Würfelblitz
Ein Verlag, dessen Spiele wir immer gerne rezensieren, ist Steffen-Spiele aus Krastel im Hunsrück. Kleine, aus wertigen Materialien hergestellte Spiele bieten den Spielern ungewohnte Herausforderungen.
Bis zu sechs Zahlen im Bereich 1-6 zusammen zu zählen, dürfte wohl kaum jemandem Schwierigkeiten bereiten. Aber wie sieht es aus, wenn einige der vorgegebenen Zahlen nicht addiert werden dürfen? Dieses psychologische Problem wird in der Neuropsychologie üblicherweise mit dem Begriff "Impulskontrolle" beschrieben: unter bestimmten Voraussetzungen darf man unter Druck auf ein bestimmtes Signal nicht reagieren, auf das man normalerweise reagieren muss. Bei Übungen, im Training und in der Diagnose wird dieser Druck üblicherweise dadurch geschaffen, dass der Patient möglichst schnell auf die Signale reagieren muss und diese Geschwindigkeit ebenfalls ausgewertet wird. Wenn man einfach nur ohne Zeitdruck reagieren könnte, könnte man sich ja einfach Zeit lassen.
Beim Würfelblitz sorgen die sieben Mitspieler bereits für den notwendigen Druck. Alle rechnen gleichzeitig und möglichst schnell – wer am schnellsten richtig rechnet, erhält Punkte.
In der Spieleschachtel fanden wir:
- sech farbige Würfel
- drei Farbwürfel
- 14 weiße Holzscheiben
- 14 schwarze Holzscheiben
- die Spielregel auf Deutsch und Englisch
Die Würfel sind alle aus Holz. Die Farbwürfel tragen sechs Farbpunkte, die mit den Farben der sechs Punktewürfel übereinstimmen; Die farbigen Würfel zeigen auf den Seiten die Werte von 1-6 in weißen Punkten – aber bei jedem farbigen Würfel ist eine Punkteseite durch eine Seite mit einem großen Farbpunkt ersetzt.
Die Holzscheiben haben etwa 1,5 cm Durchmesser und steckten bei Auslieferung in einem kleinen Ziplock-Beutel. Die Spieleschachtel mißt 10,5 cm × 10,5 cm × 3,7 cm; das Unterteil gleitet leicht aus dem Deckel heraus, was, wie unten beschrieben, für den Spielverlauf wichtig ist.
Das Spiel verläuft relativ einfach. Ein Spieler würfelt mit allen Würfeln gleichzeitig, anschließend zählen alle Spieler die Punktewerte der zu wertenden Würfel zusammen; wer als erster die richtige Summe nennt, erhält einen Punkt. Das klingt grundsätzlich recht einfach, aber…
Zu werten sind alle die farbigen Würfel, deren Farbe nicht durch einen Punkt auf einem Farbwürfel oder auf einem farbigen Würfel angezeigt wird.Man muss also auch aufpassen, ob eventuell auch einer der farbigen Würfel einen Farbfleck in der Farbe eines Würfels zeigt, womit dann der Würfel dieser Farbe eben nicht mehr zu rechnen ist. So kann theoretisch jede Summe von 0-30 erreicht werden (35: fünf farbige Würfel zeigen je eine sechs, die drei Farbwürfel zeigen alle rot (der einzige farbige Würfel, bei dem die sechs durch einen Farbfleck ersetzt ist).
Wer einen Punkt gewinnt, erhält eine weiße Scheibe. Gibt man eine falsche Antwort, muss man eine weiße Scheibe wieder abgeben (wenn man eine besitzt). Wenn ein Spieler drei weiße Scheiben gewonnen hat, darf er sie gegen eine schwarze Scheibe eintauschen – die auch bei Nennung einer falschen Summe wieder abgegeben werden müssen noch wieder in drei weiße Scheiben aufgeteilt. In diesem Augenblick sind die drei Punkte also sicher.
Wer als erster drei schwarze Schreiben hat (also neun Punkte erzielt hat), gewinnt das Spiel.
Eine Variante für geübte Spieler, die in der Spielregel vorgeschlagen wird, sieht vor, dass, wenn ein Farbpunkt. In einem Wurf mindestens zweimal zu sehen sein sollte, nur genau die Würfel zu werten sind, im Normalfall nicht gewertet würden.
Um es für Anfänger etwas einfacher zu machen, könnte man allerdings auch nur zwei Farbwürfel verwenden (oder auch noch weniger). Noch etwas schwieriger wird die Variante, die meine Testrunde erdachte: es werden nur die Würfel gewertet, deren Farbe auf mindestens einem anderen Würfel erscheint – und diese Würfel werden genauso oft gewertet, wie die Farbe erscheint. Das kann also theoretisch auch den 3-oder vierfachen Würfelwert bedeuten.
Deutliche Unterschiede zwischen der Spielstärke mehrerer Spieler auszugleichen, kann auch der Schwellenwert für die schwarzen Scheiben verändert werden, wodurch bereits gewonnene Punkte entsprechend sicherer oder unsicherer werden.
Die Spielregel geht davon aus, dass man den Schachtelboden als Würfelbecher verwendet. Allerdings ist der Schachtelboden relativ groß, so dass beim verwenden desselben als Würfelbecher gerne einmal Würfel herausfallen. Damit man jetzt nicht extra einen Würfelbecher oder einen Würfelturm verwenden muss, kann man, wie unsere Runde entdeckte, auch die ganze Schachtel verwenden: die Schachtel ist hoch genug, dass man in ihr würfeln kann; und der Deckel geht leicht genug von ihr ab, dass man ihn einfach hochheben kann und die Würfelergebnisse so sichtbar machen.
Das Spiel ist für Gelegenheitsspieler und Vielspieler gleichermaßen geeignet. Die Stolperschwelle Impulskontrolle traf zumindest in unserer Testrunde beide Gruppen gleichermaßen. Analyseparalytiker werden nicht viel Spaß mit diesem Spiel haben, da es nicht viel zu analysieren gibt und es mehr auf schnelle Reaktion ankommt.
In meiner Testrunden fand dieses Spiel jedenfalls großen Anklang: es eignet sich mit seiner Spieldauer von ca. 10 Minuten sowohl als Aufwärmspiel, als Lückenfüller wie auch als Absacker. Oder auch einfach als Spiel für zwei, um herauszufinden, wer diesmal das Katzenklo reinigen muss.Oder man kann auch, wie ich in den einleitenden Bemerkungen bereits angedeutet habe, dieses Spiel in der neuropsychologischen Therapie einsetzen, um Impulskontrolle zu trainieren. Ich bin zwar kein ausgebildeter Neuropsychologe, der Effekt erscheint mir aber ähnlich dem, der mit manchen ausgeklügelten (und teuren) Computerprogrammen erzielt werden soll.
Hersteller | Steffen Spiele | |
Autor | Steffen Benndorf | |
Künstler | Bernhard Kümmelmann | |
Spieler | 2-7 | |
Denken | 8 | |
Glück | 4 | |
Geschicklichkeit | 0 | |
Preis ca. | 12,50 € |
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