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My Village

My VillageNachdem Village aus dem gleichen Verlag 2012 ja heftigst Preise abgeräumt hat (unter anderem Deutscher Spielepreis Gold und Kennerspiel des Jahres), ist es über viele Spieltische gewandert und kam auch gut an – allerdings gab es immer wieder ein Zitat über das Spiel im Dorf: "Du pfuschst mir in meine Planung".

Dem ist jetzt mit "My Village" Abhilfe geschaffen worden – hier managt jeder Spieler sein eigenes Dorf, und da kann ihm kein Gegenspieler "reinpfuschen" – Gevatter Tod allerdings schon, und der tut das auch in schöner Regelmäßigkeit.

Der Karton kommt schon mal im ähnlichen, gewohnt quadratischen Format daher. Darin befinden sich:

  • 1 "Zentralplan"
  • 4 Dorfpläne
  • 4 Oberhäupter (Holz)
  • 4 Zeitmarker (Holz)
  • 12 Würfel – 8 weiße, 3 schwarze, 1 grauer (einfache W6)
  • 1 Ratte (Holz)
  • 4 "Gevatter Tod"-Aufsteller (Karton)
  • 1 Wertungsblock
  • 58 Geschichten-Punkte-Plättchen in verschiedenen Werten (Karton)
  • 70 schwarze Marker (Holz)
  • 4 Tagelöhner-Plättchen (Karton)
  • 1 Startspielerhand (Karton)
  • 4 2/12er Plättchen (Karton)
  • 4 Übersichtskarten
  • 104 Dorfkarten (sehr stabil und quadratisch)
  • Die Spielanleitung auf Deutsch und Englisch

Vorneweg: Das Material ist insgesamt wie gewohnt sehr hochwertig, aber in einer Hinsicht 'zu viel des Guten': Gevatter Tod fällt laufend auseinander oder um und ist viel zu groß. Alle Tester sind einvernehmlich der Meinung, dass da ein einfacher Marker für den Spielplan weit besser wäre, insofern – falls mal eine Neuauflage bekommt, bedenken! Ansonsten bekommt man aber sehr schön gestaltete und stabile Materialien für sein Geld; die Kartonteile lassen sich problemlos aus den jeweiligen Bögen herauslösen.

Der Spielverlauf ist eigentlich schnell erklärt: Je nach Spieleranzahl wirft der Startspieler eine Menge weißer und schwarzer Würfel. Von diesen wählt er dann zwei aus, um mit deren Summe ein oder mehrere Banner seines Dorfes zu aktivieren. Schwarze Banner sind dabei „exklusiv“; wenn man weiße Banner aktiviert, kann man so viele davon nutzen, wie die gleiche (gewählte) Zahl haben, und man bereit ist, mit (Lebens-)Zeit zu zahlen. Außerdem möchte man – wenn möglich – weiße Würfel verwenden, denn schwarze Würfel sind "Pestwürfel" und kosten extra Zeit.

Für jede Einheit Zeit, die man verbraucht, wandert der Marker im Dorf weiter im Kreis herum, und wenn er über die Brücke geht, geht ein Dorfbewohner (wenn auch nach Wahl) über den Jordan – und man platziert seinen Stein auf dem Friedhof (zunächst, solange diese noch frei sind, in den Gräbern, für die es noch Punkte gibt). Welchen Dorfbewohner man hier sterben lässt wählt man selbst aus, nur stehen dann dessen Funktionen zunächst erst einmal nicht mehr zur Verfügung. Die Testspiele haben gezeigt, dass es einigermaßen ausgeglichen ist, wer hier gewählt wird – allein den Handwerker mochten die Spieler meist erst gegen Spielende überhaupt sterben lassen, offenbar wird seine Funktion als am wichtigsten angesehen (oder zumindest am schwersten darauf zu verzichten). Wenn ein Platz so frei geworden ist, kann (und sollte) er aber auch wieder ersetzt werden – die Schule bildet Dorfbewohner aus (zu was auch immer), und wird auch mittels Banner aktiviert.

Die Spielmechanik macht es natürlich wünschenswert, sich das Dorf so zu erweitern, dass man möglichst gut mit bestimmten Zahlen abräumen kann, also schöne Kombinationen von weißen Banner bekommt. Wenn die Würfel gar nicht wollen, kann man über Geld oder notfalls per Versammlungsplatz (den man bis dahin hoffentlich hat) etwas nachhelfen; klappt selbst das nicht, gibt es immer noch das schwarze Banner mit dem Fragezeichen, wodurch man das Dorfoberhaupt bewegen kann (was auch sinnvoll sein kann, vor allem um Geschichtenpunkte zu sichern).

Ach ja, Geschichtenpunkte… diese gibt es für verschiedene Aktionen, aber sie landen zunächst auf dem Baum im Dorf, und werden erst gesichert, wenn das Oberhaupt sie ins Haus getragen hat. Ansonsten werden sie zur Hälfte bei einer Rattenplage geplündert – denn mit jedem Toten wird der Rattenwürfel gewürfelt, und wenn die Ratten schnell kommen, sind die Punkte auch schnell wieder weg. Und irgendwann – na, dann ist der Friedhof voll, und das Spiel zu Ende.

Ansonsten kann (und sollte) man aus der Situation immer das beste rausholen, was geht – je nachdem, welche Karten im Angebot sind kann man Handwerksbetriebe, Rathaus, Kirche, Handelsaufträge oder Reisen akquirieren und dann auch aktivieren, und sobald die Kirche steht, können dort auch Mönche einziehen. Die unterschiedlichen Funktionen der Anschaffungen kann man dann nutzen, wenn man in den Folgezügen die passende Zahl bekommt – ein wenig Planung kann schon helfen, und im Gegensatz zum "normalen" Village pfuscht einem hier ja keiner rein.

Ein Faible für Opportunismus ist sicher angebracht, denn man muss schon sehen, welche Möglichkeiten man hat, und diese möglichst einträglich nutzen, um zu gewinnen. Der Glücksfaktor ist angenehm klein (da man die Würfel ja zumindest ein wenig beeinflussen kann), allein der Rattenwürfel kann manchmal etwas nerven; die Mitspieler mischen sich nur insofern ein, als dass sie einem möglicherweise je nach Spielreihenfolge eine gewünschte Erweiterung vor der Nase weg kaufen, von daher sollte man sie zumindest nicht aus dem Auge verlieren, aber im großen und ganzen ist man für sein Dorf allein verantwortlich.

My Village ist bei den Spieletests generell positiv aufgenommen worden; gerade von Spielern, die auch Village kannten, kamen viele Daumen hoch, und sie bevorzugen mehrheitlich sogar My Village, eben darum, weil sich da niemand ins Dorf einmischt. Dementsprechend ist das Spiel angenehm taktisch, wenig glückslastig, und glänzt (mal von Gevatter Tod abgesehen) mit hervorragendem Material, insofern hat man für einen fairen Preis ein gutes Spiel. Auf jeden Fall ist My Village ein Spiel, das öfter von den Testspielern wieder gewünscht wurde. Von daher von mir definitiv eine Kaufempfehlung, vor allem wenn man bei Village von der Einmischung anderer genervt war.

Hersteller Eggert Spiele, Pegasus Spiele
Autor Inka u. Markus Brand
Künstler Dennis Lohausen
Spieler 2-4
Denken 7
Glück 2
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 34,95 €

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