Schaben jagen
Es gibt Spielverlage, die gefühlt jahrelang in einer Art Dornröschenschlaf verharren, ebenfalls gefühlt nur ein oder zwei gut laufende Spielserien produzieren, und dann plötzlich eine ganze Reihe neuer Sachen herausbringen, die uns dann sogar begeistern können.
Zu diesen scheint auch der moses.-Verlag zu gehören. Lange Jahre kannte ich ihn eigentlich nur als Herausgeber der „Black Stories“ und ihrer Ableger, sowie entfernt auch als Herausgeber von Kinderspielen. Seit 2013 ist der Verlag jedoch regelmäßig bei uns „zu Gast“ mit intelligenten Spielen, die nicht nur mich begeistern. Auch wenn mich das jüngste Spiel, das mir vorliegt, vom Thema her nicht so sehr gefällt: immerhin geht es hierbei um einen Völkermord an Blattidae – zu denen neben der amerikanischen Großschabe (Periplaneta americana) auch die Gemeine Küchenschabe oder Bäckerschabe (Blatta orientalis) und die sogenannte Deutsche Schabe (Blattella germanica) gehören – oder eben auch ich. ;)
Die Schachtel des Spiels wirkt mit ca. 19 cm × 19 cm × 5 cm etwas dick und zeigt auf der Rückseite bereits die Liste, was zum Spiel gehört:
- Ein Spielplan
- ein Kammerjäger-Spielstein
- sechs Schaben-Spielsteine
- sechs Hindernis-Spielsteine
- 18 Bewegungskarten
- 40 Aufgabenkarten
- eine Spielanleitung
Diese sogenannte Spielanleitung kommt ebenfalls in Form von Karten daher, bei Auslieferung waren diese Karten sortiert, sodass man erst die Anleitung durchliest, bevor man die eigentlichen Aufgaben sieht.
Die Bewegungskarten sind große, quadratische, einfache Pappkarten – mehr ist für die erfolgreiche Jagd auch wirklich nicht notwendig. Die oben Spielsteine genannten Teile sind weiß lackierte Holzsteine mit Aufdruck. Das Spielbrett selber ist wieder ein stabiles Kartonbrett und zeigt ein schachbrettartig gemustertes, 7 × 7 Felder großes Spielfeld. Am Rand sind, wie bei einem europäischen Schachspiel, die Reihen mit Zahlen und die Spalten mit Buchstaben gekennzeichnet.
Das Spiel ist relativ einfach erklärt: als Kammerjäger soll man die Schaben, die sich auf dem Spielfeld versammelt haben, erwischen. Hierzu hat man eine begrenzte Anzahl Bewegungsmöglichkeiten (Bewegung in bestimmte Richtung, drehen) in Form von vorgegebenen Bewegungskarten. Ein Problem kann hierbei sein, dass die Schaben sich selber auch bewegen – und leider stehen dem verantwortungsbewussten Kammerjäger auch noch immer wieder Kisten im Weg.
Die Aufgaben sind nach steigender Schwierigkeit geordnet, auf den Karten kann man die Schwierigkeit an der Farbe erkennen: bei einer grünen Markierung haben sie keinen sonderlich hohen Schwierigkeitsgrad, wie zum Beispiel die Aufgaben des Tutorials, die gelben Aufgaben sind schon etwas knackiger, und bei den rot markierten Aufgaben fängt dann das Gehirn langsam an, wie ein Indianer Rauchzeichen zu geben.
Wenn man die benötigten Spielfiguren wie auf der Karte angegeben aufgestellt hat und sich die Bewegungskarten der entsprechenden Aufgabe ausgesucht hat, geht es los.
Der Kammerjäger (eine Spielfigur, deren Blickrichtung durch einen weißen Pfeil angegeben wird) bewegt sich immer zuerst. Hierfür muss eine Bewegungskarte verwendet werden, die direkt nach der Bewegung aus dem Spiel genommen wird. So verbraucht man für jede einzelne Bewegung eine Karte – und muss auch alle Karten verwenden, um die Aufgabe zu lösen. Wenn der Kammerjäger eine Bewegungskarte zur Fortbewegung benutzt, wird diese zunächst in die gleiche Richtung gelegt wie der Kammerjäger selbst (sprich: die Pfeile der Karte gelten grundsätzlich aus der Sicht des Kammerjägers). Anschließend darf man den Kammerjäger beliebig viele freie Felder in die Richtung des Pfeils ziehen, muss aber stehen bleiben, wenn er vor den Spielfeldrand, eine Kiste oder auf eine Schabe läuft. Schaben, auf die er dabei läuft, werden zertreten bei der Fortbewegung ändert der Kammerjäger seine Blickrichtung aber nicht. Diese Ausrichtung ist nicht nur für die Bewegungsrichtung interessant: er hat einen Staubsauger, mit dem er alle Schaben in seiner Blickrichtung (also in der gleichen Spalte oder Zeile in Pfeilrichtung) aufsaugen kann, wenn sie nicht durch eine Kiste geschützt ist. Um dies zu ändern gibt es Bewegungskarten, die eine Drehung anzeigen, und zwar jeweils entweder eine Vierteldrehung nach links, nach rechts, oder eine Drehung um 180°. Während der Kammerjäger läuft, bleibt der Staubsauger allerdings ausgeschaltet, er schaltet ihn ein, sobald er stehen bleibt und sammelt alle Schaben auf, die sich dann (noch) in seiner Blickrichtung befinden – Schaben hinter ihm dürfen sich in Sicherheit wähnen.
Als nächsten Schritt bewegen sich dann alle noch auf dem Spielfeld befindlichen Schaben, wobei sie, wenn möglich, je ein Feld vorwärts ziehen. Geht dies nicht, weil sich dort eine Kiste, der Spielfeldrand oder der Kammerjäger befindet, dreht sich die Schabe einfach um 180° , ohne sich vorher zu bewegen. Schaben, die durch diese Bewegung in die Gefahrenzone des Staubsaugers geraten, werden ebenfalls mitleidlos aufgesaugt. Schaben können sich übrigens auch auf einem Feld stapeln und behindern sich nicht gegenseitig. Das „Risiko“ ist in einem solchen Fall natürlich immer, dass der Kammerjäger alle Schaben auf einem Feld mit einer einzigen Aktion platt macht, wenn er zum Beispiel dorthin tritt. Auch nach der allerletzten Bewegung des Kammerjägers bewegen sich alle Schaben noch einmal und können vor oder nach ihrer Bewegung aufgesaugt werden.
Wenn der Kammerjäger rechtzeitig alle Schaben vernichtet hat, ist die Aufgabe erfolgreich gelöst, wenn er jedoch ziehen müsste und keine Bewegungskarte mehr zur Verfügung hat, hat es nicht geklappt – und man kann es gerne noch einmal von vorne versuchen.
Bei den Bewegungskarten gibt es zusätzlich noch Karten mit Kisten, mit denen man entweder anstelle einer Kammerjäger-Bewegung eine Kiste vom Spielfeld entfernen darf (diese braucht nicht an den Kammerjäger einzugrenzen) oder auf ein leeres (!) Spielfeld setzen darf. Man kann also nicht mit einer Kiste direkt eine Schabe erschlagen. Auch nach dem aufstellen oder Entfernen einer Kiste kommt es anschließend sofort wieder zu einer Bewegung der Schaben. Und natürlich saugt die ganze Zeit der Staubsauger.
Interessant ist auch die Möglichkeit, eine Bewegungskarte zum „Nichtstun“ zu verwenden, indem man den Kammerjäger gegen eine Kiste oder den Spielfeldrand laufen lässt.
Ohne die Schachtel (und ihren Vermerk des Herausgebers) hätte ich das Spiel ehrlich gesagt bei einem anderen Herausgeber verortet: es erinnerte mich in der Kartenfunktion eher an die Denksport-Spiele von ThinkFun bzw. HCM Kinzel, die ja in der Regel ein ähnliches Kartensystem verwenden (aber die Spielregel nicht auf die Karten setzen) – allerdings sind die Spielsteine hier, weil aus Holz, deutlich wertiger und haptisch angenehmer.
Wie gesagt, die schwierigsten der insgesamt 80 Aufgaben sind schon relativ kompliziert und alles andere als einfach zu lösen. Wer solche Denksport-Aufgaben mag, dürfte das Spiel allerdings sehr mögen – ich möchte es ja auch. Wenn da nur nicht dieses Thema wäre … ;-D
Wie gesagt, die schwierigsten der insgesamt 80 Aufgaben sind schon relativ kompliziert und alles andere als einfach zu lösen. Wer solche Denksport-Aufgaben mag, dürfte das Spiel allerdings sehr mögen – ich möchte es ja auch. Wenn da nur nicht dieses Thema wäre … ;-
Hersteller | moses. Verlag |
Autor | Marco Teubner |
Künstler | Kreatrivbunker |
Spieler | 1 |
Denken | 10 |
Glück | 0 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 16,95 € |
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