A-historisch korrekt

Generalship

GeneralshipIn Essen stehen Verlage aus allen möglichen Ländern, aus allen Ecken der Welt. Das führt dazu dass auch verschiedenste Spielstile und Spiel-Methoden zu finden sind, die teilweise landes- oder regionstypisch angehaucht sind. Besonders überraschend ist dann immer, wenn ein Verlag ein Spiel herausbringt, das diesen typischen Thematiken zuwiderläuft.

Ein solches Spiel ist Generalship vom südkoreanischen Verlag Baccum. Spiele mit militärischem Hintergrund sind in Südkorea ja nicht ungebräuchlich, allerdings sehen wir normalerweise von dort Brettspiele mit koreanischem oder auch asiatischem Hintergrund. Dieses Spiel – dessen voller Name Generalship – from the 4th century B.C. to the 19th century lautet – ist insofern ungewöhnlich, als dass es hier um europäische Feldherren geht, von Alexander und Pyrrhus bis zu Napoleon und Wellington.

Zum Spiel gehören:

  • die Spielregel
  • 49 Generalkarten
  • 104 Taktikkarten – je 28 Basis-Land- und -Flotten-Karten, je 24 fortgeschrittene Land- und Flottenkarten
  • 40 Technologiekarten, je 20 mit einem und 2 Punkten
  • 24 Karten-Sechsecke, je 12 Land und See
  • 8 Aktionsbrettkarten
  • 8 Ereignisbrettkarten
  • 210 runde Holzmarker, je 30 leichte und schwere Infanterie, Musketiere, Bogenschützen, Artillerie, leichte uned schwere Kavallerie
  • 16 quadratische Holzmarker für Flotteneinheiten
  • 112 Ressourcenmarker
  • 62 Holzzylinder
  • 60 Holzwürfelchen

Auf dem Boden des Spielbrettes ist außerdem eine Übersicht abgedruckt. Bei Auslieferung war das Regelheft nicht in der Spieleschachtel, vermutlich weil sie nicht mehr hineingepasst hätte – wenn man die Marker, Brett-Sechsecke und Brettkarten aus ihren Stanzbögen herausgeholt hat, wird entsprechender Platz auf dem Einsatz frei. Allerdings Stecken sie ziemlich stramm in den Stanzbögen, so dass sie nur mit Mühe herausgedrückt werden können. Verräterische Nasen blieben aber nicht daran haften.

Die Karten haben ordentliche Qualität, die Holzmarker sind stabil, aber teilweise ein wenig blass bedruckt.

Die Spielregel, die und in Version 1.0 auf Englisch vorlag, leidet ein wenig unter dem gleichen Syndrom wie so viele andere Spielregeln aus Asien: die Übersetzung ist ein wenig „holperig“, viele Sätze musste ich zwei-, dreimal lesen, um zu verstehen, was gemeint war. Die Version 2.2, die unter dem angegebenen Link ebenfalls gefunden werden kann, ist zwar deutlich lesbarer als die Verion 1.0, hat aber immer noch einige Probleme mit dem Sprachfluss…

Jeder Spieler führt eine Nation und versucht, mit Kriegen und/oder technischem Fortschritt Siegpunkte zu gewinnen, und so die vorherrschende Macht zu werden. Teilnehmende Länder sind Österreich, England, Frankreich – und Byzanz. Hiermit zeigt sich bereits, dass das Spiel nicht so sehr den Anspruch einer historischen Simulation hat – Byzanz war bereits im Untergang, als Österreich als Herzogtum aufstieg. Die „Hochzeit“ Österreichs (als Österreich-Ungarn) wurde sogar erst erreicht, als das Land sich mit den Nachfolgern Byzanz‘, den Osmanen, herumärgerte.

Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn fünf Generalkarten, von denen er zwei als politischen Führer (verdeckt) und militärischen Führer (offen) einteilen kann. – die anderen drei werden zurückgelegt Hier kann man auch abstruse Kombinationen wählen – Napoleon und Wellington, zum Beispiel, oder auch Pyrrhus mit Prinz Eugen kombinieren.

Eine Runde besteht aus einzelnen Aktionen, wobei in jeder Runde jeder Spieler zweimal als aktiver Spieler an der Reihe ist. Anschließend werden Siedlungen gegründet und aufgebaut, bevor die nächste Runde beginnt.

Es gibt insgesamt fünf verschiedene Aktionen, dargestellt über die acht Aktionsbrettkarten, von denen jeweils vier (bei zwei Spielern) oder fünf ausliegen. Der aktive Spieler bestimmt eine der fünf Aktionen und führt sie aus, anschließend müssen die anderen Spieler in Zugreihenfolge die gkeiche Aktion ausführen – bei Aktionsbrettern, auf denen die Spieler aus zwei Optionen wählen können, müssen sie ausdrücklich die Option wählen, die der aktive Spieler nicht gewählt hat. Jede Karte zeigt an, wie oft innerhalb einer Runde diese Karte gewählt werden kann. Dies wird mit Markern festgehalten, die während des Siedlungsbaus wieder entfernt werden.

Man kann seine Erfolge auf zwei Wegen zu erreichen versuchen. Zum einen kann man technologische und wirtschaftliche Fortschritte erzielen, zum anderen kann man seine Mitspieler in Kämpfen besiegen. Für beides gibt es Siegpunkte, und wer als erster zehn davon hat, gewinnt.

Als Aktionen kann man seine Generäle ersetzen, politische Macht steigern, Technologien erforschen, Allianzen schließen oder brechen, Armeen anheuern oder aufrüsten, und seine Streitkräfte bewegen (und damit ggf. auch Kämpfe verursachen). Kämpfe werden hierbei mit Taktikkarten beeinflusst, wobei die Stärke der Militäreinheiten einen wesentlichen Anteil am Erfolg ausmacht, mit den Karten aber bei knappen Ergebnissen das Zünglein an der Waage noch verschoben werden kann.

Man kann versuchen, das Spiel auf militärischem Weg zu gewinnen, man kann aber auch den zivilen Forschungsweg gehen – sollte und kann aber in beiden Fällen nicht die andere Schiene übergehen, schon weil man auch die Entscheidungen der Mitspieler für Aktionen mitmachen muss.

Das Spiel wirkt auf den ersten Blick einfacher als es ist – man muss doch eine ganze Menge berücksichtigen, und muss auch immer die Pläne der Mitspieler berücksichtigen, da die Aktionen ja jeweils für alle Spieler gelten. Hiermit ist das Spiel dann auch eine ziemliche Verführung für Paralyseanalytiker.

Als Spiel ist das Spiel eindeutig auf Vielspieler ausgelegt, wobei man nicht unbedingt ein CoSim-Freund sein muss, um es zu mögen, wie es der Titel vielleicht nahelegt. Ich würde das Spiel auch nicht in der CoSim-Ecke verorten, da es zwar taktisch und strategisch ist, aber die militärischen Auseinandersetzungen auf einer sehr grobkörnig-abstrakten Ebene stattfinden. Es liegt eher bei Civilization als bei CoSims.

Nachdem wir uns durch die Spielregel gekämpft hatten – die wir aber immerhin verstanden haben (andere Spiele haben da ein wesentlich schlechteres Ergebnis geliefert, was die Verständlichkeit der Regeln betrifft) -, wusste das Spiel zu gefallen. Es wird sicher bei Gelegenheit ‚mal wieder auf dem Spieltisch landen.

Hersteller Baccum
Autor Sungwoo Hyun, Mingwoo Hyun
Künstler k. A.
Spieler 2-4
Denken 8
Glück 2
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 69,99 €

Generalship bei www.Spiele-Offensive.de

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