Carnival
Ein Carnival kann verschiedenes sein – eine der möglichen Übersetzungen ist tatsächlich Karneval (Helau, Alaaf). Dann gibt es den traveling carnival, was im Endeffekt auf eine reisende Kirmes hinausläuft – wobei hier bei uns die einzelnen Attraktionen in getrenntem Besitz sind und eigene Pläne haben, auf welchen Kirmes-Veranstaltungen sie auftauchen. In den USA hingegen sind die Attraktionen eines traveling carnival meist in der Hand einer einzelnen Gesellschaft, die im Laufe des Jahres durch die Lande zieht. Und dann gibt es noch die festen carnivals, was in Europa am ehesten durch Freizeit- und Themenparks widergespiegelt wird. Dieser Vorspann ist notwendig, weil der traveling carnival als Gesamtinstitution hierzulande unbekannt ist, aber die Basis darstellt für das Spiel Carnival von Dice Hate Me.
Jeder der Mitspieler versucht, einen neuen Carnival aufzubauen, mit den nötigen Fahrgeschäften. Hierbei kann man den Mitspielern auch den einen oder anderen Streich spielen – aber wichtig ist vor allem, dass man seinen eigenen Aufbau vorantreibt und Glück hat…..Wenn man die Schachtel öffnet, findet man
- 80 Teilekarten (je 20 mal Reklamebanner, Beleuchtung, Sitze und Material)
- 20 Basiskarten (je viermal Autoscooter, Karussell, Riesenrad, Achterbahn, Kettenkarussell)
- 6 Jokerkarten
- 4 Referenzkarten
- 1 Übersichtstableau
- 12 Tickets
- 3 Würfel
Die Tickets sitzen in Stanzbögen, aus denen sie sich sehr leicht herauslösen lassen. Die Karten haben deutliche Leinenstruktur, die Würfel sind einfache Holzwürfel. Die Spielregel kann auch von der Webseite des Spiels heruntergeladen werden.
Jeder Spieler erhält eine Jokerkarte und ein Set Basiskarten sowie drei Tickets. Die übrigen Joker- und Teilekarten werden gemischt, jeder Spieler erhält 5 Karten auf die Hand. Außerdem werden ein paar der Karten vom Nachziehstapel als Abwurfstapel ausgelegt.
Zu Beginn eines Zuges wird zunächst der Abwurfstapel durch umdrehen einer Karte vom Nachziehstapel gebildet, wenn er nicht sowieso schon vorhanden ist. Dann muss der Spieler seine Hand gegebenenfalls auf sechs Handkarten reduzieren.
Im nächsten Schritt hat man die Wahl: Entweder legt man einen Joker von der Hand oder aus den bereits gebauten Attraktionen und eine beliebige Anzahl weiterer Handkarten ab und zieht dann genauso viele Karten neu wie man soeben abgelegt hat, oder man würfelt mit den drei Würfeln. Von diesen muss man dann zwei als Aktionen zuweisen, wofür man das Übersichtstableau verwendet.
Für eine 1 darf man eine Karte vom Nachzugstapel ziehen. Für eine 2 nimmt man die oberste Karte des Nachzugstapels. Bei einer 3 zieht man eine Karte aus der Hand eines Mitspielers. Bei einer 4 zieht man ebenfalls eine Handkarte eines Mitspielers, muss ihm dann aber eine frei gewählte Karte zurückgeben. Mit einer 5 kann man ein bereits verbautes Teil bei einem Mitspieler gegen ein eigenes verbautes Teil tauschen; beide Teile müssen auch wieder eingebaut werden können. Bei einer sechs klaut man einem Gegner eine eingebaute Karte und muss dafür eine eigene Handkarte abwerfen. Erschwert wird die Planung der Aktionen ein klein wenig dadurch, dass erst beide Aktionen zugeteilt werden müssen, bevor eine Karte gezogen werden kann. Außerdem gibt es die Komplikation, dass man, wenn man drei gleiche Zahlen würfelt, auch alle drei Aktionen durchführen muss.
Nachdem die Kartenhand so angepasst wurde, darf man beginnen, ein Fahrgeschäft zu bauen, indem man mindestens zwei Teile des Geschäftes (und von diesen wiederum höchstens einen Joker) an die Basiskarte legt. Man darf auch, zusätzlich oder ersatzweise, ein bereits begonnenes Fahrgeschäft mit den entsprechenden Karten erweitern. Wenn alle vier Teile zusammen sind, ist die Attraktion komplett. Wenn es eine natürliche Sammlung ist – also kein einziger Joker dabei – darf man das Fahrgeschäft umdrehen, es kann nicht mehr durch Wegnehmen von Karten zerstört werden. Außerdem erhält man, wenn man nicht sowieso noch drei hat, ein Ticket zusätzlich.
Was kann man mit diesen Tickets machen? Man kann sie im eigenen Zug verwenden, um zu einem Würfel einen Punkt hinzuzuzählen oder ab zu ziehen. Man kann sie auch verwenden, um alle drei Würfel noch einmal zu würfeln. In jedem eigenen Zug darf man allerdings nur ein einziges Ticker hierfür verwenden. Auch kann man ein Ticket verwenden, um einen Mitspieler, der eine bestimmte Würfelaktion ausführen will, daran zu hindern.
Es gewinnt, wer zuerst vier der fünf Fahrgeschäfte komplett hat. Für ein kürzeres (längeres) Spiel kann man auch auf drei (fünf) Fahrgeschäfte spielen. Auch gibt es auf der Webseite des Spiels (s.o.) noch ein paar zusätzliche Varianten und Optionen.
Man kann zwar über die Würfelaktionen und mit den Tickets den Mitspielern ein wenig lästig fallen, aber das Spiel ist sehr stark glücksbetont. Wer nicht die richtigen Zahlen würfelt und nicht die richtigen Karten zieht, hat keine Chance. Die eigenen Einflussmöglichkeiten sind sehr begrenzt.
Daher ist das Spiel vor allem eines für Gelegenheitsspieler, und es hat auch ein wenig von einem Spiel für die Kneipe. Allerdings dauert eine Partie mit ca. 15-20 Minuten ein klein wenig lange, um eine Runde auszuspielen. Vom Stil her wäre es aber ein klasse Kneipenspiel.
Hersteller |
Dice Hate Me |
Autoren |
Cherilyn Joy Lee Kirkman und Christopher Kirkman |
Spieler |
2-4 |
Denken |
4 |
Glück |
8 |
Geschicklichkeit |
0 |
Preis ca. |
20 US-$ |
Anm.: Wer um diese Zeit noch ein Weihnachtsgeschenk sucht und es übers Internet erwerben will, wird es mit ziemlicher Sicherheit zu spät erhalten. Daher werden wir ab sofort auch wieder Spiele rezensieren, die man beim Hersteller bestellen muss, auch wenn dieser in den USA oder Ostasien zu finden ist – in den letzten Tagen haben wir uns bewusst auf Spiele konzentriert, die man auch kurzfristig erwerben kann.