CharacTable
Was passiert, wenn eine Firma, die sich eigentlich auf "ernsthafte" Produkte spezialisiert hat, eine Idee für ein Rollenspiel Zubehör hat und dieses dann auch umsetzt? Wenn sie nicht weiß, ob das Produkt sich überhaupt verkaufen wird, macht sie wahrscheinlich erst einmal das, was viele andere Firmen auch tun würden: es wird ein Kickstarter angeleiert, in dem man erst einmal das Wasser testet, gut das Produkt sich verkaufen wird.
Genau das hat der "violette Truthahn" auch getan. Purple Turkey ist der Name einer englischen Firma, die sich historisch auf die Herstellung von Lesepulten spezialisiert hat. Und weil bei dieser Firma auch Rollenspieler arbeiten, hat man dort den CharacTable ersonnen, der Rollenspielern einen Tisch bieten soll auch dort, wo es gar keinen Tisch gibt. Finanziert wurde das ganze, wie bereits gesagt, über Kickstarter und das Projekt wurde 20-fach bezahlt.
(Im Sinne einer full disclosure: während ich normalerweise die Produkte, die bespreche, von den Herstellern zur Verfügung gestellt erhalte, habe ich den hier abgebildeten CharacTable im Rahmen des Kickstarters selbst bezahlt.)
Der CharacTable ist für den Rollenspieler das, was für das Notebook als Kniekissen, Schoßtablett oder ähnliches angeboten wird. Das – je nach Ausführung – ziemlich schwere Teil (meine Version als "GM" wiegt etwa 5,5 kg) kann als Schreib- und Würfelunterlage dienen, wenn man beispielsweise im Stadtpark spielt oder mit mehreren auf einem Sofa sitzt, fernab vom Tisch, kann aber auch vom Spielleiter als spezieller Spielleitertisch verwendet werden.
Das Teil misst in der hier gezeigten GM-Version etwa 55 cm auf 41 cm bei einer Dicke von 3 cm – wobei der Tragegriff nicht mitgemessen wurde (Wobei ich ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob mein Tragegriff zum GM CharacTable selber gehört oder Teil des Tragebandes war). Wenn man mit mehreren am Spieltisch zusammensetzt, nimmt es also schon eine Menge Platz weg. Allerdings gibt es für den "einfachen Spieler" auch kleinere Versionen, die dann auch etwas weniger kosten.
Wie man am aufgebauten Spieltisch sieht, bietet der CharacTable auch Platz für Charakterbögen, die mit einem Klemmstreifen, der mit Magneten festgehalten wird, in Platz gehalten werden. Die eingearbeiteten Fächer für Würfel (als "Dice Tray") und Miniaturen sind mit griffigerschwarzer Plastikmasse ausgekleidet. Außerdem sieht man vier Fächer für PostIt-Blöcke, in die sie handelsüblichen Blöcke ohne weiteres passen.
Als Ersatz für Spielleiterschirme stehen hinten mehrere Plastikleisten, deren Oberfläche so beschaffen ist, dass man mit einem Bleistift darauf schreiben und das ganze auch anschließend wieder ausradieren kann. Natürlich kann man auch Post-Its daran befestigen.
Die beiden "Balken" hinten sind eigentlich ebenfalls Vertiefungen und ermöglichen es, ein Tablett, E-Book oder Smartphone aufzustellen; wenn man die Spielleiter-Leisten nicht verwenden will, gibt es mehrere überlange Holzdübel, gegen die man das Gerät lehnen kann. Für die vereinfachte Energieversorgung sind in beiden Vertiefungen Löcher eingefügt, die durch das Brett durchgehen, und durch die man beispielsweise ein Ladekabel ziehen kann. Auch kann man beim Hersteller als Zusatzgerät einen kleinen USB-Hub erwerben, mit dem man dann mehrere Geräte gleichzeitig versorgen kann. Auch eine angenehm große Powerbank gibt es für einen akzeptablen Preis zu erwerben.
Weiter unten im Brett sieht man außerdem ein Fach, in dem ein Spielleiter einen Kugelschreiber oder Bleistift transportieren kann.Ein einfacher Drehbleistift von PaperMate war bei mir im Lieferumfang enthalten.
Der Tragegriff ist in den Deckel "integriert", für den man einen Haltestreifen (mit Klettverschluss) nehmen sollte – die Neodym-Magnete sind zwar einigermaßen stark, können aber den CharacTable nicht zusammenhalten, wenn er am Griff getragen wird – das Teil ist dafür ganz einfach zu schwer. Inwieweit das bei kleineren Ausgaben des CharacTable besser funktioniert, kann ich leider nicht sagen. Der vom Hersteller angebotene Haltestreifen ist lang genug, dass man auch etwas umfangreicheres Regelwerk damit am CharacTable befestigen kann und so einfach transportieren.
Auch bietet der Hersteller Taschen an, in denen man beispielsweise Miniaturen sicher transportieren kann, und die ebenfalls mit Kletten am Tragestreifen festgemacht werden können.
Das Material des Teils ist Holz: dünne Holzplatten wurden auf Maß ausgefräst und sperrholzartig in das entsprechende Format zusammengeklebt. Das Material bot natürlich während der Produktion auch einige Probleme: zum einen hatte die Firma Arbeit mit sich verziehenden Holzplatten, gerade im Frühjahr war ja in Großbritannien relativ wechselhaftes Wetter, wodurch Lagerung und Produktion in gewisser Hinsicht besonderen Herausforderungen unterworfen waren. Auch stellte sich heraus, dass die von der Firma normalerweise verwendeten Fräsköpfe, mit denen sie ihre Lesepulte aus Perspex/Plexiglas herstellte, nicht für Holz geeignet waren: das Holz geriet durch das Fräsen in Brand. Hand aufs Herz: wer von uns wüsste, dass zum Fräsen von Holz andere Fräsköpfe notwendig sind?
Ist der CharacTable für einen Rollenspieler ein Muss? Sicherlich nicht, aber er kann sehr nützlich sein, wenn am Spielort wenig Tischraum vorhanden ist. Auch auf Cons macht er sicherlich einen guten Eindruck. Ich jedenfalls bin mit meinem CharacTable sehr zufrieden.
Leider schafft der Hersteller es nicht auf die SPIEL dieses Jahr, aber für Interessenten, die meinen Blog lesen, hat der Hersteller ein besonderes Angebot: wer bis Sonntag (28. Oktober) über die Webseite des Herstellers einen CharacTable bestellt und dabei den Promotionscodew ROACHWARESPIEL eingibt, erhält einen Nachlass von 25 % auf alle Produkte.
Außerdem habe ich ein kleines Preisausschreiben angeboten bekommen: der Sieger gewinnt einen CharacTable in der "SF"-Variante, auch die Portokosten werden übernommen.
Jetzt stellt sich nur die Frage, wie bestimme ich den Sieger? Immerhin ist ja bald die SPIEL, deretwegen auch die oben erwähnte Promotion stattfindet. Auf der SPIEL wird nicht nur mein Mit-Redakteur vertreten sein, wie ich schon sagte werde ich selbst wahrscheinlich nur Samstag und Sonntag vor Ort sein. Außerdem werden wahrscheinlich ein, zwei andere Leute mit einer Roachware-Kappe herumlaufen. Wer auf der Spiel einen von uns sieht und ein Foto macht, auf dem die Kappe gut zu sehen ist, und diese anschließend an die E-Mail-Adresse CharacTable(At)roachware(Punkt)org schickt, kommt in die Ziehung. Die Mail muss allerdings spätestens am Montag nach der SPIEL in der Redaktion eintreffen. Der Gewinner wird dann am Dienstag gezogen.
Und nur damit auch alle sicher sind dass mit den E-Mails kein Schindluder getrieben wird: die gesamten Mails einschließlich der Fotos werden wir löschen, wenn der Wettbewerb abgeschlossen ist. Ich würde sogar empfehlen, im eigentlichen Wettbewerbsbeitrag noch keine Versand-Adresse anzugeben – die kann immer noch abgesprochen werden, wenn der Sieger feststeht. Wir werden diese Adresse natürlich an A Purple Turkey weitergeben müssen, damit diese den Tisch verschicken können …
Hersteller | Purple Turkey | Preis ca. | je nach Größe 35-125 GBP |
eine kurze Anmerkung: mir wurde mitgeteilt, dass der Promocode nicht funktioniere. Ich habe den Hersteller bereits deshalb kontaktiert.
(Update: jetzt scheint er wieder zu funktionieren – 25.10.18 09:00)