Rome – City of Marble
Als ich dieses Spiel auf den Tisch meiner Testrunde stellte, war die erste Reaktion relativ neutral – bis die Schachtel geöffnet wurde. Dann meinte jemand: "War das allererste Spiel, das du rezensiert hattest, nicht auch etwas in dieser Art?" Und ja, rein optisch könnte man Rome – City of Marble für einen Nachfolger von Kronberg / Bonobo Beach (Link zur Rezension) halten, wenn man nur die Form der Spielsteine und das Thema (Städtebau) betrachtet.
Allerdings hat R&R Games ein ganz anderes Spiel als das Legespiel zur Stadt Kronberg geschaffen. Wir haben uns das Spiel zur Ewigen Stadt einmal näher angesehen.
In der recht großen quadratischen Schachtel finden wir:
- die Spielregel auf Englisch, Französisch, Niederländisch und Deutsch
- ein Spielplan
- vier Spielertafeln
- 60 Gebäudeplättchen (12 Brunnen, 48 Zivilgebäude)
- 48 Imperiumsplättchen
- je Spieler:
- 16 Auftragsmarker
- 3 Beamtenfiguren
- 3 Aktionsscheiben
- 7 Hügelplättchen
- 8 Brückenplättchen
- 60 Distriktplättchen
- 39 Aquäduktteile
- 16 Münzen
Auftragsmarker, Beamtenfiguren, Aktionsscheiben und Aquäduktteile sind Holzspielsteine. Münzen und Plättchen stecken in Stanzbögen, aus denen sie sich aber leicht und ohne Markierungen herauslösen lassen – was bei den Brückenplättchen auch notwendig ist. Allgemein macht das Material einen hervorragenden Eindruck.
Das Spielfeld zeigt Rom mit den sieben Hügeln und dem Tiber, eingeteilt in gleichseitige Dreiecke. An drei Stellen erreichen Aquädukte die Stadt. Außerdem gibt es Ablageplätze für die Imperiumsplättchen und eine Kramerleiste.
Die Distriktplättchen sind rautenförmig und decken jeweils zwei der Dreieicke des Spielplans ab, Hügel- und Brückenplättchen dreieckig.
Zu Spielbeginn werden insgesamt sieben Brücken über den Tiber gelegt, wobei die Brücken unterschiedliche Punktewerte haben, die aber niemandem bekannt sind. Außerdem werden auf drei der Hügelfelder Hügelmarker gelegt – hier beginnt der Städtebau.
Das Spiel verläuft, indem beginnend mit dem Startspieler (Startspieler-Witz: der Spieler, der am wahrscheinlichsten von Wölfen aufgezogen wurde…) jeder Spieler zwei Aktionen durchführt (im Verlaufe des Spiels kann man ggf. noch die Möglichkeit erwerben, in Einzelfällen eine dritte, vierte etc. Aktion durchzuführen).
Man hat bei jeder Aktion die Wahl aus vier verschiedenen Aktionstypen: Distriktplättchen ziehen, Aquädukte ausbauen, einen Beamten zurückholen oder Distriktplättchen ausspielen (Stadtbau).
Wenn man sich für das Ziehen entscheidet, darf man sich zwei Distriktplättchen verschiedener Farben nehmen. Diese Plättchen darf man allerdings erst in der nächsten Runde zum Städtebau verwenden.
Ein einmal begonnenes Aquädukt kann erweitert werden. Wer sich für den Aquäduktausbau entscheidet, darf zwei Aquäduktteile anbauen – an ein oder auch an zwei Aquädukte.
Mann darf einen Beamten vom Spielplan auf die eigene Spielertafel zurückholen. Wenn man nicht eine Aktion hat, darf man ihn in dieser Aktion auch wieder einsetzen.
Schließlich darf man auch ein Distriktplättchen ausspielen, das man zu Rundenbeginn bereits besaß. Dieses muss mit einer Seite entweder an ein bereits ausliegendes Distriktplättchen oder an ein Hügelplättchen anliegen. Anschließend darf man sofort einen seiner Beamten von der Spielertafel auf dem neu gebauten Plättchen einsetzen.
Wenn ein Eckpunkt (in dem sechs Dreieicke zusammenlaufen) komplett mit Distriktplättchen umgeben ist, wird dort ein Gebäude gebaut – welcher Typ gebaut werden darf ist davon abhängig, wie viele Distriktplättchen dort zusammenkommen, da so eine Raute zwei der zusammenstoßenden Dreiecke abdecken kann.
Allerdings wird auch nachgesehen, wer auf den angrenzenden Plättchen das Baurecht hat – hierfür werden nur die Plättchen betrachtet, die die gleiche Farbe haben wie das zu bauende Gebäude. Wenn jemand auf diesen Plättchen mehr Beamte stehen hat als die anderen Spieler, baut dieser Spieler das entsprechende Gebäude und stellt einen Auftragsmarker darauf, zusätzlich erhält er Siegpunkte je nach Gebäudetyp. Außerdem gibt es ein Imperiumsplättchen der entsprechenden Farbe, mit der man in einer beliebigen Runde eine zusätzliche Aktion erwerben kann, oder auch am Spielende Siegpunkte erhalten. Wenn aber zwei Spieler gleich viele meiste Beamte auf farbig passenden Plättchen stehen haben oder niemand entsprechenden Einfluss haben sollte, wird dort ein Brunnen gebaut. In diesem Fall kann jeder Spieler mit einem Beamten am Brunnen mit diesem eine Münze (= ein Siegpunkt) aus der Staatskasse erhalten.
Das Spiel endet, wenn in drei der vier Farben für Distriktplättchen keine mehr im Vorrat liegen. Anschließend darf jeder Spieler – auch der, der das Spielende auslöste – noch einen Zug mit einer einzigen Aktion (und ohne ggf. mögliche Imperiumsplättchen-Sonderzüge) ausführen, dann kommt es zur Endabrechnung.
Wofür gibt es Siegpunkte? Neben den Gebäuden, für die man ja sofort Punkte erhält, gibt es Punkte für überbaute Brücken (die werden erst zum Spielende aufgedeckt), für die Verbindung von Gebäuden und Brunnen mit Aquädukten (erhält der Spieler, der das Gebäude errichtet hat), für Zivilgebäude in direkter Nachbarschaft zu Brunnen, für die Münzen und in jeder einzelnen Farbe für die Mehrheit der Imperiumsplättchen. Deshalb sollte man sich gut überlegen, ob man mit der Extraaktion mehr Punkte machen kann (durch zu errichtende Gebäude), wenn man dadurch die Mehrheit einer Farbe verlieren würde.
Der allererste Eindruck, dass dies ein leicht-lockeres Legespiel sein könnte, wird bereits in den allerersten Zügen widerlegt. Rome ist ein Spiel, bei dem man sehr viel nachdenken muss, mit nur sehr geringem Glückseinfluss. Effektiv ist nur der Punktewert der Brückenplättchen zufällig, und der ist in der Regel nicht spielentscheidend – damit ein Spiel so knapp enden kann, dass die Brücken entscheidend werden, müssen die beiden Spieler schon ziemlich gleich gut spielen.
Was die Strategie betrifft, gibt es eine ganze Reihe Dinge, die man bedenken muss. So kann es interessant sein, Beamte auf dem Spielbrett zu behalten, wenn man erwartet, dass ein bestimmtes Gebäude ansonsten einem Konkurrenten zufallen könnte (und so stattdessen zu einem Brunnen mutiert)- dies ist nur eine von mehreren Methoden, den Mitspielern ihre Pläne zu zerstören. Überhaupt ist das Zerstören der Pläne der Mitspieler ein mindestens genauso wichtiger Teil der Spielstrategie wie das Verfolgen eigener Pläne. Im Idealfall schafft man es, ein Xanatos-Gambit zu bauen und die Mitspieler dazu zu bringen, mit Versuchen, das Gambit zu brechen, zusätzlich Zeit zu verlieren.
Das Spiel wirkt einfach genug, dass Gelegenheitsspieler es spielen können – so lange sie nicht gegen Vielspieler antreten. Allerdings ist es vor allem für Vielspieler geeignet, die sich in ein Spiel wirklich vertiefen können. Man muss sich nur vor Analyseparalytikern in Acht nehmen, denn für diese könnte das Spiel einen unwiderstehlichen Anreiz bilden, ihrer Passion zu frönen.
Das Spiel ist in Deutschland nicht leicht zu finden – das unten verlinkte Angebot über Amazon möchte ich als Wunschdenken oder vielleicht auch Mondpreis bezeichnen. Bei Milan ist es zu einem deutlich akzeptabeleren Preis zu finden…
Hersteller | R&R Games | |
Autor | Brett Myers | |
Künstler | Dennis Lohausen, Andreas Resch, Jenn Vargas | |
Spieler | 2-4 | |
Denken | 9 | |
Glück | 3 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 39,90 € |
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