Sand im Uhrwerk

Stop Press: Rollenspiel Verlag Uhrwerk hat Insolvenz angemeldet

Sicherlich für viele – so auch für mich – überraschend kam heute die Meldung von Uhrwerk, dass der Verlag am 29. Mai beim Amtsgericht in Köln einen Antrag auf Insolvenz eingereicht habe. Das gleiche gilt auch für den, dem Uhrwerk-Verlag angegliederten, Verlag Feder und Schwert GmbH.

Laut dem Text der allgemeinen und wohl auch Pressemeldung kam diese Entwicklung auch für den Verlag, wie man so schön sagt, plötzlich und unverhofft. Über die nächsten Schritte konnte und wollte der Verlag noch keine festen Aussagen treffen, immerhin steht in einem solchen Verfahren als nächster Schritt die Bestellung eines Insolvenzverwalters auf dem Plan, und was der für Maßnahmen zur möglichen Rettung des Verlages noch gutheißt, hängt bekanntlich nicht zuletzt von ebendiesem Insolvenzverwalter ab.

Natürlich darf man, wenn man das Wort Insolvenz hört, nicht vergessen, dass ein wirklich guter Insolvenzverwalter, wenn er denn rechtzeitig bestellt wird, ein Unternehmen auch gegebenenfalls retten kann. Bevor dieser also irgendwelche Schritte einleiten kann, wird er erst einmal das Unternehmen genauer unter die Lupe nehmen müssen – und das betrifft nicht nur Aktiva und Passiva, sondern auch Geschäftsvorgänge, Arbeitsmethoden und Zukunftschancen des Unternehmens. Es ist eben zur Zeit „nur“ eine Insolvenzverwaltung und keine Liquidation! Für die Arbeit erschwerend könnte es sein, falls der Uhrwerk-Verlag tatsächlich, wie auf der Seite Firmenwissen nachzulesen, mit der offiziellen Firmierung als „Patric Götz Spieleverlag“ eine ein-Personen-Gesellschaft wäre, deren Eigentümer auch mit dem Privatvermögen haftet. Eine GmbH,Ug, o. ä. scheint Uhrwerk im Gegensatz zu Feder und Schwert (GmbH) nicht zu sein.

Sicherlich wird sich manchen Kunden die Frage stellen, welche zur Zeit noch offenen Posten durch das Insolvenzverfahren potenziell gefährdet sind. Die schlechte Nachricht vorweg: grundsätzlich kann es natürlich für alle noch offenen Posten passieren, dass sie durch die Insolvenz nicht mehr bedient werden können. Ob und inwieweit aber tatsächlich Posten gefährdet sind, kann man von außen nicht sagen – es ist gut möglich, dass selbst der Insolvenzverwalter hierüber zur Zeit noch überhaupt keine Übersicht hat.

Interessant dürfte es auch für vorgestellte Produkte werden, die noch nicht ausgeliefert wurden. Hier hängt es sicher in erster Linie vom Insolvenzverwalter ab, ob und wie schnell diese Vorbestellungen gegebenenfalls honoriert werden können.

Insbesondere dürfte dies für die noch offenen, nicht ausgelieferten, Kickstarter gelten, von denen Uhrwerk mehrere laufen hat. In der Meldung auf der Webseite schreibt Uhrwerk hierzu:

Den Crowdfundings gilt unsere höchste Priorität. Wir arbeiten daran, sie bestmöglich zu erfüllen oder entsprechend zurückzuerstatten. Wir bitten jedoch um eure Geduld, da wir durch das eingeleitete Verfahren nicht frei wirtschaften können, wird es hier zu einigen Verzögerungen kommen. Bitte habt Verständnis, dass „bestmöglich“ eben nicht „schnell“ bedeutet. Wir werden zeitnah in jedem einzelnen Crowdfunding ein detaillierteres Update zum Stand der Dinge veröffentlichen, da die Lösungen hier sehr unterschiedlich ausfallen können.

Hier gilt natürlich auch zu bedenken, dass die rechtliche Einordnung von Crowdfunding-Projekten (zumindest meines Wissens) noch nicht abschließend geklärt ist. Zwar gibt es viele Stimmen, die den Unterstützern einen ähnlichen Rang einräumen würden wie einem Vorbesteller, es gibt aber auch Stimmen, die einen Unterstützer bestenfalls in der Position eines stillen Teilhaber sehen, dessen Unterstützung Teil der Insolvenzmasse darstellt.

Aktuell dürfte dies Projekte zu So nicht, Schurke, Record of Dragon War, Die Verbotenen Lande sowie auf Englisch Dark Conspiracy betreffen, die zum Teil eigentlich laut ursprünglichen Plan bereits ausgeliefert sein sollten.

Auch wie es mit dem Verbleib verschiedener ausländischer Lizenzen beim Verlag aussieht (wie beispielsweise Achtung! Cthulhu oder Coriolis), wird sich noch herausstellen müssen.

Ich persönlich bin durch die Entwicklung sehr geschockt, und hoffe, dass Patric Götz die Unbillen der aktuellen Lage gut übersteht. Ich drücke ihm auf jeden Fall die Daumen.

(Anmerkung: : wer dem Verlag eventuell etwas Gutes tun will, auch um ein eigenes bevorzugtes System zu unterstützen – wie beispielsweise Fate, Coriolis oder auch Splittermond – kann dies wohl am besten tun, indem er jetzt direkt über den Webshop des Verlages noch Bücher des bevorzugten Systems kauft. Die klassische Empfehlung, beim Rollenspielhändler vor Ort zu kaufen, würde hier eher kontraproduktiv sein: zum einen kostet dies den Verlag die Händlermarge, zum anderen hat der Verlag für die Bücher im Regal des Händlers bereits sein Geld erhalten. Andererseits sollte man den Tipp bedenken, den Uli Lindner im Tanelorn-Forum gab: wer nur ein einzelnes Abenteuer von acht Euro bestellt, unterstützt den Verlag im Endeffekt möglicherweise überhaupt nicht, weil der Ertrag dann von Porto und Verpackung aufgefressen wird (die ja bei einem Einzelprodukt immer ziemlich heftig in die Kalkulation hinein schlagen). Bei PDFs hingegen kommt im Endeffekt fast das gesamte Geld beim Verlag an.

2 comments

  1. Cathy sagt:

    Der vom Uhrwerk geplant Eulen Con findet statt er heißt nur jetzt Niedereihn con https://niederrhein-con.de/ . Es wäre schön wenn viele kommmen und auch Spielrunden anbieten.

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