S I L I C I UM
Vor ein paar Wochen habe ich eine CD von Erdenstern besprochen, die im Rahmen des Crowdfundings für das Dresden Files-Rollenspiel finanziert wurde. Nach einer gewissen Wartezeit wurdet dieser Soundtrack auch als Internet-Download erhältlich. Ursprünglich sollte das eigentliche Rollenspiel nicht viel später an die Backer ausgeliefert werden, die warten aber m.W. immer noch…
Nachdem dieses Projekt auf Erdenstern-Seite abgeschlossen war, haben die Hamburger sich mit Elan auf ein neues Projekt gestürzt. Und so erschien vor kurzem – erst einmal wieder als Download über Bandcamp – das neue Album Silicium. Wenn man es aber lieber handfest hat: auf der Spiel in Essen soll es ebenfalls als CD verkauft werden.
Eigentlich wollte ich diese Rezension bereits Anfang diesen Monats veröffentlichen, allerdings kam mir da mehr oder weniger meine Reha in den Weg: die ganze Vorbereitungsarbeit, die ich damit hatte, verhinderte, dass ich diese Rezension schreiben konnte. Und so sitze ich „jetzt“ (während ich dies schreibe, nicht während ich dies hochlade – das WLAN ist hier nur in bestimmten Räumen verfügbar) in meinem Zimmer in der Klinik. Immerhin habe ich gerade keine Anwendungen, so das ich den Text in Ruhe vorbereiten kann. Hochladen werde ich ihn später. Eine Rehaverlängerung (bis Mitte Oktober) wurde mir bereits versprochen; sollte die Reha weiter verlängert werden, hoffe ich, für einen Besuch auf der Messe (die glücklicherweise nicht allzu weit entfernt ist) einen freien Tag zu erhalten.
Immerhin hatte ich inzwischen genug Zeit, mir die Tracks anzuhören und eine eigene Meinung zu bilden.
Wer es lieber handfest hat, kann diese Musik wie gesagt auch als gepresste CD erwerben, wer die Musik aber lieber über einen MP3-Player, sein Handy/Smartphone oder den Computer hört (oder, ein Soundboard damit bestücken will), dürfte wohl eher die digitale Version, die bei Bandcamp erhältlich ist, bevorzugen. Dort erhält man das ganze in verschiedenen Dateiformaten (u.a. MP3 mit 300kbps oder OGG) in einem ZIP-Archiv. Die Archivdatei ist je nach Dateiformat knapp 100 (AAC) bis zu etwa 800 (WAV, AIFF) MB groß, was sich dann beim Auspacken nur noch minimal vergrößert – bei WAV und AiFF auf die Maximalgröße von etwa 860 MB.
Neben der Trackliste enthält das Archiv auch noch als Bilddatei das Cover, aber leider konnte ich kein Booklet entdecken.
Die Trackliste enthält:
- The Future
- Megalopolis
- The Runners Awake
- Welcome to the Club
- Born into the World
- Uprising
- The Drug Works
- Artificial Intelligence
- The Restricted Area
- Trouble
- Armed Unmanned Aerial Vehicle
- Hey! Going Down Means Dying
- Blood and Steel
- Understand, We Lost Them
- Survivors
- Abandoned Vessel
- A Reckless Chase
- The Uninvited
- A New World
- S I L I C I U M
Alle diese Titel passen meiner Meinung nach auch direkt zueinander, man könnte sie sich tatsächlich als Soundtrack einer Fernsehserie im Cybermilieu vorstellen. Trotz der unterschiedlichen Titel, auch was Instrumentierung und Stil angeht, wirkt alles wie aus einem Guss.
Die ersten 2,3 Titel sind noch Erdenstern-typisch instrumentiert: eher orchestral, mit einem deutlichen Nachdruck auf Blechbläsern, ohne die für ein Cybersetting irgendwie typischen elektronischen Effekte. Im vierten Titel werden wir dann auch teilweise vokal im Club begrüßt, außerdem werden hier erstmals einzelne Soundbytes als Loops „verwurstet“ – während die ersten drei Titel eher grundsätzlich zum Thema passend sind, hängt sich dieser stärker an das Thema der CD.
Wer die alten Erdenstern-CDs kennt, weiß vielleicht noch, dass sie ursprünglich rein instrumental waren und keine Stimmanteile hatten. Das ist bei dieser CD anders, denn neben dem bereits genannten Club sind auch die Stücke Nummer 5,13, 9, und vor allem auch das titelgebende Abschlussstück durch einen auffälligen Vokalanteil gekennzeichnet was im verbotenen Gebiet (Nummer 9) dadurch besonders auffällt, dass zwar ein großer Anteil des Stückes durch Stimmen gestemmt wird, diese aber kein Wort zu sagen haben.
Ganz anders bei Blut und Stahl (13), das ein wenig choralartig daherkommt – einige meiner Spieler fühlten sich irgendwie an die Carmina Burana erinnert.
Über ungewohnte Assoziationen gesprochen: die Überlebenden in Nummer 15 würden sich musikalisch auch gut im wilden Westen einpassen, obwohl auch dieses Stück natürlich, wie bereits gesagt, ohne weiteres in das allgemeine Thema passt.
Auch elektronische Musik darf natürlich bei diesem Titel nicht fehlen: der Aufstand in Nummer 6 lebt geradezu von E-Gitarren und einem Metal-artigen Rock, computergenerierte Effekte findet man neben dem bereits genannten Club auch im siebten und achten Titel.
So ein Soundtrack ist in der Regel ja für einen bestimmten Zweck gedacht. Und so ist es auch hier: das Setting, das sich beim Anhören aufdrängt, ist ein relativ düsteres, cyberpunkiges Science-Fiction-Setting, zu dem die Titel auch alle hervorragend passen – auch wenn der vorletzte Titel, die Neue Welt, ein wenig aus dem Rahmen fällt, weil dieser Track genreuntypisch ziemlich hoffnungsvoll daherkommt.
Weitere Settingstypen, die mir unmittelbar einfielen, und zu denen das Album auch passen würde, sind: die Alien-Reihe, Judge Dredd und Paranoia. Insofern ist auch dieses Album wieder ziemlich breit aufgestellt – für viele Spielrunden dürfte dieses Album wie die übrigen Erdenstern-Alben wieder sehr interessant sein. Ich kann wieder einmal nur das tun, was ich bei allen Erdenstern-Rezensionen getan habe: das Album nachdrücklich zu empfehlen.
Hersteller | Erdenstern | |
Autor | Erdenstern | |
Preis ca. | 16 € (physische CD), 10 € (Download, Bandcamp) |
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