RPC 2010
Auch dieses Jahr wieder lud die Enjoy Event Marketing GmbH nach Köln zur Role-Playing Convention. Zwar waren es diesmal nur zwei Tage – Samstag 10-20 Uhr und Sonntag 10-18 Uhr – während es voriges Jahr drei Tage gewesen waren, aber angesichts der für manche wohl enttäuschenden Ruhe (manche mochten auch von 'Leere' sprechen) am Freitag war dies nicht ganz unerwartet. Mir persönlich war der Freitag schon ganz gelegen gekommen, um an den klassisch überlaufeneren Ständen anzulaufen, aber es war auch dieses Jahr alles einigermaßen erreichbar.
Die relative Ruhe war allerdings wohl auch zwei anderen Tatsachen zuzuschreiben. Zum einen waren wie auch voríges Jahr die Gänge zwischen den Ständen relativ groß, so dass sich 'Essener Verhältnisse' kaum einstellen konnten. Zum anderen würde es mich auch nicht wundern, wenn einige potentielle Besucher aus größerer Entfernung beschlossen, statt mit der Bahn oder dem Auto zu fahren, lieber ganz zu Hause zu bleiben. Der Flugverkehr war an diesem Wochenende schließlich durch den Ausbruch des Eyjafjallajökull zum Erliegen gekommen.
Diese fehlende Fluganbindung machte sich auch auf den Ständen bemerkbar. So manch ein Gast aus, zum Beispiel, Hamburg oder Berlin, erreichte das Messegelände nur verspätet, da er/sie eigentlich mit dem Flugzeug hatte kommen wollen – gerade für schwerer beladene Workshop-Kandidaten und Co. war die Anreise mit der Bahn schon ziemlich unbequem. Andere verschoben ihre Workshops in den Sonntagvormitteg, um einigermaßen beizeiten wieder im Zug nach Hause sitzen zu können. Zum Beispiel tauschte dtp Publishing die Vorstellung des Drakensang-Add-ons und von Ergo Draconis 2 aus um der Zugsituation Rechnung zu tragen.
News – Drakensang
Beide Spiele sahen in den Demos schon sehr schön aus – und das Tuch wurde auch gehoben, was die Erweiterung der Schauplätze im Drakensang-Add-on betrifft. Wie bereits mehrfach vermutet, hat man auch Gelegenheit, sich ein wenig in Tie’Shianna um zu sehen. Das Add-on soll auch parallel mit einem laufenden Fluss der Zeit spielbar sein – das heisst, dass es Verknüpfungen gibt, um die Questen und Sidequesten aus Phileassons Geheimnis mit der Gruppe aus AFdZ zu spielen und zwischen den beiden Geschichten hin und her zu wechseln. Man kann also die auf dem Fluss liebgewonnenen Begleiter – Forgrimm, Cuanu, Ardo, Fayris/Jaakon – mitnehmen und mit ein, zwei (oder so) neuen Gruppenmitgliedern aus Foggwulfs Schar erweitern. Was man so sah war ziemlich ansprechend, und ich freue mich bereits auf das fertige Produkt.
dtp und ein Stand auf dem Mittelaltermarkt verkauften auch wie angekündigt 'Helles Ferdoker'. Zwar zu gepfefferten Preisen (4,50 Euro pro Flasche), aber schmecken tat das Bier schon. Und angesichts der kleinen Auflage, die nur sinnvoll produziert werden konnte, ist der Preis auch schon irgendwie verständlich. Es wurde davon gesprochen dass dtp sich überlege, eventuell die Produktion auszuweiten, wofür dann aber auch der Preis sinken müsste. Allzu groß wird die Produktion auch dann nicht werden können, so dass man dann wirklich extrem gut kalkulieren müsste, wie viel man nehmen kann… (Meine persönliche Meinung ist: wenn das so produziert werden kann, dass es für 1,50 Euronen zum Beispiel an Converanstalter verkauft werden kann, die es dann zu demselben Preis – oder auch mit kleinem Aufschlag für 2 Euri – auf Cons verkaufen, dürfte das wahrscheinlich sogar einigermaßen akzeptabel sin, was den Preis angeht. Das Bier selber ist ganz angenehm, und wirklich ein 'Helles' – der Hopfenanteil ist deutlich niedriger als bei einem Pils oder Export, was dem Geschmack eine eigene Note verleiht. Mich persönlich erinnerte der Geschmack an Bier, das ich in Ungarn in einer Brauereitaverne getrunken habe.
Neben dem Bier verkaufte dtp auch noch anderes Merchandizing, unter anderem Restbestände des Inrah-Spiels wie es bei der Personal Edition mitgeliefert wurde (ein Vergleichstest gegen das 'offizielle' Inrah-Deck von Ulisses kommt in den nächsten Tagen), T-Shirts mit dem Aufdruck 'Tavernenkönig‘, Ferdoker Bierkrüge, und so weiter. An einem Glücksrad konnte man auch – mit sehr viel Glück – einen MP3-Player gewinnen, der das Drakensang-Logo eingraviert und den Drakensang-Soundrack eingespeichert hatte. Von diesen wurden auch ein paar bei den Vorträgen verlost.
Zum Abschluss des Drakensang-Teils dieses Postings noch eins. Ulisses verkaufte vorab bereits einen Kampagnen-Hintergrundband zum Fluss der Zeit, mit dem man eine Kampagne vor dem Hintergrund leiten kann. Kein Lösungsbuch, und auch kein Abenteuer wie der 'Kult der goldenen Masken‘, sondern wirklich ein Hintergrundband! Auch diesmal vollfarbig, mit vielen Illustrationen aus dem Computerspiel.
News – andere
Ulisses zeigte auch das Einsteigerset zu Space:1889, das später in diesem Jahr erscheinen wird. Dieses Einsteigerset erinnert nicht nur in der Aufmachung an das von Hollow Earth Expeditions. Die neue Ausgabe von Space:1889 wird auch ein komplett anderes Regelset benutzen als frühere Ausgaben; man wird das Ubiquity-Regelwerk verwenden, das beispielsweise auch bei HEX verwendet wird. Auch soll demnächst der zweite Band zum John Sinclair Erzählspiel erscheinen, mit drei Abenteuern, und man konnte sich den Raumhafen Adamant einmal näher ansehen.
Das Science-Fiction-Rollenspiel Nova, das ich zum ersten Mal vor zwei Jahren in Münster auf der RPC gesehen habe, ist mittlerweile abgeschlossen und erschienen, und zwar in Zusammenarbeit mit Prometheus Games. Ein richtig schweres Regelwerk, das ganz nett aussah. 'Mal sehen, ob ich da mehr Material zu erhalten kann.
Pegasus Spiele hatte einige Neuheiten im Gepäck, von denen ich jetzt einmal beispielhaft die Würfelsets zu Shadowrun nennen möchte: Metalldosen mit 12 W6ern, bei denen auf den 5en und 6en neben der Ziffer auch das Shadowrun-Logo steht, während die 1 eine leere Fläche zeigt, so dass man mit einem Blick erkennen kann, wie das Ergebnis aussieht. Der Pegasus-eigene Preis von 9,95 Euro für das Set erscheint vielleicht auf den ersten Blick hoch, aber für perlmuttgeflämmte W6 zahlt man normalerweise auch schon einen Euro oder mehr, so dass ca. 83 Cent pro Würfel (wenn man die Dose als gratis rechnet) wahrlich nicht mehr so teuer wirken dürften…
Eine interessante Demo zeigte Soylent-Games in Zusammenarbeit mit Tellurian: ein Brettspiel, das noch dieses Jahr erschienen soll und das … nunja, man könnte es am besten beschreiben als Frag im Weltraum. Auf einem zweidimensionalen Hexfeld mit Asteroiden und Spawn-/Teleportpunkten spielen die Schiffe 'Lasertag'. Wer als ersten drei Mitspieler gefraggt hat, gewinnt, wobei zwar keine Waffen und sonstige Ausrüstung auf dem Spielfeld auftauchen, das aber über die Spielmechanismen für ein derart leichten und lockeren Spiel erstaunlich viel Vorplanung und raffinierte Tricks erlauben.
Erdenstern kündigte ihre nächste CD mit Rollenspiel-Hintergrundmusik an. Viele Fans wird wohl erfreuen, dass der Titel der neuen CD 'Into the White' sein wird – ein Titel, um den schon seit einiger Zeit auf dem Erdenstern-Forum gebeten wird…
Einer meiner besonderen Lieblinge ist ja bekanntlich Cthulhu (für das ich ja auch auf Rollenspiel-Conventions Support mache). Hier wurde noch einmal bestätigt, dass diesen Sommer noch ein Abenteuer zum neuerschienenen Innsmouth-Band erscheinen soll, sowie der erste Teil der 'Berge des Wahnsinns‘-Kampagne, die in Fankreisen einen beinahe eben großen Ruf genießt wie die Orient-Express-Kampagne. Außerdem hieß es, dass noch dieses Jahr zur Cthulhu-Con (die am selben Wochenende stattfindet wie die FeenCon) die sogenannte Cthulhu-Jahreskampagne starten soll, eine Reihe von fünf inhaltlich zusammenhängenden, aber unabhängig spielbaren Abenteuern in Arkham, New York, Hamburg, Berlin und Wien – zu Arkham und Berlin gibt es ja bereits Hintergrundmaterial, Wien soll noch dieses Jahr erscheinen, das gleiche gilt für die Übersetzung des New-York-Bandes. Und Hamburg – da kann man zumindest zur Zeit noch versuchen, die Cthulhuide Welten 8 aufzutreiben, in denen einige Artikel zu Hamburg in den '20ern stehen. Es wird einen 'Ausweis' geben, in denen man sich die Teilnahme an den Einzelabenteuern quittieren lassen kann. Außerdem soll sich mit den Abenteuern insgesamt ein größeres Bild ergeben, das in den Einzelabenteuern nicht sichtbar wird, so dass man die Abenteuer ohne weiteres in beliebiger Reihenfolge spielen kann.
Die Messe
Wie auch letztes Jahr teilte die Con sich auf über zwei Hallen: eine mit Computerspielen, die andere mit P&P, CoSim, LARP und so weiter. Glücklicherweise war schönes Wetter, weil im (stark erweiterten) Außengelände eine ganze Menge 'Viktualienstände' zu finden waren, Bühnen mit Musik, ein Mittelaltermarkt etc.
Die Preise der Stände, wo es etwas zu essen oder zu trinken gab, waren… ich glaube, 'Messepreise' ist deutlich, ohne dass ich meiner Meinung auf eine Art und Weise Luft machen müsste, die zu rechtlichen Problemen führen würde. Das Preisniveau lag gefühlt nur minimal unter dem vom vorigen Jahr, aber vielleicht war das auch nur das Ergebnis der allgemeinen Inflation im Alltagsleben. Außer dem Ferdoker Hellen (wegen des Sammlereffekts) beschränkte mein Interesse an den auf der Börse angebotenen Lebensmitteln auf einen Blick aufs Preisschild und ein schauderndes Abwenden.
Auch die Eintrittspreise waren wie auch voriges Jahr ziemlich hoch. Im Vorfeld angemeldete Spielleiter für Rollenspielrunden erhielten allerdings freien Eintritt, was für diese oftmals die einzige Möglichkeit war, hineinzukommen. Der Parkplatz (die 'freien' Parkplätze vor dem Messeeingang, die voriges Jahr etwa halb so viel kosteten, waren geschlossen) war mit 8 Euro/Tag deutlich teurer als der in Essen zur Spiel, hatte aber ein Vielfaches an Personal aufzubieten (Essen: idR zwei, drei Mitarbeiter auf einem Parkplatz der Kölner Größe, während in Köln rund 10 Anweiser, Kassierer, Ordner, Aufsichten etc. beschäftigt waren). Man wurde nicht auf den Parkplatz geschickt, wo man sich seinen Stellplatz hätte suchen müssen: man wurde bis in die spezielle Parklücke durchgewunken, was eine Menge Verärgerung verhinderte.
Man hatte wohl vom vorigen Jahr gelernt, was die Platzierung der Seminarräume anging: statt im Gang zwischen PC- und P&P-Halle (wo im Vorjahr der Lärm, aus der PC-Halle doch recht störend gewirkt hatte) befanden die Abtrennungen für die Seminarräume sich dieses Mal in der P&P-Halle, was dem Lärmniveau doch sehr zugute kam. Es gab zwar noch immer eine gewisse Menge Hintergrundgeräusch, aber das war dieses Mal erträglich. Auch der Ansager für Lesungen, der bei Seitenbacher in die Lehre gegangen zu sein schien (‚In Leseraum 2 liest Hansi Müller aus seinem Buch Ich und Du. Hansi Müller liest aus seinem Buch Ich und Du in Leseraum 2. Aus seinem Buch Ich und Du liest in Leseraum 2 Hansi Müller' als eine Ansage) war dieses Jahr nicht zu hören.
A propos Lärm: am Samstag bin ich zwei, dreimal kurz durch die PC-Halle gegangen, und wurde vom Lärm fast erschlagen – er erschien mir heftiger als im Vorjahr. Mein Verdacht, dass mein voranschreitendes Alter dafür verantwortlich sein könnte, wurde am Sonntag allerdings erschüttert, als ich eine dreiviertel Stunde am Stück zu einem Vortrag auf der Bühne von buffed.de in der PC-Halle war, und es – auch verglichen mit Samstag – überraschend ruhig war.
Ein wenig hatte man dieses Jahr auch das Gefühl, dass der (sicherlich auch so gewollte) Synergie-Effekt zwischen P&P- und Computer-Rollenspiel dieses Jahr stärker ausgeprägt war als 2009. Man sah jedenfalls mehr Leute, die rein optisch eher in der anderen halle zuhause schienen, durch die Gänge schlendern und sich für das 'andere' Hobby interessieren. Dieser Crossover-Effekt ist meiner Meinung nach immer noch das stärkste Argument für die RPC: wo sonst erhält der Computer-Spieler eine so gute Chance, sich ins P&P vorzutasten und umgekehrt?
Grundsätzlich war die Orga hervorragend aufgestellt, die größten gemerkten Stolperdrähte waren externe Einflüsse, die man nicht beeinflussen oder vorhersehen konnte (Eyjafjallajökull…). Wer es sich finanziell leisten kann (und über die 'Freikarten für Spielleiter‘-Aktion gibt es auch Optionen für die, die es finanziell nicht können), sollte sie nächstes Jahr auf jeden Fall nicht verpassen.