Garden Gnomes: Violent Vendetta
Gartenzwerge gelten im allgemeinen eher als typisch deutsch. Daher ist es schon eher überraschend, dass ein Brettspiel zum Thema Gartenzwerge eben nicht aus Deutschland kommt, sondern aus Dänemark. Seit 2016 produziert Morten Norgaard unter dem Namen seines Orkkriegers bei Warhmmer Fantasy, Borzag, jetzt kleine, aber taktische Spiele, in denen oftmals eben Gartenzwerge die Hauptrolle spielen.
Der Winter kommt. Auch wenn Gartenzwerge (die auf Englisch als Gnome bezeichnet werden) nicht an Thronen interessiert sind, ist dieser Spruch dennoch für sie elektrisierend. Immerhin müssen Vorräte für den Winter gesammelt werden, und auch wenn ein einzelner Gartenzwerg nur wenig benötigt zum Überleben, herrscht zwischen den einzelnen Gnomclans ein erbitterter Wettstreit, wer sich am besten und schnellsten auf die kommende harte Zeit vorbereitet. Das Ergebnis ist eine gewalttätige Vendetta, wie auch der Titel des Spiels andeutet.
In der relativ kleinen, aber vollgestopften Schachtel findet man:
- ein Regelheft auf Englisch (eine deutsche Version kann bei BoardGameGeek heruntergeladen werden)
- 16 Würfel
- 53 Gnome
- 48 Aufgabenkarten
- ein Startspielermarker
- sechs Clankarten
- 120 Aufgabenmarker
- ein Spielbrett
Die Gnomfiguren sind einfache farbige Holzwürfelchen, das Spielbrett ist angenehm dick und übersichtlich. Die Würfel sind ganz normale sechsseitige Punktwürfel aus Kunststoff, wie sie in vielen Spielen zu finden sind. Die Clankarten bestehen aus dünnem Material, sie wirken auf mich ein wenig wie dünne Pokerkarten aus Kunststoff.
Leider macht das übrige Material einen etwas weniger stabilen Eindruck: die Aufgabenkarten sind einfache Kartonkarten und die Aufgabenmarker stecken in Stanzbögen, die auf mich den Eindruck von 120-Gramm-Papier machen, die Marker selbst sind perforiert – entsprechend bleiben beim „Auspöppeln“ an den Markern eine Menge Nasen hängen. Wenigstens können diese Marker während des Spiels offen liegen, während die Aufgabenkarten verdeckt bleiben sollten.
Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler die Gnome einer Farbe und entsprechende Clankarte sowie die fünf Aufgabenkarten seiner Clanfarbe und drei zufällig bestimmte neutrale Aufgabenkarten. Aus seinen acht Aufgabenkarten wählt dann jeder Spieler drei aus und wirft die übrigen ab. Die Gnome eines Clans werden in der Heimatbasis auf dem Spielfeld aufgestellt
Ein zufällig bestimmter Startspieler beginnt
Jede Runde besteht nun aus vier Phasen, die von allen Spielern nacheinander abgehandelt werden, beginnend mit dem Startspieler. Erst wenn alle Spieler eine Phase beendet haben, beginnt die nächste.
1) Verstärkungen: jeder Spieler setzt in den vorigen Runden ausgeschaltete Gnome wieder in die Heimatbasis; wie viele das sein dürfen, ist von Clan zu Clan unterschiedlich.
2) Bewegungen: Gnome können sich auf dem Spielfeld nur auf andere Felder begeben, die durch eine Lücke in den Hecken erreichbar sind (grundsätzlich alle benachbarten Felder) oder über eine Brücke (ein nicht begehbarer See gibt zwei Inseln, außerdem verbindet eine Brücke zwei Landgebiete über Wasser). Die Bewegungsweite eines Gnoms ist grundsätzlich ein Feld pro Runde; außerdem haben diese Zwerge eine taktische Beschränkung: die Bewegung eines Clans in einer Runde konzentriert sich immer auf ein einzelnes Feld – entweder ein Feld, auf das alle Gnome, die sich in dieser Runde bewegen, hinaufziehen oder ein einzelnes Feld, auf dem alle Gnome stehen, die in dieser Runde ziehen sollen.
3)Kampf: auf jedem Feld, auf dem Gnome mehrerer Clans stehen, kommt es zum Kampf. Hierbei darf jeder Spieler für jeden seiner Gnome einen Würfel werfen, bevor aber gewürfelt wird, entscheiden die betroffenen Spieler, wie viele eigene Gnome die verschiedenen vorhandenen Clans angreifen sollen, wiederum beginnend beim Startspieler. Erst, wenn alle teilnehmenden Spieler sich für ihre Ziele entschieden haben, wird gewürfelt.
Um einen Gnom auszuschalten, muss der Spieler einen Wert überwürfeln der jeweils vom Clan des Ziels abhängig ist und auch auf der Clankarte vermerkt ist. Ausgeschaltete Gnome werden vom Spielfeld entfernt. Die Kämpfe gehen so lange weiter wie es noch Felder gibt, auf denen Zwerge aus mehr als einem Clan stehen.
4) Beute: auf fastjeden Spielfeld ist ein Symbol, welche Beute es auf diesem Spielfeld einzusammeln gibt (Eicheln, Äpfel, Beeren, Gnommarker in bestimmten Farben auf den jeweiligen Basisfeldern). In dieser Phase erhält jeder Spieler von jedem Feld, auf dem er mindestens einen Gnom stehen hat, einen entsprechenden Marker (genau einen: es hilft nichts, wenn mehr Gnome auf einem Feld stehen).
Auf den Aufgabenkarten findet man Aufgaben wie: drei Eicheln und drei Beeren oder vier Äpfel und zwei Eicheln; wenn man Marker in der entsprechenden Anzahl gesammelt hat, kann man diese abgeben und die Aufgabenkarte als erledigt offen vor sich ablegen. Das gleiche gilt für Aufgabenkarten, auf denen mehrere Gnome zu sehen sind: Hier muss man entsprechende Gnomenmarker sammeln.
Schließlich gibt es auf dem Spielfeld vier verschiedene Statuen – und auch Aufgabenkarten mit zwei dieser Statuen, aber keine Marker für diese Felder. Diese Aufgabenkarten kann man nur beim Spielende für sich werten, wenn man beide Felder mit den entsprechenden Statuen besetzt hält.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler seine letzte Aufgabenkarte erfüllt hat. Im Basisspiel hat dieser Spieler gewonnen. Im erweiterten Spiel erhält man Punkte für die Aufgaben und für gesammelte Marker. In diesem Fall gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Das Spiel ist – nicht nur vom Thema her – auch für Gelegenheitsspieler sehr zugänglich, hat aber alle Merkmale eines ausgewachsenen Cosims. Auch Gelegenheitsspieler, die die üblicherweise sehr militaristischen Ansätze eines Cosims nicht mögen, können diesem Spiel leicht etwas abgewinnen, so dass Violent Vendetta ohne weiteres als Einstiegsspiel für Leute, die selten oder nie Cosims spielen, verwendet werden kann. Dabei ist dieses Spiel einfach genug, um auch Spieler, die eigentlich nur Risiko kennen, fesseln zu können – und der Vergleich mit Risiko kam auch in meiner Testrunde auf. Dabei unterscheidet sich das Spiel durch die Aufgabenkarten, die in der Regel auch auf mehreren Feldern erfüllt werden können,
an Cosims erinnert auch, dass die verschiedenen Gnomenclans unterschiedliche Werte haben, untereinander aber sehr ausgewogen wirken. Bei unseren Testspielen hat sich kein Clan als überlegen herausgestellt.
Auch die Spieldauer von 30-45 Minuten (bis zu 1 Stunde bei sechs Spielern) ist für Gelegenheitsspieler sehr attraktiv – Analyseparalytiker können hier natürlich die Spieldauer deutlich verlängern. Meiner Testrunde wusste das Spiel sowohl bei Gelegenheits- wie bei Vielspielern gut zu gefallen. Der Listenpreis ist bei dem Material vielleicht etwas hoch, den Amazon-Preis finde ich aber voll OK.
Hersteller | Borzag Games | |
Autor | Morten Norgaard | |
Künstler | Daniel Salling Hvid und Rikke Nybo Norgaard | |
Spieler | 2-6 | |
Denken | 8 | |
Glück | 3 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 33 € |
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