Escape Rooms, Piraten, Stoffwechselendprodukte und ein leicht bitterer Nachgeschmack
Ja, wir haben überlebt… so hörten sich viele Besucher der diesjährigen SPIEL an, sei es nun, weil sie in einem der verschiedenen Escape Room Spiele mitgespielt haben, oder weil sie schlicht dem großen Gedränge entkommen waren. Die Verkehrsbetriebe hatten ihre liebe Mühe gehabt, der Meute Herr zu werden; am Donnerstag hatte es an den Parkhäusern massive Staus wegen technischen Problemen an den Schranken gegeben, und – natürlich war es wieder alles mehr geworden, die Fläche, die Zahl der Aussteller, die Neuheiten, die Zahl der beteiligten Länder – die diesjährige SPIEL hat so ziemlich alle Rekorde mal wieder getoppt, und der Merz-Verlag hat das alles gewohnt professionell unter einen Hut bekommen.
Neben den schon erwähnten Escape Rooms hat sich diesmal die Thematik „Piraten“ bei vielen Anbietern breitgemacht, und in ganz unterschiedlichen Genres Fuß gefasst – sei es ob man eine Piratenmannschaft organisieren soll, Beute aufteilen möchte, oder was auch immer sonst. Das Kuriosum sind sicherlich die Spiele mit einem recht anrüchigen Thema – obwohl Noris ja weiß, dass Geld immer noch nicht stinkt, gibt’s mit „Scheiß drauf“ gleich eine weitere Ladung, und wo bei unseren japanischen Freunden gefragt wurde „Who soiled the toilet?“ – finden sie die Antwort vielleicht bei „Kacke – das Spiel“ (Breaking Games).
Weniger schön ein Ereignis vom Samstag: Bei Ludicreations wurde die Kasse samt Tageseinnahmen entwendet. Kurzerhand wurde schnell ein kleines Spiel mit dem Namen Steal this game auf Kickstarter gesetzt, und schon finden sich solidarische Spieler, um bei der Verlustminimierung zu helfen – worüber sich der eher kleine Verlag sicherlich freut.
Was auch ungewohnt auffiel: Bei einigen „Großen“ blieben manche Tische leer, sogar am Samstag, wo die Messe an sich extrem überlaufen war. Dafür staute es sich bei kleineren Verlagen, und die Spieler gaben sich den Stuhl quasi in die Hand. Wie kommt sowas? Einige entsprechende Fragen an die Besucher bestätigen den ersten Verdacht: Es kommt wohl zu oft vor, dass die örtlichen Erklärbären der Großverlage selbst kaum Ahnung vom Spiel haben – und darauf hat das Publikum keine Lust, und zieht weiter zu besser geschulten Erklärern, die sie bei kleineren Häusern leichter finden. Vielleicht ist da mal ein wenig mehr Einarbeit erforderlich als bisher…
Positive Neuerung war sicherlich die Möglichkeit des Paketversands – die Standcrew dort hatte mehr als genug zu tun, und hat schon angekündigt, im nächsten Jahr mit einem größeren Stand und auch mehr Personal aufzuwarten. Auch eher positiv fiel die einigermaßen zivile Preisgestaltung bei der Verpflegung auf – den ein oder anderen Ausreißer nach oben mochte es geben, aber dafür, dass es hier um eine Messe geht, waren die Preise durchaus erträglich (den Anbietern scheint es klar geworden zu sein, dass Spieler eher hungern als so viel Geld auszugeben, dass sie sich dafür ein neues Spiel leisten könnten).
Mein persönliches Fazit: Viel neues, und trotzdem habe ich keine neuen Füße (obwohl mir die sicher gut getan hätten), dank der „Einzelspielervariante“ dementsprechend auch Muskelkater in den Armen von der Schlepperei; freundliche, patente Japaner, spaßige, etwas überrumpelte Kanadier, überraschende Kolumbianer, gewohnt lustige Finnen und sogar ein Spiel aus Aserbaidschan. Außerdem an dieser Stelle in Roachs Namen ein herzliches Dankeschön für die vielen Genesungswünsche, wir wollen hoffen, dass unsere beliebte Kakerlake bald wieder mit von der Partie ist.
In diesem Sinne – wir sehen uns, sei es auf einem Spieletreffen, oder auch auf der nächsten SPIEL – die nächstes Jahr erst verhältnismäßig spät stattfinden wird, den Herbstferien sei Dank.
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