Roll & Play: Geizen
Dies ist sozusagen eine Doppel-Rezi. Ein wesentlicher Bestandteil des gelieferten Spiels ist nämlich ein Würfelturm, der gleichzeitig als Spieleverpackung dient.
Nachdem wir kürzlich ein paar Würfeltürme von Warmage besprochen hatten, erreichten mich über E-Mail Fragen, ob wir nicht mehr Würfeltürme besprechen könnten, insbesondere solche mit besonderer Technik oder besonderem Aussehen. Unter anderem plane ich bereits, einen runden Würfelturm mit einer Wendeltreppe zu besprechen, außerdem hoffe ich, in Kürze einen sehr schön gestalteten Würfelturm, ich glaube aus Hartgummi, zur Besprechung vorliegen zu haben. ‚Mal sehen, welche weiteren Würfeltürme sich noch so bei mir ansammeln können.
Die Reihe Roll&Play von Schmidt Spiele ist zwar schon etwas älter, aber noch immer im Handel zu finden (laut Auskunft der Pressevertretung seien dies Restexemplare, die Reihe werde nicht mehr hergestellt) In der Produktbeschreibung wird explizit darauf hingewiesen, dass die Verpackung gleichzeitig als Würfelturm dient. Uns speziell hat ein Exemplar des Spiels Geizen vorgelegen, dass wir deshalb auch gleich mit besprechen wollen
In der „Verpackung“ – eine Papierbanderole, die um den Turm geschlungen war – fanden wir
- eben den Würfelturm
- ein Spielplan
- 130 Chips
- fünf Würfel
- die Spielregeln auf Deutsch, Französisch und Italienisch
Die Banderole ist, wie zu erwarten, ein Wegwerf-Artikel, das übrige Spielmaterial ist aber für ein Budgetspiel ziemlich schön: die Chips sind runde, rote Flohspiel-Chips mit ca. 18 mm Durchmesser, die Würfel sind schwarze Plastikwürfel (16 mm) mit weißen Punkten, wobei die eins etwas tiefer ausgefräst zu sein scheint als die anderen Punkte, was meist darauf deutet, dass sich jemand Mühe gegeben hat, ein Ungleichgewicht zwischen den Seiten auszugleichen. Das Spielbrett besteht aus dicker Pappe und wirkt ebenfalls sehr stabil – ebenso wie der Turm, der über ein Scharnier aufgeklappt und hingestellt werden kann. Überhaupt habe ich bei dem Turm das Gefühl, dass er besser zu transportieren ist (zum Beispiel im vollen Koffer oder so) als so mancher normale Würfelturm, sogar, wenn er mit wenigen Handgriffen zusammengesteckt werden kann.
Die Chips und die Würfel steckten außerdem in einer Ziplock-Tüte; für den Transport wird das übrige Material ganz einfach in den Schacht des Würfelturms gesteckt und dieser dann zugeklappt.
Geizen
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler je nach Spieleranzahl 18-25 Chips. Wer am Zug ist, würfelt mit allen Würfeln und darf von seinem ersten Wurf bis zu vier Würfel neu würfeln und so weiter, nach jedem Wurf muss er aber mindestens einen der geworfenen Würfel heraus legen für die Rundenwertung. Einmal herausgelegte Würfel dürfen nicht mehr neugewürfelt werden.
Wenn jetzt alle fünf Würfel fest liegen, müssen für jeden Würfel freie Felder auf dem Spielfeld mit Chips abgedeckt werden. Die Felder sind nach Zahlen von 1-5 in vertikaler Spalten sortiert. Man muss immer ein Feld pro Würfel abdecken, so weit oben wie möglich. Auf das erste Feld der Einser-und Zweierspalte muss man hierbei zwei eigene Chips legen, auf die weiteren grünen Felder einen eigenen Chip, und auf die gelben Felder legt man ein Chip aus dem allgemeinen Vorrat (nach dem Verteilen der Startchips sind noch mindestens fünf Restchips im Vorrat).
Wer die unterste Position jeder Spalte belegt (ein rotes Feld) darf sich alle Chips nehmen, die in der Spalte liegen. Außerdem müssen alle anderen Spieler je nach Spalte einen bis drei Chips aus dem persönlichen Vorrat in den allgemeinen Vorrat abgeben.
Wenn man mehr Würfel mit einer bestimmten Zahl hat als in der Spalte noch leere Felder waren, füllt man diese eben bis zum roten Feld auf, erhält die Chips zurück – und muss die Restwürfel dieser Zahl noch auf das Spielfeld legen.
Wenn man nicht genug Chips besitzt um für alle fünf Würfel die Felder zu belegen, darf man sich aus dem allgemeinen Vorrat fünf Chips ausleihen, die man aber am Ende des Zuges zurückzahlen muss. Das kann man nur, wenn man in seinem Zug entsprechend eine oder mehrere Spalten auffüllen kann.
Wenn ein Spieler am Ende seines Zuges (nach dem Legen und Zurücknehmen aller Chips und gegebenenfalls dem Zurückzahlen der geliehenen Chips aus dem allgemeinen Vorrat) keinen Chip mehr besitzt, endet das Spiel sofort. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Chips.
Das Spiel ist, wie zu erwarten, ein eher schnelles Würfelspiel ohne große geistige Anforderungen, ähnlich wie Pokerwürfel, Yahtzee/Kniffel oder ähnliche. Gelegenheitsspieler, die auf einer Reise eine kurzweilige Unterhaltung suchen, können hier bedenkenlos zuschlagen. Für Vielspieler ist das Spiel eher nicht geeignet.
Der Turm
Von der Konstruktion würde man den Würfelturm auf den ersten Blick nur für einen entfernten Verwandten der klassischen Würfeltürme halten: Der Schacht, in den man die Würfel wirft, ist relativ breit, aber nicht sehr tief, während er bei klassischen Würfeltürme eher quadratisch ist. Ein Blick in diesen Schacht aber zeigt, dass auch hier drei schräge Rampen die Würfel dazu animieren sollen, ein zufälliges Ergebnis zu zeigen.
Würfel, die es in den Turm vorschlägt, zeigen das zu erwartende Ergebnis: Sie sind nur schwer zu kontrollieren und geben angenehm zufällige Resultate. Was aber angenehm auffiel, war, dass in diesen Würfelturm auch wesentlich größere Würfel passen als in die bislang getesteten. Normalgroße Würfel passen natürlich ebenso hindurch, wie durch die bereits getesteten Würfeltürme – unser redaktionseigener W30 mit seinem Durchmesser von etwa 3 cm absolvierte den Parcours durch den Turm aber ohne hängen zu bleiben, was bei den bislang getesteten Türmen nicht ging.
Außerdem ist der Würfelturm, wie bereits gesagt, sehr stabil und Würfel, die man hindurch geschickt hat, landen auch so im Auffangbehälter, dass man sie recht leicht wieder herausnehmen kann. Man kann mit diesem Würfelturm also auch am Spieltisch mit mehreren Spielern spielen, ohne dass man ihn ständig weitergeben müsste. Als Würfelturm hat er uns also sehr gut gefallen.
Ganz persönlich möchte ich dann noch anmerken, dass der Turm für mich besonders leicht zu handhaben ist: Man musste ihn nicht erst zusammenbauen oder gar erst zum Zeitpunkt der Benutzung ineinander stecken, man brauchte ihn nur aufzuklappen. Durch die relative Größe (zusammengeklappt misst das Spiel etwa 17,5 × 11,5 × 5,5 cm3, offen sind es etwa 18 × 18 × 11,5 cm3 – der halbe Zentimeter Gewinn scheint aus dem Scharniermechanismus zu resultieren) konnte sogar ich es trotz meiner Lähmung recht einfach aufklappen.
Sowohl für Spieler, die ein schnelles, wenig forderndes Würfelspiel suchen, als auch für Spieler, die einen Würfelturm suchen, stellt Geizen aus der Roll & Play-Reihe damit eine interessante Option dar. Und für Leute, die einen Würfelturm suchen, bietet sich damit die gesamte Roll&Play-Reihe an.
Hersteller | Schmidt Spiele | |
Autor | Leo Colovini | |
Künstler | k. A. | |
Spieler | 2-5 | |
Denken | ||
Glück | 9 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 19,90 € |
Geizen (II. Wahl) bei Milan Spiele
Hey,
auch wenn dieser Eintrag schon etwas älter ist:
Ich habe vor einiger Zeit (deutlich vor dem 17.8.2017) in einem 1€-Shop Roll&Play-Restbestände gesehen und das Spiel „Mensch ärgere dich mal anders“ für 3€ gleich gekauft.
Ich kann das positive Urteil zum Würfelturm bestätigen, auch wenn das Scharnier etwas schwergängig ist, was aber an einem Produktionsfehler liegen dürfte. Irgendwas ist da mit dem Spaltmaß nicht in Ordnung. Grundsätzlich macht der Turm was er soll, ich könnte mir aber vorstellen, dass ein W30 da drin hängen bleiben könnte.
Das mitgelieferte Spiel habe ich noch nicht gespielt, es sieht aber nach einer sinnigen MÄDN-Variante aus.
Das Preis/Leistungsverhältnis ist in meinem Fall allerdings überragend… ;-)