Piratoons
So ein Pirat hat es nicht leicht. Immer auf der Flucht vor Abmahnanwälten und der GEMA, auf der Suche nach neuen Inhalten… Aber nein, bei diesem Spiel geht es nicht um moderne Piraten, sondern eher die romantisch-verklärten Piraten wie zum Beispiel Klaus Störtebeker, Jack Sparrow oder Captain Kidd. Der belgische Verlag Act in Games aus Brüssel, der seit zwei Jahren aktiv ist, ging 2016 mit dem Spiel Piratoons an den Start.
Ungewöhnlich für das Thema ist allerdings, dass es in diesem Spiel nicht so sehr darum geht, Schätze auf einsamen Inseln zu vergraben oder wiederzufinden oder auch Handelsschiffe zu überfallen – die Piraten in diesem Spiel haben nicht einmal ein eigenes Schiff und müssen dieses im Rahmen dieses Spiels erst einmal bauen. Wer dabei das beste Schiff zusammenstellt, gewinnt.
In der Spieleschachtel findet man folgendes Material:
- eine Schatzkiste aus zwei Kartonplatten
- die Spielregel auf Deutsch, die man auch hier; in mehreren europäischen Sprachen herunterladen kann
- 24 Schiffsteile
- sechs und 30 Anbauteile
- 12 Segelteile
- 24 Piratensteine in insgesamt vier Farben
- 24 Dublonen
- 32 Bombenmarker
- vier Bug-und vier Heckteile
- zwei Übersichtstafeln
- eine Sanduhr
- sechs Plastikbeutel, um das Material zwischen den Spielen zu lagern
Die Piratensteine sind wuchtig aussehende Meeple, die anderen Schiffs- und Bauteile, sowie die Münzen und Bomben stecken zu Beginn in einem Stanzbogen, aus dem sie aber recht leicht herausgenommen werden können, ohne Nasen zu hinterlassen. Die "Schatzkiste" hat einen etwas dickeren Rand (ungefähr so hoch wie die übrigen Marker u.ä.), dies stellte sich im Laufe des Spiels als geniale Idee heraus.
Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler Piratensteine einer Farbe, das zu der Farbe gehörige Bug- und Heckteil, sowie 3 Dublonen, außerdem werden vor Spielbeginn die Schiffsteile gemischt und verdeckt bereitgelegt, die Ausrüstungsteile werden ebenfalls gemischt und in acht Sechserstapeln neben die Truhe gelegt.
Das Spiel besteht aus acht Runden (eine Runde für jeden Stapel mit Ausrüstungsteilen) in der jeweils sechs Phasen durchlaufen werden:
Zunächst füllt der "Kapitän" als Startspieler (laut Startspieler-Witz der Spieler, der als letzter auf einem Schiff war) die Truhe. Hierfür werden jeweils drei Schiffsteile und die Ausrüstungsteile eines Stapels verdeckt auf die entsprechenden Felder im Truhenboden gelegt, und die Truhe mit dem Deckel verschlossen. Anschließend wird die Truhe ganz einfach umgedreht, so das die Bildseiten der Teile nach oben zeigen, aber noch vom Truhenboden verdeckt sind.
Anschließend startet der Kapitän die Sanduhr, entfernt den Truhenboden und räumt ihn so schnell wie möglich aus dem Weg. Sobald nämlich der Truheninhalt sichtbar ist, dürfen alle Spieler ihre Piraten auf diesen Teilen platzieren, um sie für sich zu reklamieren. Frühestens nach Ablauf der 15 Sekunden der Sanduhr darf jeder beliebige Spieler diese Plünderphase beenden.
Natürlich darf man hierbei immer nur einen Piraten gleichzeitig in der Hand haben, nur eine Hand benutzen und Piraten der Gegner nicht von Ausrüstungsteilen herunterstoßen. Auch darf man natürlich nicht den Mitspielern im Weg herumfuchteln. Man darf hingegen auch, um eine Mehrheit zu erhalten, mehrere eigene Piraten auf ein Teil setzen
Für alle Piraten, die in der laufenden Runde nicht eingesetzt wurden, erhält ein Spieler jetzt eine Dublone, es gibt aber kein Geld für Piraten die man sich selbst in der Hektik des Spiels vom Tisch geworfen hat (wenn man hingegen fremde Piraten vom Tisch warf, scheidet man für die laufende Runde sowieso aus).
Nun geht es an das Verteilen der Beute. Zunächst einmal werden auf allen Schiffs- und Ausrüstungsteilen alle Gruppen von Piraten der gleichen Farbe entfernt, die auf dem gleichen Teil stehen wie eine gleichgroße Gruppe einer anderen Farbe (dies erwischt dann alle gleichgroßen Gruppen auf dem gleichen Teil).
Nachdem alle Gleichstände aufgelöst wurden, erhält jeder Spieler die Teile, auf denen er die Mehrheit an Piraten hat. So kann man auch mit einem einzelnen Piraten eine Gruppe von zwei Piraten ausstechen, wenn sich eben zwei Mitspieler um das Teil stritten und beide jeder eine Zweiergruppe auf das Teil gestellt hatten.
Alle Teile, die hiernach noch herrenlos sind, werden anschließend versteigert. Hierfür bietet jeder Spieler verdeckt aus seinem Dublonenvorrat Münzen – Gleichstände heben sich auch hierbei auf, die übrigen Spieler kommen in der Reihenfolge ihrer Gebote an die Reihe. Und zwar darf man sich jeweils genau eines der Teile, die in die Auktion gekommen sind, nehmen. Alle Teile, die dann noch nicht verwendet wurden, werden „über Bord geschmissen“ und zählen auch in späteren Runden zu den noch herrenlosen und ersteigerbaren Teilen.
Schließlich verbauen die Spieler die erworbenen Ausrüstungsteile, wobei sie je nach Art des Teils die verschiedenen Teile nicht auf jedem Schiffsteil einbauen dürfen, ihre Schiffe aber notfalls auch beliebig umbauen können.
Ausrüstungsteile, die man nicht verwenden kann, muss man wohl oder übel über Bord schmeißen – wo sie dann ab der ächsten Runde ebenfalls als herrenlos versteigert werden können.
Nach acht Runden, nach der Auktion und dem endgültigen Zusammenstellen des Schiffes, werden die Schiffe schließlich gewertet. Für die Punkteabrechnung können die (knappen – mehr wären gut gewesen) Bombenmarker verwendet werden.
Es gibt Punkte für das Schiff mit den meisten Segeln, für das größte Schiff, und für die Geldmenge, die man bei Spielende besitzt. Außerdem wird überprüft, ob die Schiffsteile korrekt verbunden sind, wofür es Plus- oder im gegenteiligen Fall Minuspunkte gibt. Minuspunkte gibt es außerdem für die meisten leeren Baufelder der verschiedenen Gruppen, getrennt nach Gruppe. Schließlich gibt es noch Pluspunkte für Sätze aus gleichen Anbauteilen.
Es gewinnt, wer die meisten Punkte hat, als Pattbrecher werden korrekte Schiffsverbindungen, leere Felder auf den Schiffen und im Extremfall die Dublonen der Spieler herangezogen.
Meine Testrunde fühlte sich bei diesem Spiel ein wenig an Galaxy Truckers erinnert, allerdings fehlte hier die Möglichkeit, mit den erworbenen Teilen mehr zu tun, als diese einfach anzubauen.
Reaktionsschnelligkeit ist natürlich notwendig, wenn man seine Piraten platziert – Analyseparalytiker haben an dieser Stelle im Spiel schlechte Karten. Man muss schon schnell erkennen, welche angebotenen Schiffsteile und Ausbauteile man benötigt, um entsprechend seine Männer einsetzen zu können. Da es nur sechs sind, und man für nicht eingesetzte Männer auch Geld erhält, dass man hinterher in der Auktion einsetzen kann, kann es sogar interessant sein, nur einen Teil der Männer einzusetzen.
Es ist schon einigermaßen schwierig, die Übersicht zu behalten, wenn man beim Einsetzen der Piraten außerdem versuchen will, seinen Mitspielern Probleme zu bereiten – es ist schon schwierig genug, seine eigenen Bedürfnisse in Kontrolle zu behalten.
Piratoons ist mit einer Spieldauer von etwa einer halben Stunde ein relativ schnelles, kurzweiliges Spiel, das sich vor allem an Gelegenheitsspieler wendet. Vielspielern fehlt hier eher der Tiefgang, während das Spiel sich auch als Familienspiel bewährt.
Unter diesen Einschränkungen kann man das Spiel nur empfehlen. Vor allem, da der in der Tabelle genante emp. VK oft deutlich unterboten wird.
Hersteller | Act in Games, und BlackRock Games | |
Autor | Olivier Gregoire und Thibaud Quintens | |
Künstler | Armandine Flahaut, Antoine Petit, Olivier Bogarts & Nina Chauzel | |
Spieler | 2-4/td> | |
Denken | 6 | |
Glück | 2 | |
Geschicklichkeit | 5 | |
Preis ca. | 34,95 € |
Piratoons bei www.Spiele-Offensive.de
Piratoons bei Milan Spiele
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