Game of Trains
Eigentlich bin ich nicht gerade ein Fan von Eisenbahnspielen (gut, es gibt Ausnahmen, wie z.B. Switching Tracks, aber die Thematik ist nicht so ganz meins), und Kartensortierspiele mag ich an sich erst recht nicht (also wie bspw. Die ganze Hornochsen-Reihe oder auch The Game)… und dann flattert mir Game of Trains auf den Tisch… und weiß es zu überraschen.
Überraschen ist ein gutes Stichwort – Brain Games aus Lettland hat in den vergangenen Jahren schon mehrfach positiv überrascht, und zwar mit erst eher etwas unscheinbar wirkenden Spielen, die sich zwar schnell spielen lassen, aber weit mehr Inhalt bzw. Komplexität bieten als man auf den ersten Blick glauben mochte.
(Update: Es überraschte uns auch nicht, dass das Spiel von einem Deutschen Verlag ins Sortiment aufgenommen wurde – Abacus hat es sich gesichert)
So ist es auch hier der Fall: eine kleine Schachtel mit 88 Karten, und Spielregeln (Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Lettisch, Litauisch, Estnisch), und das ist schon alles. Die Karten haben eine sehr gute Qualität, die Spielregeln sind gut verständlich.
4 der Karten zeigen Loks, von denen jeder Spieler eine erhält (und die nur dazu da ist, anzuzeigen, wo bei dem Zug vorne ist), alle anderen Karten zeigen Waggons, über denen die (Rauch)wolken eine Zahl von 1 bis 84 gebildet haben. Außerdem hat jede Karte noch eine Aktion, die ganz oben als Symbol dargestellt ist.
Insofern kann jede Karte im Spiel zwei Funktionen haben: Als Waggon – dann ist die Nummer wichtig – oder als Aktionskarte, dann ist der Waggon völlig unwichtig (ein Faktor, der manchem Spieler zwischendurch schon mal entfallen ist, das sollte also möglichst nicht passieren).
Dementsprechend gibt es auch zwei Ablagemöglichkeiten neben dem Zugstapel: den eigentlichen Ablagestapel, wo alles landet was (zunächst) nicht mehr mitspielt (und nur wieder ins Spiel kommt wenn der Zugstapel einmal aufgebraucht sein sollte – eher selten der Fall), und eine Auslage, in die Waggons kommen, die man aus dem Zug nimmt – dann stehen sie als Aktionskarten zur Verfügung.
Zunächst erhält jeder Spieler neben einer Lok 7 Waggons, und ordnet diese in absteigender Reihenfolge vor sich an. Ziel ist es, eine Reihe in aufsteigender Reihenfolge vor sich zu haben – wem das zuerst gelingt, der gewinnt. Um dieses Ziel zu erreichen, darf man je Runde entweder eine Karte vom Nachziehstapel nehmen und eine der liegenden damit ersetzen – die ersetzte Karte kommt dann in die Auslage – oder eine Aktion der in der Auslage liegenden Karten nutzen – die benutzte kommt dann endgültig auf den Ablagestapel. Aktionen gibt es acht verschiedene (interessanterweise ist die gleiche Funktion immer beim gleichen Frachttyp angegeben, so kann man sich das auch noch mal per Eselsbrücke merken):
- Austausch zweier direkt benachbarter Karten (Personenwagen – die Leute gehen halt schon mal nach nebenan).
- Austausch zweier Karten über genau eine mittlere hinweg, die am Platz verbleibt (Flugzeuge – die fliegen etwas weiter)
- eine Karte genau zwei Karten nach hinten verschieben (Muldenwagen, idR mit exotischen Mineralien gefüllt – die rutschen schon mal nach hinten durch)
- eine Karte genau zwei Karten nach vorne verschieben (Stückgutwagen für langes Zeug – Baumstämme, Rohre, usw. – rutschen beim Bremsen schon mal nach vorne…)
- Jeder Spieler muss die vorderste Karte abgeben und mit einer zufälligen neuen ersetzen (Kühlwagen – kühler Kopf…)
- Jeder Spieler muss die hinterste Karte abgeben und mit einer zufälligen neuen ersetzen (Tankwagen – das dicke Ende)
- Jeder Spieler muss die mittlere (also vierte) Karte abgeben und mit einer zufälligen neuen ersetzen (Autos aus Film und Fernsehen – Ab durch die Mitte…)
- Schloss: Hiermit kann man den vordersten, hintersten oder mittleren Wagen gegen genau die letzten drei Karten absichern, dazu wird die Karte mit dem Schloss unter den zu sichernden Waggon geschoben (mysteriöses Zeugs mit Plane drüber – "abgedeckt").
Außerdem gilt die Regel, dass in der Auslage keine Duplikate liegen dürfen – kommt eine Karte mit einer Aktion dazu, die schon ausliegt, wandern beide Karten direkt auf den Ablagestapel. Das ist durchaus wichtig, denn sonst könnte man manchen Plan nicht vereiteln.
Wenn man das Spielprinzip einmal verinnerlicht hat, geht es recht fix; man darf nur nicht vergessen, dass man die Aktionen nur nutzen kann, wenn die Karten erst einmal aussortiert sind – und dann haben ja erst mal die Mitspieler die Gelegenheit, diese zu verwenden (passiert leider oft). Dass man die selbst angespielte Aktion nutzen darf, ist eher selten, also ist damit eher schwer zu planen. Wäre sie allzu günstig, spielt ja vielleicht ein Mitspieler genau so eine Karte weg, damit sie beide auf die Ablage wandern. Insofern: Ärgerpotential durchaus vorhanden, und im Gegensatz zu sonstigen „"Sortierspielen" hat dieses plötzlich richtig Pfiff. Der Glücksfaktor ist zwar vorhanden (es werden immerhin Karten gezogen), aber nicht so übermächtig, dass es nervt.
Auch ist das Kartendesign recht ansprechend, und gerade die letzten beiden Kategorien sind grafisch lustig gestaltet (bei den Autos findet man z.B. einen schwarzen TransAm, einen weißen Hearse, einen schwarzen Van mit rotem Spoiler, einen roten Wagen, den man eher an seiner Hupe erkennen würde, einen weißen Delorean…; und bei den abgedeckten Objekten einiges, was geradezu nach Area 51 riecht (Ufos? Nessie? etc)). Dass das ganze dann auch noch im Jackentaschenformat vorliegt und auch nicht teuer ist, macht es zu einem guten Mitbringsel, denn es weiß nicht nur Gelegenheits-, sondern auch Vielspieler durchaus anzusprechen, wenn auch eher als Filler (oder gerne auch mal als Starter). Meinen Testern hat es jedenfalls gefallen, und somit gibt’s nun ein Eisenbahnspiel mehr, das mir gefällt.
Hersteller | Brain Games und Abacus |
Autor | Anatoly Shklyarov, Alexey Paltsev, Alexey Konnov |
Künstler | Reinis Petersons et.al. |
Spieler | 2 – 4 |
Denken | 6 |
Glück | 3 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis | 9,99 € |
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