durchzuführen. Für erfolgreiche Missionen gibt es – genau wie für viele andere Dinger – Siegpunkte, um die es im Endeffekt eigentlich geht. Und wer richtig plant, erhält vielleicht sogar Besuch vom Chef höchstpersönlich. Mr. T.I.M.E. reist und unterstützt die Teams nach seinem Gutdünken.

In der Schachtel steckt:

  • drei Spielplanteile
  • ein Startspielermarker
  • 36 Goldmünzen (20 einer, 16 Fünfer)
  • 4 Ansehensplättchen
  • 9 Monumenttafeln
  • 30 Upgrademarker
  • 4 Luftschifftafeln
  • 24 Begegnungskarten
  • 30 Expeditionskarten
  • 32 Auftragskarten
  • 12 Aufwandskarten
  • 12 Reglerscheiben
  • 120 Kristalle
  • 12 Luftschiffe
  • eine Spielfigur "Mr. T.I.M.E."
  • 4 Saboteurmarker
  • 36 Spezialistenkarten
  • die Spielregel auf Deutsch

Luftschiffe, Reglerscheiben und Mr. TIME sind aus Holz, die Kristalle aus farbigem Plastik. Der Stoffbeutel ist aus blickdichtem schwarzem Stoff, die Karten haben gute Qualität. Alles andere steckt in Stanzbögen, lässt sich aber gut herausdrücken.

Die genauen Spielregeln kann man von der Webseite des Spiels herunterladen, wie auch eine FAQ, die einige Punkte näher erläutert. Die Spielregel ist hinreichend komplex, so dass ich sie hier nur oberflächlich anrteien kann – aber nicht so komplex, dass sie einem Gelegenheitsspieler nicht zugänglich wäre.

Das Spiel verläuft in fünf Runden, die jeweils aus den gleichen Phasen bestehen.

Zunächst gibt es eine Einkommensphase, die allerdings in der ersten Runde bereits im Setup eingebaut ist. Es gibt Geld für die Erweiterungen des eigenen Luftschiffes, es gibt ein wenig Gold, Ansehenspunkte, einen TIME-Kristall, einen farbigen Kristall nach Wahl, einen Punkt Steam,

Kristalle gibt es neben den weiß-durchsichtigen TIME-Kristallen in sechs Farben, für jede dieser Farben gibt es spezielle Module im Luftschiff, in die sie eingesetzt werden können – TIME-Kristalle müssen beim Erhalt als eine bestimmte Farbe eingesetzt werden. Je nachdem, wie viele Kristalle einer bestimmten Farbe bereits im Luftschiff eingesetzt sind, kann der Einsatz eines weiteren Kristalls auch zusätzlich Geld kosten.

In der nächsten Phase kommt ersd zu den Aktionen. Beginnend mit dem Startspieler und dann reihum darf man jeweils eine Luftschifffigur auf einer Monumenttafel einsetzen – oder ab dem 2. Spieler statt einer Aktion die Startspielermarke nehmen, die ihn in der nächsten Runde zum Startspieler macht (und auch einen kleinen Bonus gibt). Jedes Feld auf den Monumenttafeln erzwingt eine bestimmte Aktion und gibt dann dem Spieler einen Bonus. Auf jeder Monumenttafel sind von den sechs möglichen Aktionen nur fünf vorhanden.

Man kann einen Auftrag annehmen – auf der Auftragskarte steht eine Kombination von Ressourcen, für die es am Spielende Siegpunkte gibt. Man kann in der Vergangenheit einen Erfinder, Entdecker, Mäzen o.ä, zu treffen. Bei manchen dieser Begegnungen erhält nur der aktive Spieler etwas, bei anderen erhalten alle etwas, aber der aktive Spieler etwas mehr. Man kann Kristalle für Gold kaufen. Man kann sein Raumschiff gegen Zahlung von Kristallen aufwerten – welche das sind, ändert sich von Runde zu Runde. Man kann Gold finden/erhalten. Und man kann eine Expedition durchführen – hierfür muss man wieder Kristalle bezahlen und erhält je nach Expedition und eingesetzten Kristallen Ressourcen und/oder Siegpunkte.

Bei all diesen Aktionen werden Bezahlungen in Kristallen aus den entsprechenden Modulen des Luftschiffes bezahlt, wie auch erhaltene Kristalle in die entsprechenden Module eingesetzt werden. Allerdings muss man, wenn im entsprechenden Modul vorhanden, TIME-Kristalle bezahlen, wenn man sie hat, und darf farbige nur verwenden, wenn im Modul keine TIME-Kristalle mehr verfügbar sind.

Die Luftschiffe muss man immer auf verschiedenen Monumenttafeln einsetzen, und zwar "von unten nach oben" – wenn man eine Tafel recht weit oben in der Auslage wählt, bleiben einem für die weiteren Aktionen der Runde entsprechend weniger Aktionen übrig.

Wenn alle Aktionen abgehandelt sind, kommt die Nachschubphase. Die Luftschiffe gehen zurück zu den entsprechenden Spielern; die Monumenttafel, die als unterste liegt, wird an die oberste Position gelegt; und die Kristalle auf den Lagerstätten kommen in den Beutel. Noch offen ausliegende Expeditionen, Upgrades und Aufträge werden weggelegt. Anschließend werden die Lagerstätten mit zufälligen Kristallen belegt, neue Aufträge und die zur Runde passenden Expeditionen und Upgrades werden ausgelegt.

Nach fünf Runden kommt es zu Endabrechnung. Man bezahlt, wenn möglich, die Aufträge und erhält die dafür versprochenen Siegpunkte. Wenn danach noch Ressourcen übrig sind, sind diese nichts mehr wert. Es gewinnt, wer die meisten Siegpunkte (das höchste Ansehen) gesammelt hat.

Für Experten sind noch zwei Erweiterungen im Spiel enthalten. Mit der ersten kommen Saboteure ins Spiel; diese blockieren Aktionsorte auf den Monumenttafeln. Die Orte sind nicht komplett unzugänglich: Wenn man einen blockierten Ort nutzen will, sind die Kosten hierfür höher. Mit den Spezialisten kann man hingegen für sich selbst besondere Fähigkeiten nutzen, zum Beispiel einen Ort auf einer beliebigen Monumenttafel besetzen.

Ganz im Gegensatz zu dem Spiel, das ich gestern besprochen hatte, bietet Steam Time dem Spieler in der Regel ein überreichliches Buffet an Zugmöglichkeiten. Man muss sich hier aus vielen interessanten Optionen die aussuchen, die einem am besten in den Kram passt. Durch die Wahl eines Einsatzortes macht man es den Mitspielern allerdings auch schwerer – wenn ein Mitspieler genau die Aktion durchführen will, die ich soeben auf der ersten Monumenttafel gewählt habe, muss der Mitspieler bereits auf Tafel 2 beginnen und hat für die nächsten Züge entsprechend weniger Zugoptionen. Wenn man sicher ist, dass ein Spieler eine bestimmte Aktion durchführen will oder gar muss, kann man ihn eventuell dazu zwingen, sehr hoch in den Monumenttafeln einzusteigen, was dessen Optionen vermindert.

Dennoch kann dieser Reichtum an Optionen bei Analyseparalytikern zu großen Problemen führen. Mit vier Spielern benötigt man ohne Analyseparalytiker zwischen einer und anderthalber Stunde, ein Analyseparalytiker kann die benötigte Zeit aber leicht mehr als verdoppeln.

Ein wenig hatten die Spieler meiner Spielrunde das Gefühl, aneinander vorbei zu spielen – zumindest zu Beginn jeder der fünf Runden, weil man meist genug Auswahl hat, um doch etwas sehr Sinnvolles zu tun. Gegen Ende einer Runde, wenn man in den 'höheren' Monumenttafeln zu Gange ist, kann man einander schon hin und wieder Steine in den Weg legen – aber auch dann hat das Opfer der Aktion meist dennoch genügend Auswahl an anderen, ebenso interessanten Aktionen.

Das Thema ist im Spiel nur sehr versteckt vorhanden – die Zeitreisen stellen eher Fluff dar. So findet man bei den Begegnungen Figuren wie Archimedes, Marco Polo, Nikola Tesla, Galileo Galilei, Leif Eriksson, Bi Sheng oder Cornelius Vanderbilt. Das Steampunkige Setting hingegen findet man in nahezu jedem Detail zurück.

Das Spiel ist zwar komplex genug um Vielspieler zu interessieren, richtet sich aber wohl, eher an Gelegenheitsspieler, die hiermit einen Einstieg in Worker Placement erhalten können. In gemischten Runden haben die Vielspieler natürlich einen deutlichen Vorteil, aber das Spiel mach grundsätzlich auch dem Gelegenheitsspieler viel Spaß.

Hersteller Kosmos
Autor Rüdiger Dorn
Künstler Jacqui Davis
Spieler 2-4
Denken 8
Glück 6
Geschicklichkeit 2
Preis ca. 39,99 €

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