Ulisses auf der CCXP

Produktübersicht

Erstverkaufstag

In den letzten Jahren war die RPC bekanntlich ein Publikums­magnet im Bereich Rollen­spiel, Comic, Computer­spiel und LARP. In diesem Jahr wird sie ersetzt – und geht auf – in Form der CCXP Cologne. Gerne wäre ich dorthin gekommen, habe aber keine Mitfahr­gelegenheit finden können, obwohl ich auf mehreren Online-Foren nach einer solchen gefragt habe. :( Und mit meiner Behinderung sind öffentliche Verkehrsmittel zur Zeit für mich nicht nutzbar, die Wege sind ganz einfach zu weit.

Ob es wirklich so ein großer Verlust ist, wird sich noch herausstellen müssen: einige der ganz großen Verlage, die auf der RPC noch regelmäßig zu finden waren, sind dieses Jahr nicht in Köln zu sehen, allen voran Pegasus. Uhrwerk wird trotzder derzeitigen finanziellen Situation wohl dort sein, und auch Navckter Stashl soll einen Stand dort haben, hörte ich.. Von Ulisses habe ich, wie mir Michael Mingers vorigen Mittwoch auch im Twitch-Stream (TW) versprach (YT), letzten Freitag insgesamt elf neue Produkte als PDF erhalten, die auf der CCXP erstmals erhältlich sein sollen.

Zwei von den Büchern habe ich meinem Mit-Redakteur gegeben, seine Kommentare sollten theoretisch auch heute online kommen. Insgesamt blieben an mir dann zwei DSA-Abenteuer, ein DSA-Roman, drei Bücher, zwei Abenteuer für Tails of Equestria und ein Hintergrundband für Pathfinder hängen. Natürlich hatte ich mit nur einer knappen Woche Zeit die Abenteuer nicht testen können und auch die Bücher nicht so intensiv lesen können wie ich es gerne für eine Rezension getan hätte. Dennoch habe ich einigermaßen eine Übersicht über das, was die Käufer erwartet.

Ponys

Fangen wir mit den zwei Pferde-Abenteuern an.

Da ist zum einen das ein paar Seiten dünnere (55 PDF-Seiten) Urteile nicht nach dem Umschlag. In diesem Abenteuer werden die Ponys in eine Bibliothek geschickt (der Titel spielt auf die englische Redensart an, nach der man ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen soll), die „aus Gründen“ nur alle 100 Jahre für kurze Zeit auftaucht und dann wieder verschwindet.

Bei diesem Ausflug begegnen die Ponys unter anderem auch zwei Büchern namens Beh und Teh, die aus irgendeinem Grund in dieser Bibliothek festsetzen. Ganz im Stile der Zeichentrickserien für Kinder tragen die Bücher auch jeweils ihren Namen als einen Einzelbuchstaben auf den Buchrücken. (Hier gab es einen kleinen Autorenfehler: während Teh auf allen Bildern und auch in der späteren Beschreibung eben ein T trägt, wird in seiner allerersten Beschreibung von einem D gesprochen. Das ist allerdings auch schon der einzige winzige Schönheitsfehler, der mir in den Ponybänden aufgefallen ist.

Das Abenteuer dürfte auch ganz gut zu der offiziellen Zielgruppe der etwas jüngeren Rollenspieler passen. Es verläuft zwar relativ einbahnig, bleibt aber immer der Hintergrundwelt und ihrer Nachricht – Freundschaft ist Magie – verpflichtet. Zwar gibt es eine Stelle, an der die Ponys, vor allem mit etwas Würfelpech, anscheinend in einer bedeutsamen Nebenqueste versagen können, aber allzu groß werden die Tränen hinterher nicht sein: die Autoren haben einen Deus ex machina eingebaut, der am Ende alles wieder zurechtrücken kann.

Mit insgesamt 67 PDF-Seiten ist Spuk in Equestria ein wenig größer. Hintergrund ist ein Halloween-artiger Feiertag, die sogenannte Gruselnacht. Diese ist in ihrer ganzen Art eindeutig an die amerikanischen Gebräuche zu Halloween angelehnt.

Wie es sich für ein „Horror“-Abenteuer (eher Grusel im Sinne der alten Gespoenster Geschichten, aber mit Happy End) gehört, bietet das Abenteuer auch eine Mechanik, um zu messen, wie verängstigt ein Pony eigentlich ist. Sich den eigenen Ängsten zu stellen und diese zu überwinden – und im Finale auch anderen dabei zu helfen (Freundschaft ist ja schließlich Magie) –, steht bei diesem Abenteuer zentral. Es beginnt damit, dass im Rahmen der Feierlichkeiten einige Geister auftauchen, die über ihre neue Umgebung sichtlich ähnlich überrascht sind wie die Ponys über ihr Erscheinen. Die Ursache für diese „Invasion“ gilt es nunmehr zu ermitteln und zu beenden.

Wie ich bereits sagt, stehen beide Abenteuer stark in der Tradition der zugrunde liegenden Zeichentrick-Serie; man kann sogar wichtige Ponysonen aus der Serie treffen. Auch bieten beide Abenteuer nur recht wenig Optionen, den Verlauf der Geschichte abzuändern, aber diese Eisenbahn dürfte bei der intendierten Zielgruppe wohl noch ganz in Ordnung gehen.

Wer für seine Kinder ein nettes Abenteuer sucht – oder auch wer selbst Abenteuer in Equestria erleben möchte –, kann beide Abenteuer ohne Bedenken kaufen.

Drachen

2016 veröffentlichte Ulisses im Rahmen eines Crowdfundings eine Reihe von „Handbüchern des Drachen“. Diese waren so erfolgreich, dass im Jahr 2018 eine Reihe Nachfolgebände unter dem (nicht sonderlich kreativen) Titel „Handbücher des Drachen 2“ ebenfalls als Crowdfunding angeboten wurden – und diese drei Bände sind jetzt erhältlich.

Der Band, der mir am besten gefallen hat, ist der durch das Ehepaar Mháire Stritter und Nicolas Mendrek geschriebene Spielleiterwillkür 2. in diesem sehr launig geschriebenen Band wird die Kreuzbestäubung zwischen verschiedenen Medien beschrieben: anhand der Geschichte einer – natürlich total fiktiven – DSA-PnP-und-LARP-inspirierten Fernsehserie, die vor Vollendung bereits wieder eingestellt wurde (Firefly, ick hör dit trapsen) und einem daraus zur Abrundung entstandenen Fanfilm (noch mehr Parallelen) wird beschrieben, wo man beim bei der Umsetzung von Medien ins Rollenspiel und umgekehrt ins Straucheln kommen kann. Das alles liest sich herrlich locker und augenzwinkernd, und ich habe jedenfalls das Gefühl, auch für zukünftige Unternehmungen meinerseits ebenfalls einige interessante Ideen mitgenommen zu haben.

Leider sind mir aber zwei kleine Fehler aufgefallen: zum einen steht in der Unterschrift zu einem Bild, das in LARP bestimmte Helme mit Beißwolle (sic!) gefüttert seien.. Und einen bösen Fehler gab’s auch im Impressum: die beiden haben anscheinend als Ghostwriter für einen „Heinz Feathery“ (sic!) geschrieben. Ich vermute ja, dass hiermit die megalomane Plüscheule Professor Dr. Dr. Dr. Dr. Heinz Featherly gemeint ist, der ja lange Jahre im Orkenspalter TV Co-Moderator war. ;)

Der zweite Band der Neuerscheinungen Kaufabenteuer verfeinern geht grundsätzlich in eine ähnliche Richtung – hier geht es um das Anpassten von Kaufabenteuern für die eigene Spielrunde. Zwar wesentlich trockener geschrieben, bietet dieses Buch trotzdem dem Spielleiter eine ganze Menge interessanter Inspirationen und Ideen, wie man auch ungewöhnliche Gruppenkonstellationen und ungewöhnliche Abenteuer in die eigene Kampagne einarbeiten kann.

Schließlich gibt es dann noch den Band Essays 2, der den Faden des ersten Essay-Bandes aufnimmt und eine Reihe von kurzen Artikeln zu verschiedenen Themen des Rollenspiels bringt – die Themen sind hier ziemlich weit gestreut: wie kann ich Inspirationen umsetzen, wie kann ich Emotionen ins Spiel einarbeiten, sind Regeln beim narrativen Rollenspiel sinnvoll oder nicht, beeinflussen sich Settings und das Regeldesign und vieles mehr. Sicherlich nicht ganz unkontrovers dürfte der OSR-Artikel Hört doch endlich auf, eure Spieler zu bescheißen! von Moritz Mehlem sein, obwohl ich persönlich erwarte, dass gewissen Kreisen auch Alex Spohrs Artikel zum Thema Crossgender sauer aufstoßen dürfte. Von den insgesamt 14 Artikeln hat mir vor allem noch der Artikel Jasmin Neitzels zum Barbiespiel gefallen und eine Reihe Hintergrundformationen geliefert – und ein wenig traurig wurde ich beim sehr schön geratenen Nachruf von Janina Robben auf den leider viel zu früh von uns gegangenen André Wiesler.

Als Hintergrundinformation und Gedankenanregung, vor allem auch für Spielleiter, sind alle drei Bände wieder hervorragend geeignet.

Augen

Am wenigsten Zeit hatte ich bislang für die Blutnacht, dem ersten Band der Reihe Das Blut der Castesier. Dieser Reihe, die aus insgesamt sechs Bänden bestehen soll, wurde im Frühjahr auf dem Kaiser Raul Konvent zur Überraschung wohl der meisten DSA-ler angekündigt. Wer jetzt an andere *hüstel* Elementare Gewalten*hüstel* Reihen in den DSA-Romanen *hüstel*Galotta*hüstel* denken muss, könnte allerdings vielleicht doch noch einmal verführt werden: Ulisses hat bereits auf dem genannten Konvent gemeldet, die weiteren fünf Romane der Reihe seien bereits im Korrektorat/Lektorat, sodass dem pünktlichen Erscheinen eigentlich nichts mehr im Wege stehe. Erscheinen sollen sie ab jetzt im 2-Monats-Rhythmus.

Was ich bislang von dem Roman lesen konnte, war auf jeden Fall interessant. Nachdem aus einem bislang nicht erwähnten Grund die Familie, deren Namen den Titel der Reihe ziert, in einem Pogrom ausgelöscht wurde, gibt es nur noch drei Mitglieder dieser Familie, die auch voneinander noch nichts wissen. Über das gesamte alte Reich in der Zeit nach Yarum-Horas verteilt müssen sich die drei verschiedensten moralischen und sozialen Dilemmata stellen – vermutlich, um irgendwann das Geheimnis hinter ihrer Familie aufdecken zu können. Jeder der drei hat einen eigenen Erzählstrang, zwischen denen kapitelweise hin und her gesprungen wird, wobei das Mittel des Cliffhangers verwendet wird, um den Leser bei der Stange zu halten.

Was ich bis jetzt gelesen habe, macht auf jeden Fall Lust auf mehr.

Wahrscheinlich schon am längsten bei vereinzelten Interessenten (nämlich bei den Abonnenten des Aventurischen Boden) liegt das neue Heldenwerk Nummer 24 mit dem Titel Das Mädchen und der Menschenfresser. Das Abenteuer passt ohne weiteres in oder auch hinter die Kampagne aus der DSA-Einsteigerbox, spielt in derselben Gegend – und man könnte auch einige der NSC aus der Kampagne hier widerverwursten.

Im Abenteuer ist ein Mädchen im Wald verschwunden. Das Problem: ein Menschenfresser, also ein Oger, wurde im Wald gesichtet. Da die einfachen Bauern sich nicht im Wald trauen, ist es also n den Helden, das Mädchen zu retten. Vielleicht finden Sie ja sogar heraus, weshalb sich das Mädchen trotz der Gefahr in den Wald begeben hat…

Schließlich geht es mit dem Abenteuer Krallenspuren – nein, nicht nach Havena, und es ist auch kein Abenteuer für Die Schwarze Katze – in die Tulamidenlande. Die Bewohner des Ortes Samra leiden den eigenen Angaben nach unter den Flüchen einer Hexe, deren Lehrmeisterin zurzeit nicht vor Ort ist. Irgendetwas scheint auch mit der tatverdächtigen Hexe nicht zu stimmen, denn sie stellt eine relativ ungewöhnliche Forderung, um gegebenenfalls Flüche wieder aufzuheben. Aber: sind wirklich alle Vorfälle das Ergebnis von Hexenflüchen? Hätte eine einzelne Hexe überhaupt Zeit und Gelegenheit, so viele Flüche zu sprechen? Und was ist eigentlich das genaue Ziel, dass die Hexe erreichen will? Immerhin sind die einzigen Flüche, die man direkt auf sie zurückführen kann, eher im Stile von Schwächungen und chronischen Zuständen, aber nichts, was nicht irgendwie wieder umkehrbar wäre. Einige andere Dinge, die Hexe zur Last gelegt werden, dahingegen …

Als Außenseiter/Durchreisende haben die Helden dann natürlich schon eher gute Karten, das Knäuel zu lösen.

Interessant ist, dass im Abenteuer zwar Hexenflüche (und andere Dinge) aus den Regelbänden zur aventurischen Magie benötigt werden, diese aber im Abenteuer dann zumindest insoweit erwähnt und erklärt werden, dass sie vom Spielleiter eingesetzt werden können. Für ein tieferes Verständnis der Ereignisse dürfte allerdings der dritte Band zur Magie sehr nützlich sein.

Schließlich wurde noch das Abenteuer Das Vermächtnis des Nubor für die CCXP angekündigt, in dem der „Metaplot“ der DSA 1-Let’sPlays , die im Rahmen des Kaiser Retro-Crowdfundings entstanden sind, zu einem schrägen und dennoch stimmigen Abschluss geführt werden soll. Das hat mir allerdings noch nicht vorgelegen: abgesehen von Belegexemplaren, die an Beteiligte bereits ausgegeben wurden – zu denen ich nicht gehöre –, sind diese in gedruckter Form laut Plan exklusiv auf der Messe erhältlich (und sollen laut dem oben verlinkten Stream auch über den ebook-Shop erhältlich werden.).

Pfadfinder

Schließlich erscheint noch das Handbuch Diener der Finsternis. Dies ist ein relativ dünnes Heft im Pathfinder-Handbuch-Format (36 PDF-Seiten) zum Thema „böse Organisationen“. Hier werden einige Organisationen mit böser Gesinnung aus der Kampagnenwelt vorgestellt, zusätzlich gibt es aber auch weitergehende Artikel, beispielsweise zu Hintergründen für böse Charaktere, Schutzherren und Motivationen, Gifte und Waffen und mehr, was einem die Möglichkeit geben soll, auch einmal eine böse Heldengruppe zu leiten. Insbesondere wird hier auch ein Augenmerk darauf gelegt, was diese Charaktere fähig macht, in Gruppen zusammenzuarbeiten – auch mit nicht-bösen oder gar guten Charakteren.

So öffnet der Band für interessierte Gruppen auch eine Tür in das Spiel mit einer bösen Heldengruppe.

Bezugsquellen

Ich hatte für diese Rezension der neun Artikel weniger als eine Woche Zeit, sodass ich bitte zu verstehen, dass ich die übliche Übersicht mit Herausgeber, Autoren und Preis leider nicht mehr zusammenstellen konnte. . Links zu den Angeboten bei Amazon – dank Buchpreisbindung zum angegebenen Standardpreis – habe ich schon eingefügt., Links zum Ulisses eBook-Shop kommen, sobald die Bände dort aktiviert werden.

Bei Amazon:

Bei Ulisses eBooks

(Addendum: Ja, mir ist bekannt, dass Ulisses exklusiv auf der CCXP Das Vermächtnis des Nubor verkauft, das dann auch demnächst bei DriveThru zu finden sein soll. Das liegt mir allerdings leider bislang noch nicht vor.)

Eine letzte Frage: besteht Interesse an den üblichen Produktblöcken mit Angaben zu Hersteller, Verlag, Autoren etc? Wenn ja, werde ich auch diese nachreichen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert