Surreal Dice Tower
Heute bespreche ich den teuersten Würfelturm, der mir bislang zur Rezension vorgelegen hat. Die Frage für mich war: lohnt sich die zusätzliche Ausgabe verglichen mit den „normalen“ Angeboten; inwieweit unterscheidet sich der Turm von den üblichen?
Mir geht es bei meinen Würfelturm-Rezensionen ausdrücklich vor allem um Türme mit ungewöhnlicher Technik (wie die Wendeltreppe im Crystal Twister) und um Türme, die optisch besonders herausstechen. Irgendwie gehört der Surreal Dice Tower tatsächlich in beide Kategorien. Hergestellt wird er von Jason A. Hite, der auf seiner eigenen Webseite seine Skulpturen und Filme präsentiert. Der besprochene Turm wurde in der Zeit vom 15. Juli bis 19. August vorigen Jahres über Kickstarter finanziert, in China produziert und mit minimaler Verspätung (angepeiltes Lieferdatum war Januar, Lieferung an die Backer erfolgte Mitte Februar) ausgeliefert.
Zunächst einmal muss ich mich ausdrücklich bei Jason Hite bedanken, der mir ein Exemplar gegen Erstattung nur der Versandkosten zur Rezension überließ.
Geliefert wurde mir das Teil in einem Paket, eingepackt in zwei Styropor-Formteile, die den Turm vor Beschädigung auf dem Postweg beschützen sollen. Ob diese Verpackung wirklich so aufwendig nötig ist, kann ich nicht sagen: der Turm selber wirkt sehr massiv, besteht aus Polyresin – das ist nicht mit einfachem Kunstharz zu vergleichen, sondern wird allgemein als Kunststein bezeichnet, auch wenn Kunstharz ein wesentlicher Bestandteil ist. Gegen mechanische Beschädigungen sollte der Turm also auch ausreichend widerstandsfähig sein.
Unser Produktbild oben zeigt den Turm nur von einer Seite, auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ebenfalls eine eher rot gehaltene runde Öffnung, durch die man ins Innere des Turmes blicken kann. Auf allen vier Seiten befinden sich außerdem kleine „Fenster“: man könnte auch ein paar LEDs im Innern anbringen, deren Licht dann durch die Fenster hinaus scheinen würde und auch durch das durchscheinende Kunstharz-Material durchsickern würde. Man müsste nur ein wenig darauf achten, dass die LEDs tatsächlich keine Wärme abgeben.
Auf mich persönlich wirkt der Turm wie ein im Meer versunkener Turm, der von großen Algen und/oder Korallen überwuchert wird, wobei die beiden rot gehaltenen Bereiche ein wenig wirken, als blute der Turm (eine Hieb- und eine Schusswunde). Alles in allem ist der durch den Künstler vorgesehene cthuloide Eindruck erreicht worden. Schon rein von der Optik her würde ich den Preis des Turms laut Kickstarter-Projekt auf jeden Fall für gerechtfertigt halten.
Außerdem bietet der Turm technisch ein paar Überraschungen: wenn ich durch die Würfelausgabe in den Turm blicke, sehe ich, dass die letzte Rampe beispielsweise, anders als in allen bisher getesteten Türmen, keine glatte schiefe Ebene ist, sondern eine kleine Treppe mit echten Stufen. Auch die oberste Rampe – die ebenfalls ungewöhnlicherweise im rechten Winkel zur Ausgaberichtung steht – hat einige deutlich ausgeformte, große Stufen. Was man von der dritten und letzten Rampe im Turm (also der mittleren) sehen kann, zeigt zwar ebenfalls eine ganze Reihe Rillen, aber deutlich weniger artikulierte Stufen.
Der Effekt hierdurch ist doppelt: durch die Stufen geraten die Würfel in eine stärkere Drehbewegung; durch die im rechten Winkel zueinander angeordneten Rampen wird der Würfel außerdem noch in sich in eine Schrauben-Drehbewegung versetzt, die bei der normalen Rampengeometrie gar nicht erst zur Verwendung kommt.
Der innere Platz ist ein wenig knapp bemessen – unser Standard-W30 (Durchmesser gut 30 mm) passte nicht durch den Turm, auch der DSA-Dämonenwürfel (ein W12 mit ca. 28 mm) blieb hängen. Normalgroße Würfel machten bei uns aber keine Probleme.
Schließlich hat auch dieser Turm, wie wir bereits mehrfach bei anderen Türmen angemerkt haben, als positives Detail einen mit einem Rand umgebenen Ausgabebereich, der ungleichmäßig ausgebuchten Würfeln das Erreichen der „stabilen Lage“ unmöglich machen soll.
Was die Würfelturm-Technik angeht, ist dieser Turm also ein ganz besonderes Zuckerstück; die Technik rechtfertigt bereits einen recht hohen Preis.
Bei der Auslieferung entdeckte man übrigens noch eine Besonderheit des verwendeten Materials: je nachdem, wie die Pakete während des Transports gelagert worden waren, war der Boden des Turms in Einzelfällen gewölbt/verzogen, was bei den meisten Empfängern allerdings schon alleine dadurch behoben werden konnte, dass man den Turm selber mehrere Stunden ganz normal auf einer ebenen Fläche stehen ließ. Für besonders schwerwiegende Fälle gab Jason Hite den Tipp, die Bodenfläche etwas zu beschweren, und dann den Turm eine Zeit lang hin zu stellen. Mit dieser Maßnahme wurden dann meines Wissens auch die am stärksten verformten Türme wieder in Form gebracht.
Ich hatte eingangs gefragt, ob sich der höhere Preis durch die Optik und die Technik rechtfertigt. In beiden Punkten muss ich die Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten. Obwohl ich eigentlich Whovian bin und Cthulhu „nur“ an zweiter Stelle kommt, muss ich sagen: dieser Turm hat spielend meinen TARDIS-Würfelturm wie auvh den Crystal Twister vom (gemeinsamen) ersten Platz meiner persönlichen Rangliste verdrängt.
Käuflich erwerben kann man diesen Turm zur Zeit offiziell nur über den Webshop des Herstellers, der leider nur nach Amerika liefert. (Im Rahmen des Kickstarters war EU-freundliche Lieferung möglich.) Allerdings ist der Hersteller zur Zeit auf Suche nach Vertriebspartnern – oder vielleicht hat ja auch jemand Freunde in den USA, an die er den Turm liefern lassen könnte?
(Update, 28.03.: Wie mir der Hersteller mitteilte, befindet sch sein gesamter Bestand an Würfeltürmen zur Zeit in GB bei seinem Erfüllungspartner. Man kann sie in seinem Etsy-Shop versandkosten- und zollfrei bestellen.)
Hersteller | Jason A. Hite | |
Künstler | Jason Andrew Hite | |
Preis ca. | 79,15 € |
Das ist ja ‚mal ein richtig schöner Turm. Schade, dass der gleichso teuer sein muss…