Einsames Haus, verbotenes Buch…

The Possession
The Possession
…und leichtsinnige junge Leute – so fängt doch so mancher Horrorfilm an, oder? Na, so beginnt jedenfalls auch „The Possession“ aus dem Hause GenX. Wenn man das Setting erst einmal anschaut, fühlt man sich vielleicht sogar an Blair Witch oder ähnliche Szenarien erinnert.

In „The Possession“ übernehmen die Spieler die Rolle eines von bis zu fünf jungen Leuten, die aus Neugier in ein entsprechendes „einsam gelegenes Haus im Wald“ eindringen – und plötzlich ist alles anders, und dann ist man sich bald seines Lebens nicht mehr sicher. Es wird zu einem Wettrennen darum, das verantwortliche Buch (das Necronomicon, wer hätte es gedacht) zu vernichten, ehe die „besessenen“ Mitspieler einem einen Strich durch die Rechnung, oder vielmehr einen Schnitt durch den Hals machen.

In der quadratischen Schachtel, deren Cover wirklich an den ein oder anderen Horrorfilm erinnert, findet der geneigte Spieler:

– 13 Räume der Waldhütte
– 5 Datenblätter der Charaktere
– 15 Suchaktionskarten
– 11 Necronomicon-Buchseitenkarten
– 18 Ereigniskarten
– 10 Zweigmarker
– 10 Türmarker
– 10 Spielfiguren (je 2 pro Farbe, Spieler und Besessene)
– 25 Gliedmaßenmarker
– 3 Aktionswürfel
– 1 Besessenheitswürfel
– 4 Dachbodenkarten
– 4 Kellerkarten
– 25 Aktionsspielsteine (je 5 in 5 Farben, Kunststoff)
– 25 Aktionskarten
– 5 Lebensmarker
– 25 Trophäenmarker
– 10 Schlüsselmarker
– Die Spielregel in Spanisch, Englisch und Deutsch

Die Marker sind allesamt zunächst in Stanzbögen aus stabilem Karton, ebenso die Figuren und die Datenblätter, lassen sich aber problemlos auslösen. Die Karten haben gute Spielkartenqualität, die Würfel sind W6 mit Symbolen, die Aktionsspielsteine sind einfache farbige Kunststoffwürfelchen. Die Spielanleitung… nun ja, die deutsche Übersetzung ist mal wieder holprig, manche Begriffe unglücklich gewählt und stellenweise nicht eindeutig, von daher ist die Englische besser (und die spanische noch besser, da bin ich wieder froh, diese Sprache zu können… Beispiel? z.B. „Ficha“ – sehr unglücklich mit „Figur“ übersetzt, meint aber „Marker“ oder „Token“).

Im Prinzip wollen die Spieler aus dem Haus, in das sie leichtsinnigerweise hineingegangen sind (und das in jedem Spiel ein wenig anders aussehen kann, dank des modularen Spielplans), wieder heraus, und das Haus (oder vielmehr „das Böse“ darin) will sie nicht gehen lassen… statt dessen versucht es, von den jungen Leuten Besitz zu ergreifen, damit sie ihre Freunde attackieren, und animiert unter Umständen sogar noch den Wald um das Haus herum (man sollte sich nicht wundern wenn plötzlich Äste durch Fenster wachsen). Um zu entkommen, muss es gelingen, Seiten des Necronomicons zu verbrennen – klingt einfacher als es ist, erst einmal muss man sie finden, und dann auch noch in der Lage sein, sie zu verbrennen, und dazu muss man wahlweise im Keller oder auf dem Dachboden gewesen sein, und für beide benötigt man Schlüssel, die man – genau, erst finden muss.

Aber auch noch anderes kann man finden – so nützliche Gerätschaften wie Äxte, Kettensägen oder Schrotflinten beispielsweise (oder auch Erste Hilfe Kästen – bei der ganzen Sauerei mit Hämoglobin sicher nicht das verkehrteste). Allerdings, je mehr man so im Haus unternimmt, umso eher wird es „aktiv“, heißt, man riskiert eine Ereigniskarte (die in der Regel nicht wirklich angenehm ist). Um das zu simulieren hat jeder Spieler einen Satz Aktionskarten, von denen er eine (verdeckt) für die jeweilige Runde auswählt. Die Karte gibt einerseits an, wieviele Aktionen man in dem jeweiligen Zug hat, aber auch, wie sehr man die Aufmerksamkeit des Bösen auf sich zieht – die zweiten Werte aller Spieler werden addiert, +1 pro Besessenem, und wenn die Gesamtzahl die Spieleranzahl übersteigt, ereignet sich etwas.

Am Ende der Runde wird diese Aktionskarte erst einmal abgelegt – es gibt nur eine Karte, die man immer sofort wiederbekommt, andere kann man nur per entsprechender Aktion (Rasten) wieder erhalten, was einerseits ein wenig Berechnung, ein wenig Pokern und auch eine möglichst gute Planung erwartet. Obwohl es Würfel gibt (für Besessenheit und mögliche Kämpfe), ist der Glücksfaktor nicht so hoch wie es zunächst den Anschein hat. Wer schlau ist, bringt sich rechtzeitig vor etwaigen Besessenen in Sicherheit, versteckt sich, verschließt die Türen – all das kann helfen, und wenn man unterwegs eine Kettensäge einsteckt, hilft die im Zweifelsfall auch.

Je erschöpfter (= verletzter) ein Charakter wird, umso einfacher wird es für das Böse, ihn zu übernehmen und diese Kontrolle auch zu behalten – Besessene können nämlich durchaus wieder „normal“ werden (und hoffentlich haben ihre Mitstreiter sie bis dahin nicht allzu sehr zerstückelt). Besessenen können nämlich durchaus die ein oder anderen Gliedmaßen verlorengehen, die dann sogar möglicherweise unabhängig angreifen… ja, so richtig eklig splatterig (das Thema ist sicherlich nicht jedermanns Sache…). Allerdings „metzeln“ nicht besessene Charaktere nur, wenn sie sich gegen Besessene verteidigen und bewaffnet sind – einfach mal prophylaktisch alle paranoid über den Haufen zu ballern ist nicht vorgesehen, somit ist das Spiel doch irgendwo semi-kooperativ.

Es gewinnt zwar ein Spieler, namentlich der, der es schafft, das Necronomicon rituell zu verbrennen (geht umso einfacher je mehr konsekutive Seiten man besitzt), dennoch gewinnen so „die Spieler“ gegen das Böse. Sind alle besessen oder tot, gibt es trotzdem einen Gewinner – denjenigen, der die meisten Trophäenmarker ergattert hat (sprich: wer am erfolgreichsten rumgemetzelt hat). Allerdings sollte das nicht gerade das Ziel sein…

Das Material ist – wenn man von der deutschen Übersetzung absieht – qualitativ sehr ansprechend und vor allem grafisch schön stimmungsvoll gestaltet. Selbst Spieler, die mit so einer Thematik an sich nichts anfangen können, schauen beim aufgebauten Spiel zweimal hin und wollen es dann doch ausprobieren. Wenn die Regeln bekannt sind, ist die Spielzeit (vorzugsweise mit voller Spielerzahl) mit einer knappen Stunde recht realistisch angegeben. ob es damit eher den Gelegenheits- oder den Vielspieler anspricht ist dann aber weniger die Frage, ich denke, das entscheidet hier eher die Thematik. Wer mit so einem Szenario nichts anfangen kann, läßt es eben, wer doch, spielt eben eine Runde, wenn die Stimmung danach ist. The Possession ist sicher kein Abendfüller, aber durchaus mal ein brauchbarer Absacker, und definitiv kein No-Brainer.

Das Spiel zu erwerben ist durchaus noch möghlich, wenn auch die deutschen Quellen erschöpft scheinen; im europäischen Ausland ist es aber durchaus noch in Onlineshops zu finden (bspw. auf spanischen oder italienischen Sites).

Hersteller GenX Games
Autor Oscar Arévalo
Artwork/td> Victor Corbella, José Pascual, Alberto González
Spieler 3-5
Denken 7
Glück 4
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 25 €

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