Viele Köche…

The Cook-Off
The Cook Off
Wenn Roach und ich so über die SPIEL gehen, teilen wir uns mittlerweile immer öfter auf – anders ist die Menge an Verlagen in der kurzen Zeit gar nicht zu bewältigen. Und wonach entscheiden wir dann, wer wohin geht? Nun, zumindest in den internationalen Gebieten ist oft die Sprache des jeweiligen Verlages ein Indiz… so kam es auf der letzten SPIEL zu in etwa folgendem Dialog:

„Ich geh mal hier lang, das sind wohl Niederländer, geh du doch mal zu den Spaniern da drüben…“
„Wo siehst du da Spanier?“
„Da steht doch was von „Jogos“…“
„Ja, sehe ich. Wären es Spanier stünde da „Juegos“…“
„Oh… und das sind dann…?“
„Portugiesen – oder wahrscheinlich eher Brasilianer. Aber das ist schon okay, bis gleich…“
Es waren Brasilianer, und die konnten sogar gut Englisch, aber vor allem hatten sie einige interessante Spiele dabei, und haben mir auch Rezensionsmaterial mitgegeben. Und eines dieser Spiele ist „The Cook-Off“.

In diesem Spiel, das ganz bewußt für mindestens vier Spieler ist (und für bis zu sechs), geht es um einen internationalen Kochwettbewerb. Lustig karikierte Köche aus Brasilien, Mexiko, Portugal, Frankreich, Italien und Deutschland treten hier gegeneinander an – und greifen dabei nicht nur zu fairen Mitteln. Aber schauen wir doch erst einmal, was wir in der kleinen gelben Schachtel so finden:

– 42 Aktionskarten (7 je Spielerfarbe)
– 54 Gemüsemarker
– 36 Fleischmarker
– 18 Sabotagemarker
– 6 Spielertableaus
– 1 Wertungstableau
– 6 Punktemarker
– 1 Rundenmarker
– die Spielregel – auf Portugiesisch und Englisch.

Das Spielertableau zeigt auf einer Seite eine Küche, auf der Rückseite den jeweiligen Koch beim Aufräumen – denn das muss bei den vielen Sabotageaktionen auch ab und an mal sein. In der Küche gibt es neben einem Schneidebrett für den Vorrat und einem Präsentationstablett für fertig zubereitete Speisen einen Grill (für Fleisch, repräsentiert durch Steaks und Würste) und drei Kochplatten (für Gemüse, dargestellt in Form von Zwiebel, Pilz, Tomate und Broccoli), sowie die eigentliche Arbeitsfläche, wo drei der sieben Aktionskarten Platz haben.
Die Tableaus sind aus dünnem, aber stabilem Karton, die Punktemarker rund und in der jeweiligen Spielerfarbe, die Marker für Zutaten sind aus dickem Karton und lassen sich etwas schwer aus den Stanzbögen lösen (sind aber passend gestanzt). Die Aktionskarten sind eher klein und von einfacher, aber für diesen Zweck völlig ausreichender Qualität. Jede Karte hat einen Rahmen in Spielerfarbe auf der Rückseite, und zeigt auf der Front eine der möglichen Aktionen: Vorbereiten (2 x), Kochen (1 x), Einkaufen (1 x), Sabotage (2 x) und Verdoppeln (1 x). Für die sechste Aktion, Aufräumen, gibt es keine Karte, weil man dafür auf den Zug verzichten muss.

Zu Beginn erhält jeder Koch ein Stück Fleisch und zwei Teile Gemüse, mit denen er loslegen kann – er kann natürlich auch direkt mehr einkaufen, aber das sind alles individuelle Entscheidungen. Jede Zutat muss mit „Vorbereiten“ in das zugehörige Gerät (also Grill für Fleisch, Kochplatte für Gemüse) gelegt werden, Gemüse muss dann einmal, Fleisch zweimal gekocht werden (entweder per verdoppeln oder in zwei konsekutiven Runden, sonst ist es nur noch Abfall). Dafür bringt ein zubereitetes Fleischstück aber auch sechs Siegpunkte, Gemüse lediglich zwei.

Per Einkaufen kann man zwei beliebige Zutaten dazubekommen, Vorbereiten und Kochen betreffen je eine Zutat, und diese beiden sind die einzigen AKtionen, wo man vor Sabotage sicher ist (okay, Aufräumen auch noch). Wer Sabotage wählt, kann einen Koch, der gerade nicht vorbereitet, kocht oder aufräumt, sabotieren – entweder durch Diebstahl einer Zutat (vom Grill oder Herd, nicht aus dem Vorrat) oder durch echte Sabotage an Grill oder Herdplatten – dafür wird dort ein Sabotagemarker platziert (zeigen wahlweise lockere Schrauben, Kakerlaken, Chilisauce oder auch ein Giftfläschchen, wohl bekomms…); diese dürfen aber nur auf derzeit ungenutze Geräte gelegt werden, und blockieren diese dann – bis aufgeräumt (und repariert) wird. Außerdem bekommt man für eine erfolgreiche Sabotage tatsächlich einen Siegpunkt…

Bleibt das (taktisch äußerst wichtige) Verdoppeln, das schlicht die darauf folgende Aktion verdoppelt (damit kauft man also vier Teile ein, bereitet zwei vor oder kocht zwei, bzw ein Fleisch komplett, oder darf zweimal sabotieren). Ob das ganze jeweils gelingt, ist eine Art Pokerspiel – in jeder der insgesamt zehn Runden legt man drei der Karten verdeckt in der gewünschten Reihenfolge ab. Nach Abhandlung der ersten Karte darf man die zweite und dritte wenn man mag miteinander vertauschen, aber mehr auch nicht. Wer aufräumt, macht in der Runde ansonsten nichts weiter. Natürlich muss man, um zu gewinnen, seine Aktionen so timen, dass man die Gegner sabotieren kann, selbst aber möglichst sicher vor diesen Versuchen ist – temporäre Allianzen, vor allem gegen wer auch immer gerade führt, sind natürlich an der Tagesordnung, sind aber auch nicht sonderlich haltbar – der Ärgerfaktor ist hoch, ebenso kann es nützlich sein, ein Pokerface zu haben.

Tja, für wen ist „The Cook-Off“ denn nun geeignet? Es spielt sich recht fix (gute halbe Stunde), der Glücksfaktor ist völlig außen vor (es sei denn man beurteilt es als Glück oder Pech mit wem man spielt), es kommt darauf an, Gegner richtig einzuschätzen und selbst zu bluffen und in die Irre zu führen. Es ist dabei aber nicht hochkomplex, von daher sollten auch Gelegenheitsspieler Spaß daran haben. Wer nicht damit klar kommt, massiv von Gegenspielern Steine in den Weg gelegt zu bekommen, und lieber „lieb“ spielen möchte, hat wenig Chancen. Wer aber ein glücksfaktorfreies, ansonsten aber nicht zu kompliziertes kleines Ärgerspiel sucht, ist hier richtig. Auch sind die Symbole fürs Spielverständnis völlig ausreichend – vielleicht lernt man so im Vorbeigehen noch ein paar Brocken Portugiesisch.

Das einzige, was ein wenig problematisch sein könnte, ist, das Spiel derzeit zu beziehen. Eine europäische Bezugsquelle konnte ich momentan nicht ermitteln – zu finden ist es bei Pitta’s Board Games, einem brasilianischen Händler. Wer umrechnen mag: ein Euro ist beim derzeitigen Kurs etwa 4 brasilianische Real.

Hersteller Funbox Jogos
Autor Luis Francisco
Grafik Marcelo Bissoli, Luis Francisco
Spieler 4-6
Denken 5
Glück 0
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 18 €

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