SL werden ist nicht schwer…

Des Kobolds Handbuch der Spielleitung und Des Kobolds Handbuch für Plots und Kampagnen

Erstverkaufstag

…denn dazu reicht es doch, sich an einen Tisch zu setzen und ein paar Freunde einzuladen, oder auch eine Runde auf einer Convention auszuhängen (das ist dann wohl Level 2), oder…?

Ja, einige denken sicher so. Vermutlich haben wir „alte Hasen“ das auch schon mal gedacht. So – in meinem Fall – vor gut 34 Jahren… was, so alt ist Rollenspiel schon? Ja, ist es, sogar älter, es ist im Prinzip so alt wie ich, und „in Deutsch“ deckt sich meine Timeline in etwa mit der, ich bin „deutsches Rollenspiel-Urgestein“, sozusagen. Und ja, auch bei mir gab’s mal Dungeoncrawls, Slaughterhouses, Monty-Hauls und was nicht alles, aber – aus heutiger Sicht – zum Glück nicht allzu lange.

Ja. Spielleiter quasi von der „ersten Stunde“ an, wobei ich das Glück hatte, in meiner Schulklasse eine recht „nerdige“ Freundesgruppe zu haben… 7 Leute, wovon 4 im Wechsel leiteten, sogar 2 Systeme (DSA und D&D), und es war sogar ein Mädchen dabei, wow, das war seinerzeit „Exotenbonus“…

Davon sind wir mittlerweile seeeehr weit entfernt. Die Rollenspielszene hat sich gewandelt, und das mehrfach, teilweise, weil es auch die Gesellschaft getan hat. Das Hobby ist zwar noch „nerdig“, aber nicht mehr so extrem wie es mal war; gerade die deutsche Szene hat sich von der amerikanischen wegbewegt, und – hey, die „Amis“ haben sogar was gelernt. Aber eins ist nach wie vor so wie es immer war – Spielleiten ist Arbeit, egal ob Oneshots oder Kampagnen, und die Erwartungshaltung der Spieler ist auch nicht gerade geringer geworden.

Warum schreibe ich das… nun… ich habe mir die letzten Tage die PDFs der beiden oben genannten „Kobolds Handbücher“ durchgelesen. Kobold? Nein, kein Staubsauger. Von denen gibt es mittlerweile ein paar mehr, und auf Deutsch gibt es sie jetzt bei Ulisses, und diese beiden just jetzt, wo ihr das hier lesen könnt, gerade pünktlich zur CCXP.

An wen wenden die sich denn? An Newbies im Spielleiterbereich? Ja, hauptsächlich, aber nicht nur. Auch erfahrene Spielleiter können hier noch etwas finden, denn auch für einen SL gilt: man lernt nie aus. Gut – vieles was ich darin fand war mir bekannt. Ja. Mir, mit einem Erfahrungsschatz jenseits der 30 Jahre. Den haben nicht alle, woher denn auch, schließlich habe ich schon geleitet, da waren manche meiner Spieler und auch SL noch Quark im Regal.

Ja, auch „meiner SL“. Ich spiele nämlich genauso gerne wie ich leite, und dementsprechend kommt es auch immer wieder vor, dass neue, unerfahrenere SpielleiterInnen fragen „wie würdest du dieses oder jenes handhaben“. Auf vieles habe ich eine Antwort, die eben auf meinen Erfahrungen beruht. Da ich aber nicht überall sein kann, und vor allem auch keine Antwort die „universell richtige“ ist, ist dieses Sammelsurium von kurzen, knackigen Artikeln aus der Feder diverser alter Hasen nicht nur lesenswert, sondern – gerade für Newbies – sehr nützlich. Vor allem werden auch diverse recht häufige Kritikpunkte angesprochen, die man als SL durchaus zu hören kriegt (und vielleicht aus Betriebsblindheit nicht sieht), wie zB „Railroading“.

Auch sehr informativ – und vielleicht präventiv – Artikel zu Problemen, die auftreten können, es aber vielleicht – zum Glück – noch nicht getan haben… seien es die Ablenkungen (die im Smartphonezeitalter durchaus mehr werden als wir es von früher noch kannten… Ach ja, Telefon mit Wählscheibe und in Ecrü, das waren noch Zeiten…), oder auch der TPK (ich habe allen Ernstes noch keinen solchen geleitet, wobei ich nicht glaube, dass ich da „zu gnädig“ bin, aber wenn denn doch, was dann…?)

Schön sind auch Passagen, die Spielleiter darin bestärken, die Spieler einfach mal „machen zu lassen“. Der „Job“ eines Spielleiters IST stressig, macht aber trotzdem Spaß (sonst würden wirs ja nicht machen, oder?), also kann Flexibilität helfen, auch möglichst viel der „Arbeit“ die man reinsteckt, nutzen zu können. Oder, wie sich mal ein SL bei mir beschwerte, wieso sich unsere Gruppe denn nicht um den vermissten Transport im Osten kümmern wollte, sondern nach Norden reiste… „Ist es besonders wichtig, dass diese Karawane im Osten vermisst wird?“ „ääähh… nein…?“ „Wieso zum Henker lässt du uns nicht einfach im Norden über die stolpern? Ich hab auch schon mal geplant ‚Event X passiert, wenn die Gruppe die nächste Ansiedlung betritt‘ – welche war da scheissegal.“. Ja, so einfach kann das sein. Und so leicht ist man betriebsblind.

Gerade gegen so etwas kann die Lektüre der Artikel sehr gut helfen. Und im Kampagnenband gibt es eine Menge interessante Anregungen, wie man NSCs interessanter machen kann, wie man wiederkehrende Faktoren gut in Szene setzt, wie man die passende Atmosphäre aufbaut…

Hier ein „wertendes“ Fazit zu ziehen ist reichlich schwer. Die enthaltenen Kapitel sind allesamt nützlich, gut formuliert und sicherlich – gerade für Newbies – sehr erhellend. Es ist im Prinzip ein Blick in die Trickkiste der „alten Meister“, die zwar auch nur mit Wasser kochen, aber eben vielleicht die Gradzahl genauer hinbekommen, oder wissen, mit welchem Topf es besser gelingt. Vielleicht ist es die Alternative zum Anruf bei der Spielleiter-Hotline, wenn man versehentlich einem SC einen „Wunsch“ hat zukommen lassen (wer Knights of the Dinner Table kennt weiß, was ich meine).

In diesem Sinne, nutzt die Werke. Ich als Veteran habe da vieles wiedererkannt, was ich „schon ewig so mache“, was aber eben nicht in jedem Einführungsartikel irgendeines Basisbuches so drinsteht. Und das systemunabhängig – sei es nun Pathfinder, Cthulhu, WoD, Dark Heresy, DSA, Arcane Codex, Splittermond oder PP&P. Denn Regel Nummer 1 steht in allen Spielen: Habt Spaß. Und dabei können so ein paar Tipps durchaus helfen.

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