Arcane Codex – Drakia
Kann ich das jetzt so einfach sagen…? Ich habe den Eindruck, kein Quellenband irgendeines deutschsprachigen Rollenspiels ist so lange so dringlich erwartet worden wie dieser hier. Drakia. Mittlerweile ist Arcane Codex in der 3rd Edition angekommen, und dann endlich… ich habe es selbst kaum glauben können, denn es hatte schon Routine… man kommt zum Stand von Nackter Stahl, spricht ein wenig mit Saskia über Neuheiten, und die fast obligatorische Frage „Drakia?“ bekam immer ein „Ja, wir arbeiten dran, es ist in der Mache…“. Wir reden hier von Jahren, eigentlich Jahrzehnten. Sehr schwere Geburt, hm?
Aber das Warten hat verdammt noch mal GELOHNT. Ich habe es ja selbst kaum glauben können, da auf der letzten Spiel „Drakia“ auf der Liste der Neuheiten zu sehen. Was also steckt in den 268 Seiten, die die Arcane Codex Spielerschaft schon seit einer gefühlten Ewigkeit unbedingt haben wollte?
Ich habe Arcane Codex ja seinerzeit als einen Dark-Fantasy-Cocktail beschrieben – also man nehme alles, was einem an Fantasy gefällt, ab in den Mixer, dunkle Soße drüber und abdrücken… was erst mal unappetitlich klingt, hat aber Methode und macht entsprechend Spaß. Und Drakia? Nun… man könnte sagen, Drakia ist das „Ravenloft Kreijors“, mal ganz böse gesprochen, aber das umreißt zumindest einmal den Grundtenor dieses Landes, das da schon quasi ewig neben Veruna liegt, und an dem wirklich viele Spieler Interesse haben. Bisher hatten wir ja „nur“ das Material aus den Grundregelwerken, nun wird dieses deutlich erweitert.
Drakias Kultur ist sehr stark an die slawische angelehnt, und stellt sich als eine Art Kreuzung aus Siebenbürgen mit zaristischem Feudalrussland dar. Man gehe jetzt noch davon aus, dass die wenigen wichtigen Adligen allesamt etwas übernatürlich-unheimlich-Übermächtiges (bspw. Vampir, Werwolf,…) sind, die Bevölkerung das irgendwo auch alles weiß, aber sich damit abgefunden hat… es gibt diverse Wesen aus der slawischen Folklore (sehr schön recherchiert), wunderschöne Verarbeitung diverser Legenden und Folklore, dann eben ein wenig in Arcane-Codex-Stil „gedreht“ – ja, es passt eben.
Der Hintergrund Drakias kombiniert auf eine wirklich ansprechende Weise den unheimlichen, bedrohlichen Flair dieses düsteren Reiches mit so manchem Klischee aus klassischen transsylvanischen Vampirromantikgeschichten. Gothic Novel meets Folklore und düsteres Rollenspiel, wo hat sich denn nur Van Helsing versteckt? Balalaika? Check. Große Lagerfeuer? Check. Fachwerkhäuschen? Check. Fahrendes Volk? Heißen Bytani, Check. Sie legen sogar Karten, und das ist ne eigene Magieschule, Doppel-check. Vampire? Sowieso. Baba Yaga? Mitsamt Hütte. Dass der Obervampir auch noch auf einem Drachen reitet war dann irgendwo auch abzusehen.
Ach ja – Schulen. Kosakenvariante der Sturmreiterschule, sehr schön. Vampirjäger. Bärenringer. Sonderregeln zu Lykanthropen und Vampiren, schön ausführlich und individuell als „Baukasten“ zu verwenden. Drachenfaustritter. Die oben erwähnte (mMn gut gelungene) Schule der Kartenzauberei. Einflussreiche NSCs aus den verschiedenen Fürstentümern (zu verstehen als: NSCs mit denen man vielleicht zu tun bekommt, weniger als direkte Gegner weil schlicht zu mächtig). Sehr interessante Hintergründe und politische Verwicklungen. Jedes der einzelnen Fürstentümer hat einerseits seine eigenen Probleme, andererseits aber auch welche mit den Nachbarn… Vlad hat offenbar einen ganz guten Plan, die einzelnen Seiten gut gegeneinander auszuspielen…
4 recht interessante Archetypen (Drachenfaustritter, Drachenjägerin, Vampirjägerin, Bytani-Schicksalsleser), in denen man gut am Beispiel sieht, wie die neuen Regelteile verwendet werden können; viele schöne Grafiken und sehr viele schöne Abenteuerideen, die an passender Stelle immer im gewohnten Stil am Rand auftauchen. Ach ja – Drakisch… es ist schlicht transliteriertes Russisch. Was ja nicht schadet (umso einfacher kann ich es verstehen).
Insgesamt – wow. Ja, es war eine lange Zeit… es war der Running Gag mancher Messe („…wenn Drakia mal erscheint…“). Aber Gratulation an Saskia und Anja, da habt ihr etwas wirklich tolles verfasst. Viele meiner SpielerInnen haben irgendetwas mit Drakia zu tun (sei es die Charakterherkunft, oder irgendein Kontakt dort hin, oder…), von NSCs ganz zu schweigen (eine meiner Haupt-NSCs – und Mentorin diverser Charaktere – ist schließlich da her…)
Von meiner Seite her auf jeden Fall dringende Kaufempfehlung. Der Drakiaband ist der mMn bisher bestgelungene Regionalband für Arcane Codex, weil alles schön schlüssig ist und einen wunderschönen Hintergrund ergibt.
Herausgeber | Nackter Stahl |
Autoren | Saskia Maucher, Anja Eble |
Illustratoren | Keith Thompson, Tobias Mannewitz |
Spieler | RPG |
Denken | RPG |
Geschick | RPG |
Glück | RPG |
Preis | 35 € Papier, 15 € PDF-Download |
Drakia als PDF bei DriveThru
Drakia auf Papier beim Sphärenmeister
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