Shiftago – Erstverkaufstag
Noch ein junger Verlag ist WiWa-Spiele aus Oberhaching. Der Verlag, der seinen Namen von den beiden Geschäftsführern (Robert Witter und Frank Warneke) ableitet, hatte bislang nur ein Spiel, Barragoon, veröffentlicht, das wir hier besprochen haben. Obwohl Barragoon ein Erstlingswerk ist, hat es den MinD Spielepreis 2016 in der Kategorie "komplexes Spiel" gewonnen. Und jetzt legt der Verlag mit Shiftago nach, das heute Erstverkaufstag hat.
Shiftago ist ein Spiel mit zu schiebenden Kugeln – wer das Spiel das erste Mal sieht, vergleicht es sicherlich mit Spielen wie Abalone oder Tomoko, stellt aber beim Spielen schnell fest, dass Shiftago mit beiden nur wenig gemeinsam hat. Und schnell ist auch das vergessen, denn das Spiel reizt wieder einmal alle Gehirnzellen.
In der großen Schachtel fanden wir:
- die Spielregel auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch
- viermal 22 Glaskugeln in orange, grün, blau und weiß
- vier rote Marker
- vier doppelseitige Merkzettel
- das Spielbrett
Die Marker sind kleine Holzscheiben, die Merkzettel sind aus stabilem Karton und werden gleichzeitig benutzt, um die gewonnenen Punkte zu markieren.Das Spiebrett ist zwar aus Plastik, aber sehr stabil.
Ein nettes Detail: Die vier Fächer, in denen die Kugeln sich befinden, sind mit Schaumstoff ausgekleidet, wodurch das Spiel nicht nur leiser zu transportieren ist, sondern auch die Kugeln geschont werden.
Die Grundregel ist recht leicht zu erlernen, und die Unterschiede zwischen den drei Spielstufen sind auch nur minimal.
Im Spiel schiebt ein Spieler, wenn er an der Reihe ist, eine Kugel der eigenen Farbe von der Seite aufs Spielbrett, wobei bereits auf dem Spielbrett in der Reihe liegende Kugeln ggf. mitgeschoben werden. Es gibt nur eine Beschränkung der Länge der Kugelreihe, die geschoben werden kann: eine komplett gefüllte Reihe – deren hinterste Kugel durch das Schieben vom Spielbrett fallen würde – kann nicht geschoben werden. Wenn in einer Reihe eine Lücke ist und dahinter weitere Kugeln, wird nur der Teil vor der Lücke geschoben.
Ziel des Spiels ist es, möglichst lange Reihen mit Kugeln der eigenen Farbe zu bilden. Je nach Spielniveau reicht es, eine Reihe zu bilden oder müssen mehrere Reihen gebildet werden.
Im einfachsten Niveau ("Express") ist das Ziel eine Kugelreihe aus fünf Kugeln (bei zwei Spielern) bzw. vier (bei drei oder vier Spielern) der eigenen Farbe: horizontal, vertikal oder auch diagonal. Es gewinnt immer der Spieler, der die Reihe in seinem Zug gebildet hat, auch wenn er mit seinem Zug dem Gegner ebenfalls eine – womöglich sogar längere – Reihe hingeschoben hat. Da die Partien recht schnell vorbei sind, kann man diese Version auch als Turnier spielen in einem "Best of 19" Modus, sprich: Wer als erster zehn Partien gewonnen hat, gewinnt. Die Siegpartien kann man auf der Übersichtskarte mit dem Marker abzählen.
In der Experten-Version kommen zwei weitere Regeln hinzu: es gibt Punkte abhängig von der Länge der gebildeten Reihen, und aus den gebildeten Reihen werden nach der Wertung Kugeln entfernt. Gewertet wird hierbei immer direkt nachdem ein Spieler eine Kugel eingeschoben hat, es wird bei jedem Zug nur eine Reihe gewertet, und es wird immer eine Reihe des Spielers gewertet, der am Zug ist. Je nach Länge der Reihe gibt es zwei bis zehn Punkte. Nach der Wertung werden aus der gewerteten Reihe alle Kugeln bis auf eine Endkugel (bei drei oder vier Spielern) bzw. alle Kugeln bis auf beide Endkugeln (bei zwei Spielern) herausgenommen, anschließend darf der Spieler, der soeben gewertet hat, noch einen Zug durchführen. Da in jedem Zug nur eine Reihe gewertet wird, man aber sofort noch einmal ziehen kann, sollte man sich immer überlegen, welche reihe man wertet, wenn man mehrere werten kann – vielleicht kann man ja im zweiten Zug die zweite Reihe notfalls wiederherstellen und dann ebenfalls werten?
Hier gewinnt, wer als erster zehn Punkte erzielt – was mit einer entsprechend langen Reihe in einer Wertung erfolgen kann, aber eher unwahrscheinlich ist, da man, wenn man kann, nach seinem Zug auf jeden Fall werten muss.
In der dritten Stufe ("Extreme") wird beinahe genauso gespielt wie in der Expert-Version, mit einem wesentlichen Unterschied: es können und müssen auch Reihen gewertet werden, die eine Kugel kürzer sind als die, die in der Expert-Version zwei Punkte einbringen – die Reihen bringen dem Spieler aber null Punkte ein. Hierdurch werden auf beiden Seiten zusätzliche taktische Optionen möglich – sei es, dass man den Mitspieler zwingt, eine Reihe zu null Punkten zu werten, sei es, dass man Reihen mit null Punkten wertet, um eine Wertungsreihe mit zusätzlichen Kugeln zu erreichen oder zu vergrößern.
Auch in der Extreme-Version geht es auf zehn Punkte.
Das Spiel hat zwar mit Abalone nur den Schiebemechanismus gemeinsam, ist aber genauso ein Hirnverzwirner. Die Entscheidungsbäume sind zwar recht breit, dennoch sind Einzelpartien relativ schnell vorbei – eine Express-Partie dauert meist nur einzelne Minuten, eine Extrem-Partie kann schon einmal eine halbe Stunde deutlich überschreiten, bleibt aber in der Regel unter einer Stunde.
Das Spiel verändert seinen Charakter mit der Zahl der Mitspieler: Zu zweit ist es ein ausgefuchstes Taktikspiel, das sich weder hinter dem "ähnlichen" Abalone, noch hinter dem "Vorgänger" Barragoon oder Klassikern wie Schach oder Go verstecken braucht. Zu dritt geht es oftmals darum, den nächsten Spieler in der Zugreihenfolge dazu zu zwingen, dem dritten seine Pläne zu vernichten – wobei man natürlich ebenfalls gleichartigen Machenschaften ausgesetzt ist. Zu viert schließlich muss man sich beim Erstellen der eigenen Reihen (und beim Verhindern von Reihen durch den folgenden Spieler) darauf einstellen, dass die Pläne des letzten Zuges wahrscheinlich durch die Mitspieler – auch unbeabsichtigt – zunichte gemacht wurden, bevor man wieder an die Reihe kommt. Die Planbarkeit sinkt steil, der Ärgereffekt hingegen steigt entsprechend.
Aber auch als Zweipersonenspiel ist es für Gelegenheitsspieler geeignet, zumindest in der Express-Version.
Im Vergleich zu Abalone ist auch noch anzumerken, dass hier das Material für vier Spieler bereits in der Verpackung mitgeliefert wird, während man bei Abalone für Mehrpersonenpartien zusätzliches Material kaufen muss.
Der recht hohe Preis ist durch die Qualität des Spielmaterials und das Spiel selbst mehr als gerechtfertigt. Uns hat es hervorragend gefallen, wir können es nur weiterempfehlen.
Hersteller | WiWa-Spiele | |
Autor | Robert Witter, Frank Warneke | |
Spieler | 2-4 | |
Denken | 10 | |
Glück | 0 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 49,98 € |
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