Verschwörung in Ferdok
Jaja, ich weiß, eigentlich bespreche ich hier keine Computerspiele. Aber bei Drakensang werde ich, wegen der großen Nähe zum Pen-and-Paper-Rollenspiel das Schwarze Auge, denn doch eine Ausnahme machen. Und zu Drakensang gehört auch das Browserspiel Verschwörung in Ferdok, das seit gestern abend on-line zu spielen ist.
Dieses Spiel wird von Chromatrix angeboten, und die Story stammt aus den Federn von Dr. Stefan Blanck und Anton Weste. Wem jetzt die Ohren klingeln, hat Recht. Anton Weste dürfte auch den eingefleischten P&Per als DSA-Autor bekannt sein, Dr. Stefan Blanck als Co-Autor des Abenteuers Im Dschungel von Kun-Kau-Peh sowie als Autor einiger Handy-Abenteuer. Dr. Stefan Blanck ist auch Geschäftsführer von Chromatrix, die vor wenigen Jahren eine ganze Reihe Handy-Abenteuer herausgebracht haben.
Was ist ein Browserspiel? In erster Linie ist es ein Spiel, das man im Webbrowser spielt – es sollte hierbei keinen Unterschied machen, ob man Safari, Firefox, Opera, den Internet Exploder ( ;-) ) oder ein anderes Produkt nutzt. Allerdings unterscheidet es sich von den 'bekannteren' Browserspielen wir zumn Beispiel KnightFight doch gewaltig. Während man zum Beispiel bei KnightFight zwischen zwei Aktionen immer eine lange Wartezeit hat, geht hier die Geschichte schnell weiter, eher wie ein Soloabenteur, nur eben nicht auf toten Bäumen sondern in Elektronen.
Das Abenteuer erinnert, nicht nur von der Art, stark an die alten Chromatrix-Handyspiele für DSA.
Kleine Randbemerkung: die Browserspiele, von denen es insgesamt 14 Stück gab, wurden vor einiger Zeit eingestellt, und im Juli 2007 wurde plötzlich und ohne Vorankündigung – allerdings auch für Chromatrix überraschend – der Server abgeschaltet, auf denen man seine Spielstände speichern konnte. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass hier eine Fortsetzung der nicht erfolglosen Reihe gestartet werden soll.
Die Ähnlichkeiten der Handyspiele mit der Verschwörung sind vielfältig. Man hat die Wahl aus einer Reihe "Archetypen“, die sicherlich nicht alle für jedes Abenteuer gleich gut geeignet sind. Man erhält für bestandene Proben und erlebte Abenteuerabschnitte Abenteuerpunkte, mit denen man wie bei DSA4 Fertigkeitswerte steigern kann, benötigt aber anders als beim P&P keine Zeit und hat auch keine finanziellen Ausgaben für das Steigern.
Auch optisch erinnert das Spiel stark an die Handyspiele, allerdings hat man hier immer den Charakterschirm neben dem Textschirm offen, was auf dem Handy wegen des Platzes auf dem Display ja nicht ging.
Diese Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr. Lt. Aussagen von Dr. Blanck ist geplant, in der nächsten Zeit die alten Handyspiele auf die neue Plattform umzuste.llen. Ob und inwieweit Leute, die damals die Handyspiele gekauft hatten (und diese nicht mehr spielen können, da der Server, wie gesagt, nicht mehr existiert) hier eine Vergünstigung erhalten können, ist noch nicht deutlich. Hiernach gefragt, meinte Dr. Blanck, man überlege es noch, müsse das aber noch genau untersuchen.
Die Umsetzung der DSA-Regeln ist grundsätzlich gut gelungen, in der normalen Einstellung sieht man, wie die Proben gewürfelt werden, so dass man auch versteht, wieso die eine Probe gelang und die andere nicht.
Allerdings hatte ich das Gefühl, dass das Java-Programm die Proben günstiger würfelte als damals die Handy-Programme. Ich habe zwar selber nie ein Handy besessen, auf dem man diese Solos hätte spielen können, aber ich hatte ein paar mal die Gelegenheit. sie bei einem Bekannten auszuprobieren. Verglichen mit damals hatte ich einfach das Gefühl, dass die Proben leichter von der Hand gingen.
Über das Abenteuer kann man nicht allzuviel sagen ohne zu spoilern. Man kommt nach Ferdok und wird in Auseinandersetzungen zwischen den Handelshäusern Stoerrebrandt und Neisbeck (in Ferdok selbst ansässig) hineingezogen. Ob und wie man sich aus der Affäre zieht, ist einem selbst überlassen, aber es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich unbeliebt zu machen, und man wird manches Mal froh sein, dass das Spiel automatisch bestimmte Zwischenstände speichert.
Am Ende des Abenteuers werden – wenn man es denn überlebt – auch noch eine Reihe Fragen offen sein, die zum Teil im zweiten Teil Todespfad, zum Teil dann auch in Drakensang beantwortet werden sollen. Gerade die Auseinandersetzung zwischen den Handelshäusern ist in Drakensang ein wichtiges Thema.
Todespfad ist übrigens auch bereits erhältlich, man kann es für 3,99 Euro erwerben (und hoffen, dass der Server nicht wieder so plötzlich ausgeschaltet wird – aber jetzt ist er ja unter der direkten Kontrolle von Chromatrix, die den Bestand mindestens bis zum 30.7.2011 garantieren – auch nicht sonderlich lange)
Wer das Abenteuer spielt, sollte sich darauf einstellen, dass es sehr kurz ist – ein ausgewachsenes Handy-Abenteuer war schon deutlich größer. Man sollte aber aufpassen: Man kann insgesamt nur 5 Helden erstellen, die AGB deuten an, dass man mit dem Erwerb weiterer Spiele evtl. auch mehr Helden haben kann. Außerdem kann ein Held, der ein Abenteuer einmal abgeschlossen hat, dieses nicht noch einmal starten oder einen gespeicherten Zwischenstand laden, was bei manchen 'Sudden Death‘-Enden schon überraschend sein kann. Und schließlich kann man auch immer nur einen einzigen Helden aktiv haben, und den auch nur in einem Abenteuer. Wenn man mit einem andreen Helden ein Abenteuer angeht, werden ggfs. gespeicherte Zwischenstände gelöscht.
Allerdings ist Verschwörung in Ferdok auch gratis, und soll die künftigen Kunden sozusagen 'anfixen‘, sprich: ihnen den Mund wässrig machen nach mehr Abenteuern. Angesichts der guten Regelumsetzung (an einigen Sachen wird noch gefeilt, zum Beispiel der Tatsache dass man zur Zeit noch zum Zweihänder einen Schild verwenden kann – was bei DSA eigentlich bestenfalls ein myranischer Neristu könnte, den man hier aber nicht spielen kann- das sind allerdings eher Kleinigkeiten)bietet es sich sowohl für DSA-Anfänger an, aber auch für Experten. Das Spiel läuft sehr stabil und ohne größere Crashes.
Wer einmal wissen will, wie sich so ein computergestütztes Soloabenteuer spielt, sollte es auf jeden Fall einmal ausprobieren. Auch als Vorbereitung auf Drakensang ist es interessant. Und ob man sich auch noch weitere Abenteuer leistet, dürfte von derselben Überlegung abhängen, mit der damals die Handyspiele verkauft wurden.
Mir hat die Verschwörung auf jeden Fall gefallen.