Weihnachtsspecials im Rollenspiel
Der Winter ist eine Zeit, in der sich viele Rollenspielrunden verstärkt treffen. Im Sommer locken zu viele andere Gelegenheiten, aber im Winter werden viele häuslich.
Allerdings dabei auch gelegentlich der Gedanke auf, die aktuelle Festzeit irgendwie im Abenteuer zu verarbeiten.
Natürlich kann man hierfür auch einfach die Spielercharaktere dazu verpflichten, die Aufgabe des Geschenkebringers zu übernehmen – oder die Weihnachtsgeschichte nach Dickens nacherzählen. Für wirklich stimmige Weihnachtsabenteuer kann man aber vielleicht als Vorbild bekannte Fernsehprogramme verwenden.
Auch manche Fernsehserie nutzte die Gelegenheit unverblümt bei Dickens abzukupfern: so verkörperte der 6-Millionen-Dollar-Mann selbst die drei Geister um einen Scrooge zu bessern.
Aber andere Serien nutzen auch die Festtage einfach als Hintergrund und erzählen dabei weihnachtliche Storys, ohne sich dabei untreu zu werden. Als besonders gutes Beispiel möchte ich hierbei auf die Serie NCIS und ihren Los-Angeles-Ableger verweisen. Vor weihnachtlichen Hintergründen, die im zweiten Fall teilweise auch Palmen als Weihnachtsbäume zeigen, ergeben sich Geschichten, die zwar weihnachtlich anmuten,aber dennoch innerhalb der eigenen Serie nicht auffallen. Gerade bei der sehr actionbetonten Version in Los Angeles mag das ein wenig überraschen, da man mit der Zeit doch eher Besinnlichkeit verbindet.
Welche Zutaten gehören nun zu diesen Weihnachtsausgaben?
Da ist zum einen der Bezug auf die Familie. Ob es ein seit langem verstoßener Sohn ist,der zurückkehrt, oder ein Vater, der wegen seines verkorksten Lebens keinen Kontakt mit der Familie haben will – am Ende der Episode gibt es einen zumindest zeitweiligen Friedensschluss. Überhaupt Frieden: ungewöhnlich für eine Weihnachtsepisode ist, dass
Walter und Tim ihren Kleinkrieg nur dadurch beenden können, dass Tim eine Anstellung im Nahen Osten annimmt
Ein weiteres typisches Detail besteht darin, dass ein Problem, das während der gesamten Folge wie ein Damoklesschwert über einem oder mehreren Charakteren (und ihrem Hausfrieden) hängt, sich auf wundersame Weise erledigt, als es gerade so aussieht als sei soeben die letzte Chance vertan – ganz einfach, weil ein Freund im Hintergrund ein paar Drähte gezogen hat: Als Sam Hanna in Los Angeles eine Puppe für seine Tochter nicht erwerben kann,schenkt Eric sie ihm, weil er sie als Sammler von Actionfiguren vor einiger Zeit bereits erstanden hatte. Als ein Stromausfall nach und nach alle Wohnungen des NCIS-Teams im tiefsten Winter durch Kälte unbewohnbar macht, kommen sie schließlich bei Gibbs vor dem Kamin zusammen, wo Kastanien geröstet werden. Man muss sich allerdings gut überlegen, ob man in der Gruppe einen Spieler/Charakter hat, der eine derartige selbstlose Tat auch ohne Anstoß durch den Spielleiter durchführen würde.
Eine letzte Sache, die man überlegen sollte, ist die Frage, ob die eigene Gruppe das Problem auflösen können wird, ohne auf gewalttätige Lösungen zu verfallen. Es soll ja Gruppen geben, bei denen die physische Auseinandersetzung mit dem Gegner eher nachrangig ist. Von solchen Gruppen wird ein speziell auf Weihnachten ausgerichtetes Abenteuer dankbarer angenommen. Aber auch NCIS Los Angeles beweist, dass sich Action und Weihnachtsbesinnlichkeit nicht unbedingt widersprechen.
In diesem Sinne: Frohe Festtage an alle unsere Leser.
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