G X B
Wenn man Anime über Japanische Schulen sieht, könnte man versucht sein zu glauben, dass der größte Teil der Schulzeit in Japan darin bsteht, dass die Schüler auf Verabredungen gehen und die Schule selber eigentlich eine unwichtige Nebenerscheinung ist. Dass das nicht so ist, hat Atarashi Games mit Panty Explosion bewiesen, das einen wohl einzigartigen Mechanismus aufweist, was die Erzählung von Erfolgen und Misserfolgen angeht. Aber Atarashi Games bietet auch dem Fan von romantischen Anime und Dating Sims etwas: das (Rollen-)Spiel G X B (Girl X Boy).
G X B ist für vier Spieler entworfen, auch wenn mehr Teilnehmer möglich sind. Die Spieler haben verschiedene Rangstufen, was ihre Bedeutung für das Spiel angeht, wobei einer der Teilnehmer die 'wichtigste' Rolle hat, die drei anderen nachrangig sind (aber immer noch wichtiger als eventuell hinzukommende andere Rollen/Spieler).
Kleine Anmerkung vorweg: ich benutze im folgenden den Begriff 'Date‘, weil der Begriff nicht so speziell ist wie 'Rendezvous‘: ein 'Date' ist prinzipiell jede Verabredung, egal wie 'ernst' die Absichten sind. Ob sich etwas mehr daraus entwickelt, ist mit dem Begriff 'Date' noch nicht vorgegeben, und prinzipiell gibt es auch 'Dates' ganz ohne Hintergedanken. Aber zurück zu den Problemen Momokos.
Das ganze ist ein einzelnes Buch mit 20 Seiten – vermutlich: ich schreibe diese Rezension an Hand einer PDF-Datei :) Außerdem wird noch ein Kartenspiel benötigt.
Das Lay-out erinnert stark an das von Panty Expolosion – ein Schulheft mit Ringbindung und Linien, große Schrift, Illustrationen im Manga-Stil. Die Illustrationen von Heather Arlington treffen den Stil sehr gut. Es gibt auch für die Charaktere Spickzettel (Cheat Sheets), mit denen man auch zu Beginn auslosen kann, wer welche Rolle übernimmt.
Im Endeffekt geht es um eine Schülerin mit Namen Momoko, die gerade in Atarashi High angekommen ist. Laut Beschreibung ist sie schüchtern und unsicher, aber fleißig. Drei Mitschüler sollen ein Date mit ihr haben, und Momoko und die drei Mitschüler spielen diese drei (getrennten!) Dates aus.
Damit ist auch schon die o.g. Rangfolge festgelegt: der Spieler Momokos hat die 'Hauptrolle‘, die Spieler der drei Mitschüler sind 'wichtige Nebenrollen‘, und alle anderen Teilnehmer spielen die Statisten.
Die genannten drei Mitschüler sind schon ein ziemlich bunter Haufen: Takemichi ist ein sehr schlauer Schüler, Ichigo ein Unruhestifter – der aber berüchtigt ist, dass er Mitschüler, die andere einschüchtern, nicht leiden kann und dies auch handfest deutlich macht. Risa schließlich ist Klassensprecherin und populär. Diese drei sind die potentiellen Freunde.
Ja, Risa ist eine Schülerin. Wer schon einmal eine 'Dating Sim' japanischer Herkunft gesehen hat, sollte hierüber nicht allzu überrascht sein. Außerdem: wie explizit es wird, ist immer noch den Spielern selbst überlassen – und wenn das Ziel eben ist, dass Momoko einfach nur eine 'beste Freundin' hat, ist das ja auch nicht schlecht, oder?
Die Planung des Dates obliegt natürlich wie in Japan üblich Takemichi, Ichigo und Risa – ersteren, weil sie Jungs sind, Risa, weil sie sich vor Ort auskennt und Momoko neu auf Atarashi High ist. Sprich: die Spieler der drei müssen sich Gedanken machen, was sie Momoko vorschlagen.
Jedes Date besteht aus drei Szenen, die meist auch getrennte Aktivitäten darstellen. In jeder der Szenen können die übrigen Mitspieler eingreifen und kleinewre Hindernisse und Umstände einbauen – sei es, dass man Ichigo eine Gelegenheit gibt, zu beweisen, wie sehr er Möchtegern-Tyrannen hasst, sei es, dass man Takemichi die Probleme eines superintelligenten Schülers auskosten lässt, oder was auch immer. Im freien Rollenspiel (ohne Würfel) werden die Szenen ausgespieltz, und enden mit einem 'Dilemma‘: eine eher emotionale Reaktion, die Momoko eher peinlich sein könnte, aber auch ihre Beziehung zu ihrem Mitschüler vertiefen könnte, oder eine 'Abwehrhaltung‘, die auch den Mitschüler abweist.
Wenn während der Szenen der Mitschüler etwas tut, was Momokos Spieler gut findet, gibt dieser ersterem verdeckt eine Karte vom (gut gemischten) Kartenstapel – auch der Mitschüler-Spieler sieht sie sich zunächst einmal nicht an. In der Entscheidung am Ende einer Szene geht es dann um etwas mehr: drei Karten für den MItschüler, oder ihm wird eine Karte wieder weggenommen. Nach dem Date sieht er sich die Karten an, und erhält einen Punkt für jedes Herz (das Ergebnis bleibt aber noch geheim). Anschließend kommt der nächste Mitschüler an die Reihe.
Wer nach den drei Dates die meisten Herzen vereinigen konnte, hat 'gewonnen' – Momoko ist in Zukunft mehr mit diesem Charakter zusammen. Es sei denn, der Spieler mit den zweitmeisten Herzen verlangt eine neue Runde – dies kann jeder Spieler aber nur ein einziges Mal tun, und wenn ein Spieler sechs Herzen sammeln konnte, ist das Spiel sowieso vorbei.
Obwohl der 'Punktemechanismus' mit den Spielkarten, von denen dann nur ein Teil tatsächlich in klingende Punkte umgewandelt werden, auf den ersten Blick 'ungerecht' erscheint, erweist er sich in der Praxis als brauchbar, weil irgendwie doch eine gute Simulation der Realität: nicht alles, was man tut, fällt auf gleichermaßen fruchtbaren Boden. Dadurch, dass Momoko Karten gibt, gibt der Spieler zu erkennen, was ihm gefällt – ob es dann in der Endabrechnung zählt, kann man aber nur im Nachhinein sagen. Es ist auch sinnvoll, tatsächlich die Kasrten einzusammeln und wiederzuverwenden: dadurch, dass der erste Spieler weiss, wie viele Punkte er zum 'Sieg' benötigt, kann er den Vorteil der späteren Spieler, die bereits wissen, wofür Mamoko Karten vergeben hat, ein wenig ausgleichen.
Das Spiel ist ein wenig ungewöhnlich. Ist es ein Rollenspiel? Nur bedingt, mir fehlen einige wesentliche Bestandteile eines Rollenspiels (z.B. die Charakterentwicklung). Auch für ein One-Shot wäre es ein eher ungewöhnliches System, was auch am Thema liegen könnte. Aber auch hierbei stört, dass die drei Co-Stars jeweils nur ein Drittel der Zeit dabei sind. Als Gesellschaftsspiel kann ich es aber auch nicht bezeichnen, dafür ist es wiederum zu sehr Rollenspiel-artig. Partyspiel fällt sowieso aus, weil es eigentlich nur für vier Personen gedacht ist. Vielleicht könnte man es am besten als Dating-Sim bezeichnen.
Was auch immer G X B sein mag, eins ist es: es ist einmal etwas ganz anderes, und es ist überraschend nett, wenn man sich auf die Prämissen und Tropen des Genres einlässt. Wenn man das nicht kann, kann das Spiel allerdings auch eher peinlich werden. Ein Spiel für einen begrenzten Abnehmerkreis – der aber an dem Spiel dann seine helle Freude haben wird.
Ein Tipp noch: im Rahmen des Free RPG Day bieten Atarashi Games und Cel*Style eine Gratis-Ausgabe des Regelheftes (nicht des PDF, sondern das gedruckte Werk) als Dreingabe an, wenn man Freitag bis Sonntag ein anderes Atarashi-Produkt (Cannibal Contagion, Classroom Deathmatch, Tulip Academy, Panty Explosion Perfect, Anima Prime oder ein Panty Explosion T-Shirt) kauft. Panty Explosion Perfect ist übrigens die 2. Edition von Panty Explosion mit stark veränderten Regeln…
Hersteller
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Autor
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Jake Richmond
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Spieler
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RPG
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Denken
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n/a
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Glück
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n/a
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Geschicklichkeit
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n/a
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Preis ca.
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€ 7,66 bei Cel*Style
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