Jahrmarkt der Schmerzen

Verdammt noch mal

Verdammt nochmalEs gibt viele Dinge, die einem unangenehm sind – sei es geistig oder körperlich.Darüber, wie schlimm manche Sachen sind (barfuß auf ein Legostein zu treten, ein Angelhaken im Gaumen, Heizungsausfall in der kältesten Nacht des Jahres…) kann man natürlich trefflich streiten. Und oftmals sind sich die Leute nicht einmal untereinander darüber einig, was denn eigentlich wie schlimm ist.

Mit diesem Phänomen befasste sich auch das Spiel Verdammt nochmal des holländischen Verlags Goliath, der auch in Dreieich Büros besitzt. Eigentlich ist Goliath ja eher für leichte Familienspiele mit viel Plastik bekannt, dieses Spiel haben sie aber in Australien eingekauft und von der grundsätzlichen Machart her erinnert es mich an die groß gehypeten Spiele der letzten Jahre. Es ist nämlich ein „reines“ Kartenspiel.

In der überraschend großen Spieleschachtel (16,5 cm × 11 cm × 4,5 cm) befinden sich neben einem Plastikansatz, der aber nicht viel Platz wegnimmt, insgesamt 200 Karten mit unangenehmen Ereignissen und die Spielregel auf Deutsch. Die Karten haben vernünftige Qualität, beschreiben jeweils eine unangenehme Situation – die drei Beispiele oben stammen direkt aus diesem Spiel – in Text und Bild und geben zusätzlich eine Elendsindex-Nummer an. Diese Elendsindex steigt zwischen den Karten jeweils um einen halben Punkt und reicht somit von 1-100.

Die Spielregel ist recht locker geschrieben, aber gut verständlich. So wird zum Spielstart gesagt:

Mische zunächst die Karten und teile jedem Mitspieler drei Karten aus es ist uns egal, wer austeilt, ihr seid verdammt noch mal erwachsen – ihr entscheidet. Die restlichen Karten bilden den Stoß. Lege deine Karten offen vor dir auf den Tisch, sortiert nach dem Wert des Elendsindexes. Du baust eine Skala auf – eine Skala des Elends. Wir nennen es gerne die Straße der Schmerzen.

Der Spieler, der Manns genug war, die Karten auszuteilen, fängt an.

Nach diesem Startspielerwitz geht es los. Ein Spieler (der, der rechts vom Spieler „an der Reihe“ sitzt) zieht die oberste Karte und liest die Beschreibung auf der Karte laut vor… darf aber nicht die Elendsindex-Nummer verraten. Die übrigen Spieler entscheiden sich jetzt jeder für sich, an welcher Stelle sie die unangenehme Situation in ihrer eigenen Straße der Schmerzen einordnen würden. Der Vorleser, der ja den tatsächlichen Wert der Karte kennt, darf natürlich nicht mitmachen. Man zeigt seine Entscheidung an, indem man an die entsprechende Stelle auf der Straße der Schmerzen zeigt – also vor oder hinter die Straße oder zwischen zwei bestimmte Karten. (Beim aktiven Spiel hat sich bei uns herausgestellt, dass es bequemer ist, wenn jeder eine Spielfigur, einen Würfel oder ähnliches nutzt und an die entsprechende Stelle legt, weil man ansonsten relativ lange auf dieselbe Stelle zeigen muss.

Wenn sich alle Spieler entschieden haben, wird der tatsächliche Elendsindex-Wert bekannt gegeben und im Uhrzeigersinn die Wahlen der einzelnen Spieler ausgewertet. Der erste Spieler, der sich für die richtige Position in seiner eigenen Straße der Schmerzen entschieden hatte, erhält die Karte und sortiert sie an der entsprechenden Stelle ein.

Wenn sich niemand für die richtige Position entschieden hatte, wird die Karte abgeworfen und der nächste Spieler ist dran.

So werden die Lücken zwischen den einzelnen Posten auf der Straße des Spielers jeweils immer kleiner, so das es für ihn auch entsprechend schwieriger wird, die richtige Lücke zu finden.

Ziel des Spieles ist es, als erster die eigene Straße der Schmerzen auf zehn Karten gebaut zu haben, der Spieler dem dies als erster gelingt, hat gewonnen.

Das Spielprinzip erinnert den einen oder anderen vielleicht ein wenig an Anno Domini. Allerdings hat hier jeder Spieler eine eigene Kartenauslage – und man übernimmt auch nicht eventuelle unerkannte Fehler vorhergehender Spieler und musste sie notfalls ausbaden, da die Straßen immer nachprüfbar sortiert liegen bleiben. Wer sich verschätzt, verliert damit nur die Chance, die eigene Straße auszubauen (wenn alle Spieler, die in der Runde vor einem dran sind, ebenfalls falsch lagen).

In manchen Punkten werden sich sicher einzelne Spieler sich über die Einordnung der Situationen wundern – nicht jeder findet jedes Trauma genauso schlimm wie jeder andere. Laut viel Anleitung wurden einige „seriöse, hoch qualifizierte Personen“ für diese Einteilung um Hilfe gebeten, zum Beispiel Sozialarbeiter, Therapeuten oder Eheberater. Insbesondere sollen hierbei die Faktoren Angst-Level, emotionales Trauma, und langfristiges psychologisches Trauma bewertet worden sein. Auch in unserer Runde waren wir uns nicht immer vollkommen einig, ob die Einordnung einzelner Situationen korrekt war. Ist eine Alkoholallergie wirklich schlimmer als ein Umzug des bevorzugten Fußballvereins? Darüber haben wir dann in der Runde auch ziemlich diskutiert.

Trotz dieser gelegentlichen Diskussionsrunden (die auch recht viel Spaß machten) war meine Testrunde von dem Spiel recht begeistert. Und hat es sehr gut gefallen. Wer sich vom Thema nicht vollkommen abgestoßen fühlt, sollte es ruhig einmal probieren.

Hersteller Goliath Toys GmbH
Autor Andy Breckman
Künstler Andy Breckman
Spieler 2-10
Denken 8
Glück 6
Gechicklichkeit 0
Preis ca. 18,99 €


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert