SPIEL ’19 Tag 0 – Vorglühen
Der „nullte“ Tag, auch Pressetag genannt, hat ja nun mittlerweile
Tradition. Umso schöner, dass sich doch etwas ändert. Gewohnt
souverän moderierte Dominique Metzler die Pressekonferenz, aber
diesmal erfrischend anders „sortiert“ – ein Kommentar zur
Trendentwicklung (namentlich zum anspruchsvolleren Spiel der – auch
von uns so wahrgenommenen – neuerdings am meisten Zulauf
erhaltenden Zielgruppe der jungen Erwachsenen) ist für uns
Presseleute doch weit interessanter als einzelne Spiele, die wir dann
ja ohnehin auf der Neuheitenschau gezeigt bekommen.
Innovativ auch der Gewinner des Innovationspreises – „Ab durch die
Mauer“ von Zoch verwies völlig zurecht die Mitbewerber auf die
Plätze, hier versuchen sich bis zu vier magnetisierte Gespenster zu
kostümieren, während die Burg sich munter dreht. Das Spiel macht
reichlich Spaß, geht schnell und spricht sowohl Kinder wie auch
Erwachsene an – und ist so weder so recht als Kinder- noch als
Erwachsenenspiel einzuordnen. Macht nix – Spaß macht es so oder
so. Weitere Innovation bei Zoch – es gab Gulaschsuppe anstatt der
schon fast erwarteten Weißwürste, was mehrheitlich begrüßt wurde,
Essen liegt nun mal nicht in Bayern. Auf jeden Fall machten auch die
sonstigen Neuheiten bei Zoch einen sehr interessanten Eindruck.
Weniger neu – die üblichen Rekorde. Die Messe sprengt wieder mal
den eigenen Rekord, diesmal mit rund 1500 Anbietern aus allen Ecken
und Enden der Welt. Neu ist der Iran-Pavillon, dessen Teilnehmer mit
reichlich viel bürokratischem Unsinn in Bezug auf Reisegenehmigungen
und auch Spediteure zu kämpfen hatten – wie sich herausstellte,
hatten die Spediteure von amerikanischer Seite eher unfreundliche
Winke mit dem Zaunpfahl bekommen – sagt mal, geht’s noch?
Glücklicherweise haben es doch drei Verlage geschafft,und einer –
Reality Games – stellte mir auch gleich seine beiden Neuheiten vor,
die beide interessant aussehen und vor allem mit hochwertigem
Material aufwarten. Das eine erinnert von der Thematik an Citadels,
hat aber einen Bluff-Faktor und dadurch einen höheren Anspruch, im
anderen (Zar, hat aber nichts mit dem russischen Adelstitel zu tun,
sondern meint Exorzismus), versuchen bis zu 6 Spieler einen Dämon in
einem verfluchten Haus zu bekämpfen.
„Here be Dragons“ vermeldet Todys Design (4 K102). Das Spiel
kommt aus Schweden, ist gerade frisch gekickstartert und kann am
Stand ausprobiert werden.Es geht um eine Art Quest, in der bis zu 6
Spieler ein Land erkunden und mitseinen Kreaturen konfrontiert werden
– die Miniaturen machen einen detaillierten Eindruck.
In Korea spielt man neuerdings mit Schwarzlicht – die Spielkarten
haben nämlich auch Texte, die nur unter selbigen sichtbar sind,
dementsprechend ist das Timing wichtig. Zu finden ist der Verlag
Parallax in Halle 6, N104.
Mantikor (6 L103) hat diesmal unter anderem „Somorra“ am Start –
Spielbuch in einem sehr düsteren Setting, Sin City in noch böser,
und eine Portion Masochismus beim Leser ist durchaus praktisch.
Bizarr, schräg, definitiv kein „Kinderkram“, aber schöne
Plotline.
Mit sehr detaillierten Miniaturen wartet „Dice upon a time“ von
Korona Games aus Ungarn (4 H115) auf – man übernimmt die Rolle
einer Grimm’schen Märchenfigur, und dann… gehen die Probleme auch
schon los.
Keep Exploring (5 A121) aus den Niederlanden bietet mit „Alte
Meister“ eine überarbeitete Wiederauflage an – die Spieler
versuchen in der Rolle der entsprechenden Künstler wertvolle Gemälde
zu erstellen, wozu natürlich Farbe, Misch- und Maltechnik nötig
ist.
GenX (4 F111) aus Spanien hat drei neue Titel am Start – einerseits
dürfen sich bis zu vier Alien-Queens gegenseitig bekriegen,
andererseits gibt es eine Art Royal Rumble klassischer japanischer
Filmmonster, und beim dritten geht es um den Ring der Nibelungen.
HABA (3 F102) Hat dieses Jahr mit „Miyabi“ mal wieder ein Spiel
dabei, das „auch Erwachsenen“ gefallen dürfte – es geht ums
taktische Zusammenstellen eines japanischen Gartens, das Material
macht einen sehr ansprechenden Eindruck.
Steeped Games (5 D122) aus Kanada bietet mit „Chai“ ein Spiel an,
in dem die Spieler Teesorten samt Aromen zusammenstellen.
Steffen-Spiele (3 G109) hat wieder zwei schöne kleine Neuheiten im
Programm: Bei Kaito versuchen zwei Samurai sich gegenseitig die
Ausrüstung abzujagen, bei Teufelskreis können bis zu 4 Spieler ihr
Erinnerungs- Und Konzentrationsvermögen unter Beweis stellen.
Clever Unicorn (5 K119) kommen von der Isle of Man und stellen mit
„Weird Alchemy“ ein Kartenspiel vor, in dem es darum geht, den
Gegner unangenehme Karten unterzujubeln.
Game Brewer (4 F106) bietet mit Fuji Koro eine japanische Thematik –
aber das Bier kommt nach wie vor aus Belgien, und kommt aus dem
Zapfhahn.
Und mit „Maji“ gibt es bei Spieltrieb (2 C148) eine Neuheit, bei
der sich zwei Spieler am Brunnenbau in Afrika versuchen –
kurzweilig, schnell und einfach erklärt, am besten einfach
ausprobieren, der Autor dürfte größtenteils vor Ort sein.
Allgemeine Thementrends… eher weniger, ich habe ein wenig das
Gefühl, es gibt vieles mit „Monster“thematik, mal nicht im Sinne
von irgendwelchen Zombies, sondern wirklich „große Viecher“;
außerdem scheint japanische Thematik gerade wieder „in“ zu sein
– freut mich natürlich.
So… und nun geht langsam zur Bahn… man sieht sich auf der Spiel
oder liest sich beim nächsten Messetagsreport.