Bad Beets
Dass Kinder bestimmte Dinge nicht essen mögen, ist nicht sonderlich ungewöhnlich meist trifft diese Abscheu auf Gemüse bestimmter Arten – oftmals ausgerechnet Gemüsesorten, die, zu Recht oder nicht, als besonders gesund gelten. Typische Vertreter hierfür sind Spinat (dessen angeblicher hoher Eisengehalt sich ja inzwischen als Ergebnis eines Schreibfehlers erwiesen hat), Brokkoli und Rote Bete – zumindest, wenn man Kinder in den USA fragt. Mir selbst ist eine derartige Aversion gegenüber den roten Rüben hierzulande weniger bekannt; ich muss jedoch zugeben, dass die gekochten roten Rüben, wie man sie in den Niederlanden erhält, meinetwegen gerne in diesem Land bleiben dürfen; in anderen Formen (als Salat, sauer eingelegt usw.) habe ich dieses Gemüse immer schon gemocht.
Diese Tatsache wiederum überraschte die Hersteller des Spiels Bad Beets, als ich sie auf der Spiel 2015 traf. In den vereinigten Staaten scheint es beinahe ein sportlicher Wettstreit für Kinder zu sein, die ihnen aufgetischt roten Rüben anderen zuzuschustern oder gar dem Familienhund damit zu füttern. Jedenfalls ist es das, was die Spieler in diesem Spiel versuchen – möglichst schnell ihre Rüben loszuwerden, wobei es noch mit die langsamste Methode ist, wenn man sie selber isst.
in der Spieleschachtel findet man:
- 15 Rollenkarten
- 50 Rübenmarker
- 15 Eiscrememarker
- fünf Übersichtskarten
- die Spielregel
Dass die Spielregel als „Regelbuch“ beschrieben wird, dürfte hoffnungslos übertrieben sein: es ist ein Blatt Papier von etwa 30 cm mal 10 cm, einmal gefaltet und mit relativ großer Schrift bedruckt. Allerdings sind die Regeln leicht verständlich und benötigen wirklich nicht mehr Platz.
Die Karten haben vernünftige Qualität und sehen auch schön aus, die Marker kommen bereits aus gestanzt in einem Ziplockbeutel und sind sogar relativ dick. Alles in allem könnte man sagen: was am Regelheft gespart wurde, ist ins Spielmaterial eingegangen.
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler acht Rüben und eine Übersichtskarte sowie eine der gemischten Rollenkarten (die letztere darf man sich sofort ansehen, sollte sie aber niemand anderem zeigen). Laut Startspieler-Witz beginnt jetzt der Spieler, der zuletzt Gemüse gegessen hat, indem er eine Karte von den übrigen Rollenkarten zieht. Jeder spätere Spieler braucht in der Regel nicht zu ziehen, da ihm eine zweite Karte vom vorherigen Spieler hingelegt wurde.
Jetzt sieht sich der Spieler beide Karten an, die er zur Verfügung hat, wählt eine der beiden Karten und legt die andere vor seinen linken Nachbarn (der sich die Karte aber nicht sofort ansehen darf, sondern erst zu Beginn seines eigenen Zuges). Anschließend stellt sich die Frage: was macht man mit den verhassten Rüben? Man hat die Wahl entweder eine einzelne Rübe selbst zu essen (den Rübenmarker aus dem Spiel entfernen) oder – für jede dieser alternativen Aktionen gibt es Rollenkarten – zwei Rüben einem anderen Spieler zu geben, drei Rüben an den Hund zu verfüttern oder schließlich einen anderen Spieler zu verpetzen. Hierfür behauptet man, der betreffende andere Spieler habe eine bestimmte Karte vor sich liegen. Diese Karte muss dann aufgedeckt werden – wenn die Petze recht hat, kann sie gleich vier Rüben auf einmal abgeben. Zunächst sagt man aber nur an, was man tun will.
Anschließend haben nämlich alle Spieler noch Gelegenheit, eine Reaktionskarte aufzudecken (auch diese sitzen unter den Rollenkarten) oder den Spieler eines Bluffs zu bezichtigen. Mit den Reaktionskarten kann man entweder einer Petze, die einem vorwirft, eine bestimmte Karte zu haben, selbst vier Rüben geben oder es einem anderen Spieler, der gerade den Hund füttert, nachmachen und selber zwei Rüben an den Hund füttern. Für jede dieser aufgedeckten Reaktionskarten zieht man anschließend sofort eine neue Karte und wirft die aufgedeckte Karte ab. Wenn ein Spieler behauptet, einen Bluff entdeckt zu haben, muss der aktive Spieler seine Rollenkarte aufdecken. Wenn er die Rollenkarte hat, von der er behauptete sie zu haben, erhält der Spieler, der den Bluff vermutete, eine zusätzliche Rübe, ansonsten darf der Spieler, der zu Recht beschuldigt hatte eine Rübe abgeben und der aktive Spieler derf nichts weiter tun.
Anschließend – wenn keine Reaktionen oder Verdächtigungen mehr ausstehen – darf der Spieler seine Aktion durchführen (auch wenn er zu Unrecht einer Lüge verdächtigt wurde). Wenn jetzt zwei oder mehr gleiche Karten im Abwurfstapel sind, wird dieser in den Kartenstapel hinein gemischt, sodass wieder alle Karten für die nächsten Spieler zur Verfügung stehen.
Anschließend beginnt der nächste Spieler mit seinem Zug, indem er die Karte aufnimmt, die der vorige Spieler ihm hingelegt hatte.
Eine Einzelpartie endet, sobald ein Spieler alle seine Rüben losgeworden ist. Bei längeren Spielen erhält man hierfür einen Siegpunkt, der durch einen Eiscreme-Marker dargestellt wird.
Es gewinnt schließlich der Spieler, der als erster drei Eiscreme-Marker gesammelt hat.
Das Spiel erinnert nicht von ungefähr an das gute alte Hoax, das bereits 1981 erschienen ist. Die hinzugekommenen Reaktionskarten machen es deutlich lebhafter als das genannte Vorbild, außerdem kann man in jeder Runde von neuem aus zwei Rollenkarten auswählen – nur, wenn man nicht eine Lüge beschuldigt wurde kann man vielleicht noch die Karte, die man soeben verwendet hat – oder über deren Inhalt man die anderen belogen hatte – noch einmal einsetzen.
Da es insgesamt nur fünf verschiedene Rollenkarten gibt (eine einzelne Rübe zu essen erfordert keine Rollenkarte und kann auch nicht verhindert werden), ist das Spiel etwas einfacher – die Altersangabe auf der Spieleschachtel (8+) dürfte recht gut stimmen, kennzeichnet aber deutlich nur das untere Limit.
Für Gelegenheitsspieler dürfte das Spiel jedoch auch interessant sein, wenn sie älter sind, und auch Vielspieler, die Bluff-Spiele im Stile von Hoax lieben, werden an den „schlechten Rüben“ ihre Freude haben.
Für den Spieleabend dürfte es eher als Lückenfüller oder Absacker geeignet sein, einen ganzen Spieleabend wird man hiermit jedoch wahrscheinlich nicht bestreiten wollen.
Da ich selber ein Freund dieses Spielgenres bin, wird es wohl auch nicht überraschen, dass ich das Spiel sehr gerne spiele.
Hersteller | Stoneblade Entertainment | |
Autor | Justin Gary | |
Künstler | Liz Nugent | |
Spieler | 2-5 | |
Denken | 8 | |
Glück | 6 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 18 € |
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