Fatal
Es ist nicht zu vermeiden, dass sich manchmal kreative Produkte einen Namen teilen. Es gibt nur soundso viele mögliche Kombinationen von Buchstaben, und wenn die dann auch noch aussprechbar sein
sollen, sind Dopplungen nicht zu vermeiden. In der Regel ist das auch weniger ein Problem, aber wenn man dann einen Namen erwischt, der für einen Teil des Zielpublikums eine schlechte Bedeutung hat, kann es zu einem Problem werden.
So hatte ich den Effekt „ist das dein Ernst? Das werden wir garantiert nicht spielen wollen!“ bei dem Spiel Fatal von Friedemann Friese. Das Problem in diesem Fall: Fatal ist eben nicht nur der Titel dieses Spiels, sondern auch der eines ziemlich berüchtigten https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/TabletopGame/FATAL Rollenspiel-Machwerks (und ja, ich benutze den Begriff Machwerk hier ganz bewusst), das regelmäßig in den Listen der „schlechtesten Rollenspiele aller Zeiten“ genannt wird. Mit diesem Spiel hat das 2F-Fatal allerdings gar nichts zu tun. Auch darf man den gleichnamigen Kartenspiel verwechseln, das 2007 als Luccas Gioco Inedito erschien. Immerhin gehört das Spiel auch in eine Spielereihe, sodass man es auch als „Fast Forward: Fatal“ gelistet finden kann. Und in anderen Ländern heißt es dann wieder anders…
Es könnte auch zu zusätzlicher Verwirrung führen, dass auf der Vorderseite der Schachtel der Begriff „ein Fabelspiel“ zu finden ist, der sich allerdings nicht auf Fabeln bezieht, sondern nur einen Spieltyp bezeichnen soll, der laut Schachtelaufdruck neuartig ist.
in der handlichen, kleinen (ca. 13 cm × 13 cm × 4 cm) Schachtel fanden wir dann auch nur :
- 90 große Spielkarten, ca. 11 cm × 7 cm
- eine große Ziplock-Tüte
Die Karten steckten in einer zusätzlichen Zellophanfolie, die ziemlich eng saß. Mit meiner aktuellen Einschränkung (linksseitig gelähmt, rechtes Handgelenk gebrochen) waren sie nicht leicht aus der Verpackung herauszubekommen. Die Qualität der Karten ist allerdings ganz in Ordnung.
Jetzt wird sich sicher der eine oder andere fragen: Moment mal! Keine Spielregel? Und darauf kann man nur mit einem ganz eindeutigen jein antworten. Es ist ein „Fabelspiel“, und das definiert der Herausgeber so: Die 90 Spielkarten sind durchnummeriert, und müssen vor dem Spielstart neu sortiert werden, wenn ein Spieler dabei ist, der das Spiel noch nicht kennt. Bei Auslieferung waren die Karten allerdings schon sortiert.
Die Regeln findet man dann auf Vorderseiten der Karten, wobei auf der ersten Karte nur steht, dass – beginnend mit dem Startspieler – jeder Spieler eine Karte vom (Nachzieh-) Stapel nimmt und auf die Hand nimmt. Wenn dann jemand die zehnte Karte nimmt, entdeckt man auf der elften und zwölften den Aufdruck: „außer der Reihe: sofort aufdecken und lesen!“ Hiermit werden dann die Spielregeln erweitert: man erfährt, dass man ein Limit von drei Handkarten hat — überzählige Karten muss man offen in die Tischmitte abwerfen — und statt eine verdeckte Karte zu ziehen auch eine bereits abgeworfene Karte an sich nehmen darf. Außerdem wird mit dieser Karte eine Karte „Letzter Spieler“ eingeführt, die ganz einfach offen in die Tischmitte kommt, und mit der man sozusagen die letzte Runde einläuten kann. Schließlich erfährt man, dass es beim Spiel darum geht möglichst viele Punkte zu sammeln. Jede Karte trägt eine große Zahl und ist so viele Punkte wert wie die Karte, außerdem kann man Bonuspunkte sammeln, wenn man zwei oder gar drei Einsen auf der Hand hat – und, wie man im Laufe des weiteren Spiels herausfindet, auch noch für bestimmte andere Kombinationen. Wer glaubt, mit seiner 3-Karten-Hand genug Punkte zu haben (beim ersten Spieledurchlauf schon, wenn sechs Karten in der Tischmitte liegen) legt die Karte „Letzter Spieler“ vor den Spieler zu seiner Rechten, und wenn dieser Spieler an der Reihe war, werden die Hände gewertet. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt die Runde, wer die wenigsten Punkte hat, verliert und muss die nächste Runde beginnen und vorbereiten. Die Handkarten des verlierenden Spielers werden zusammen mit den obersten drei Karten des Nachziehistapels in die Spielschachtel gelegt, die Handkarten der anderen Spieler und die Karten aus der Tischmitte werden gemischt und unter den Nachziehstapel gelegt. Jetzt erhält jeder Spieler drei Karten und es geht weiter. Auch weitere Sonderregeln werden auf diesem Weg über Karten „außer der Reihe“ eingeführt.
Wenn man ein Spiel unterbrechen muss, bevor man den ganzen Stapel durch hat, kann man die Karten in der Plastiktüte zwischenlagern, damit man den Zwischenstand speichern kann.A
Das Spiel erinnert nicht von ungefähr an das in meiner Schulzeit populäre Schwimmen nach einiger Zeit werden die Spieler wahrscheinlich sowieso ähnliche Regeln einführen, sodass man nach einer bestimmten Anzahl verlorener Spiele ausscheidet, und der Sieger einer Spielreihe derjenige ist, der als letzter noch übrig bleibt.
Die Punktewertung der einzelnen Karten ist gleichzeitig komplexer und: es gibt keine Kartenfarben (beim Schwimmen werden immer nur die Karten einer Kartenfarbe gewertet), dafür gibt es mehr Sonderwertungen. Im Endeffekt erscheint mir das Spiel allerdings ähnlich glücksbetont zu sein – und genauso abhängig von entsprechender Planung.
In meiner Testrunde hat das Spiel eine Art „U-Wertung“ mitgemacht: nach anfänglichem Interesse ebbte dieses erst ab. Allerdings hat es einen Art Stammplatz erworben, wenn man mal eben etwas zwischendurch spielen will, beispielsweise weil zwei Spielrunden nicht gleichzeitig fertig werden oder man auf den Essenslieferanten wartet. Auch als Spiele-Aperitif wird es gerne genommen, wenn man auf einen bestimmten Spieler noch wartet.
Wer also Interesse an einem einfachen, leicht zu lernenden und durch die Programmierung im Kartenstapel auch neuen Spielern leicht beizubringenden Spiel hat, sollte sich dieses Spiel sicherlich einmal ansehen.
Produzent | 2F-Spiele |
Autor | Friedemann Friese |
Künstler | Harald Lieske |
Denken | 4 |
Geschicklichkeit | 2 |
Glück | 8 |
Preis ca. | 14,95 € |
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